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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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sich die berühmtesten Leibsoldaten der Familie Reyes zusammengefunden, hochverdiente Kämpen, deren Helme in der Halle zur Schau standen. Im Lauf der Jahrhunderte waren Waffen und Rüstungen feiner und leichter geworden. Dun glaubte fest daran, dass Grenouille eines Tages in der Lage wäre, dem Weg der ruhmreichen Vorfahren zu folgen. Doch dazu musste er seine Ängste überwinden.
    Von den milchweißen Mauern des Palasts und den riesigen Fenstern der Säle über die goldbehelmten Wachen, deren Lanzenspitzen in der Sonne blinkten, bis hin zu herablassenden Damen in knisternden Seidenkleidern – das alles musste einem halben Kind, das sein Leben in den Sümpfen verbracht hatte, neu und befremdlich erscheinen. Im Palast mischte sich Rosenduft mit den Gerüchen frisch geschnittenen Grases und verführerischen Parfums.
    »Du bist zum ersten Mal hier, nicht wahr?«, fragte ein Mann in einer weißen Robe mit einem roten Umhang.
    Sie folgten ihm durch einen mit hohen Spiegeln ausgestatteten Gang, denn der Kaiser hatte sie sofort zu sich rufen lassen, als er von ihrer Anwesenheit im Palast erfuhr. Dun stellte Grenouille den Mann in Weiß als einen der kaiserlichen Verwalter vor.
    Grenouille hatte längst den Überblick über die vielen Generäle, Hauptleute, Grafen und Barone verloren, die er seit seinen ersten Minuten im Palast begrüßt hatte. Der sonst immer so unbekümmerte Junge zeigte sich plötzlich schüchtern, reserviert und spürbar nervös. Dun bemerkte es besonders deutlich, als sie auf die große, glänzend lackierte zweiflügelige Tür mit dem goldenen Rahmen zugingen. Grenouille schwitzte und atmete schneller als sonst.
    »Du wirst doch nicht etwa stumm sein?«, erkundigte sich der Verwalter. »Du hast bisher noch kein Wort gesprochen. Ich habe aber schon von dir gehört. Du bist Grenouille, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Grenouille«, mahnte Dun vorwurfsvoll.
    »Ja, Euer Durchlaucht.«
    »Wir haben deine Bemühungen für das Kaiserreich aufmerksam verfolgt. Respekt, junger Mann.«
    »Danke, Durchlaucht«, antwortete Grenouille knapp.
    Dun verstand seine Nervosität nur zu gut. Er selbst hatte bei seinem ersten Zusammentreffen mit Ashams Vater seine Unsicherheit hinter einer gewissen Großspurigkeit verborgen, aber Grenouille war noch zu jung, um sich überheblich zu geben.
    Der Verwalter stieß die große Tür auf, die sich leise knarrend öffnete. Dun-Cadal und der Junge standen in einem riesigen Saal. Der Marmorboden war schwarz und weiß geädert. Dutzende glänzender Säulen stützten die Decke. Es gab keine Möbel und noch nicht einmal einen Thron. In der Nähe eines Balkons, unter dem die Baumwipfel rauschten, war ein fein gearbeiteter, roter Vorhang gespannt. Dahinter konnte man einen hohen, gebieterischen Schatten erkennen, der in einem Bottich zu sitzen schien, aus dem Dampfschwaden emporstiegen. Weibliche Gestalten schütteten eimerweise Wasser in das Bad.
    Grenouille erstarrte.
    »Geh weiter«, befahl Dun leise und versetzte ihm einen Knuff in den Rücken. »Und rede immer erst, wenn du angesprochen wirst.«
    Hinter dem Stoff krümmte sich der Schatten wie ein krankes Kind. Mit einem Handzeichen gebot der Verwalter den beiden Gästen, ihm zu folgen.
    »Der aus den Salinen zurückgekehrte General Daermon und sein junger Zögling sind zur Audienz bei Eurer Kaiserlichen Hoheit erschienen«, verkündete er mit lauter Stimme.
    »Habt Ihr mir etwa einen Sohn mitgebracht?«, erklang es spöttisch hinter dem Vorhang. »Kommt Ihr deswegen so spät?«
    Je näher sie der roten Abtrennung kamen, desto entschlossener wurde Grenouilles Schritt. Dennoch schien er mehr Angst zu haben als zuvor. Mit gerunzelten Brauen und verschlossenem Gesicht wurde er plötzlich schneller und befand sich bereits auf Höhe des Verwalters. Noch einige Schritte in diesem Tempo, und der Kleine wäre der Erste, der vor dem Kaiser stünde. Doch Dun war sicher, dass Grenouille genügend Anstand besaß, es nicht so weit kommen zu lassen. Er musste lächeln und wollte gerade antworten, als er ein merkwürdiges Geräusch hörte. Sofort legte er die Hand an den Schwertknauf. Eine Klinge sirrte durch die Luft und hielt unmittelbar vor der Kehle des Jungen inne. Erschrocken wich der Verwalter einen Schritt zurück.
    »Friede, Daermon«, schnurrte eine merkwürdig tiefe Stimme.
    Dun erstarrte. Er zog das Schwert ein Stück aus der Scheide. Noch zögerte er, es ganz zu ziehen, doch diese Stimme kannte er nur allzu gut. Es war die Hand des Kaisers ,

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