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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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der Assassine, der die blitzende Klinge seiner Waffe an Grenouilles Kehle hielt.
    »Der Junge ist kein Feind«, donnerte Dun.
    »Er stammt aus den Salinen.«
    Die Stimme des Mannes klang nicht unangenehm.
    »Du bist wahrlich schnell darin, mich zu verteidigen, Logrid«, lobte der Kaiser hinter dem Vorhang, während eine Dienerin ihm frisches heißes Wasser brachte. Dampfschwaden stiegen auf.
    »Doch ich glaube kaum, dass ein Kind, das seine Heimat verlässt, weil dort Krieg herrscht, einen derart langen Weg zurücklegt, um den Kaiser zu töten.«
    Der Assassine legte den Kopf schief wie ein Raubtier, das seine Beute beobachtet. Seine Augen glitten zu Grenouilles Hand, die sich deutlich sichtbar in Richtung seines Holzschwertknaufs bewegt hatte. Die Augen des Jungen flackerten. Der Schreck saß ihm noch in allen Gliedern. Das Gesicht des Assassinen blieb unter seiner Kapuze verborgen. Dennoch musterte er Grenouille eindringlich und hätte schwören können, dass der Junge seinen Blick herausforderte.
    »Logrid«, knurrte Dun, »lass ihn in Frieden.«
    Logrid ließ sein Schwert sinken, trat beiseite und steckte die Waffe zurück in die Scheide.
    »So heißt man uns also willkommen«, murrte Dun.
    »Ich folge lediglich Eurem Beispiel, Daermon«, entgegnete der Assassine leise.
    »Dieser Junge bedroht den Kaiser nicht, Logrid.«
    Logrid warf ihm ein merkwürdiges Lächeln zu und verschwand so schnell und leise, wie er gekommen war, hinter einer Säule. Zurück blieb ein vor Angst fast gelähmter Junge. Oder war es die Demütigung, die ihn hatte erstarren lassen?
    »Grenouille!«
    »Vielleicht wäre es besser, wenn Ihr Euch zunächst allein mit Seiner Majestät unterhaltet«, schlug der Verwalter leise vor.
    Dun nickte. Welcher Teufel hatte Logrid geritten, dass er ein Kind angriff? Natürlich wusste auch Dun, dass der Aufstand in den Salinen noch lange nicht niedergeschlagen war – aber deswegen einen kleinen Jungen verdächtigen? Er seufzte. Der Verwalter brachte Grenouille zur Tür.
    Der Junge würdigte Dun keines Blickes, sondern starrte nur finster vor sich hin. Er, der sich sonst so stolz gebärdete, hatte angesichts des wichtigsten Mannes der Welt Angst gezeigt. Und was noch schlimmer war – man hatte ihn gedemütigt, ohne dass er seine Talente beweisen konnte.
    Zumindest würde ihn dieser Vorfall eine gewisse Geduld und Bescheidenheit lehren, überlegte der General. Eines Tages würde sicher auch er seine Chance bekommen. Er würde seinen Zorn überwinden und sich der Welt in seiner ganzen Größe präsentieren. Doch zunächst einmal herrschte Krieg, und die Idee, Grenouille könne dessen Verlauf beeinflussen, musste jetzt und hier in des Kaisers Kopf gepflanzt werden. Wie eine kleine Hoffnungsblüte, die aus dem Chaos wuchs.
    Nachdem sich die Türflügel wieder geschlossen hatten, trat Dun dicht an den Vorhang. Er war sich sicher, aus den Salinen ein wahres Juwel mitgebracht zu haben. Der Schatten stieg aus dem Bottich, und die schlanken Gestalten hüllten ihn sofort mit weichen Tüchern ein. Es sah aus, als schlösse ein Engel mit der Hilfe von Vestalinnen seine Flügel. Ein Engel oder ein Dämon.
    Langsam richtete er sich auf. Die Damen traten zurück und kamen schließlich hinter dem Vorhang hervor. Sie waren jung und hübsch und trugen grüne, mit Gold bestickte Kleider. Vier von ihnen entfernten den noch dampfenden Bottich und musterten den General mit neugierigen Blicken, ehe sie hinter den Säulen verschwanden. Eine Tür schloss sich. Dann war nur noch pfeifender Atem zu hören. Die Gestalt hinter dem Vorhang bewegte sich nicht.
    »Er hat mir das Leben gerettet«, sagte Dun unvermittelt.
    »Ich weiß«, antwortete der Kaiser. »Ihr müsst Logrid entschuldigen. Der Aufstand sorgt selbst in Emeris für Nervosität. Wer ist noch Freund? Und wer Feind? Oftmals weiß man es nicht.«
    Er hielt inne und bewegte sich ein Stück zur Seite.
    »Logrid wollte mich nur verteidigen. Genau wie Ihr vor langer Zeit.«
    Er schien etwas zu seinen Füßen zu suchen, bückte sich und zog einen Schemel heran.
    »Wie wohl es doch tat, zu erfahren, dass Ihr noch lebt, Dun-Cadal. Und wie wohl es mir tut, Euch hier bei mir zu sehen«, sagte er und setzte sich.
    »Mir ist es noch angenehmer als Euch, dass ich noch lebe, kaiserliche Hoheit. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob Hauptmann Azdeki der gleichen Ansicht ist.«
    Der Kaiser unterdrückte ein Lachen. »Mir sind da gewisse Dinge zu Ohren gekommen. Aber macht Euch

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