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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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flatterten. Er wirkte … schmutzig. Jämmerlich und schmutzig. Negus musterte ihn von Kopf bis Fuß, ohne seinen Kummer zu verbergen.
    »Du lebst immer noch in der Vergangenheit, nicht wahr? Logrid ist tot, Dun. Enain-Cassart wurde von einem Irren ermordet. Nichts weiter. Alles andere geht dich nichts an.«
    Das war alles. Weiter gab es nichts zu sagen.
    Dun widerstrebte es, auf diese Weise übergangen zu werden. Er war überzeugt, etwas gesehen zu haben, von dem alle anderen nichts wussten.
    Die Republik hatte die Nacht der Masken zum nationalen Feiertag ausgerufen. Es war ein Abend, an dem kein Rang etwas zählte und alle Bürger maskiert den Sieg des Volkes über die Unterdrückung feierten. In diesem Jahr war die Stadt Masalia Gastgeberin der Festlichkeiten, und alle Ratsherrn hatten ihr Kommen angekündigt. Dass auch ein Assassine anwesend war, der nach wie vor das Banner des Kaisers hochhielt, konnte kein Zufall sein.
    Als sich Negus zur Tür wandte, versuchte Dun, seinen ehemaligen Waffenbruder zurückzuhalten.
    »Warte, Negus!«
    Doch er erwischte ihn nicht einmal mehr am Ärmel. Obwohl Negus seit der letzten Begegnung zugenommen hatte, mangelte es ihm keinesfalls an Beweglichkeit. Er wich behände zur Seite aus und warf Dun einen ebenso traurigen wie verächtlichen Blick zu. Die Gardisten an der Tür gingen in Stellung.
    »Das, was in unserer heutigen Welt geschieht, geht dich nichts mehr an, Dun. Du verstehst es ohnehin nicht.«
    »Was sollte ich auch verstehen?«, gab er verbittert zurück. »Die Art, wie du dich aus der Asche dessen erhoben hast, was wir einst verteidigten? Du warst Ritter. Und General. Du hast einen Schwur geleistet!«
    Wut und Enttäuschung schnürten ihm die Kehle zu. War der Mann dort in der abstoßend blasiert wirkenden Toga wirklich sein Freund? Oder nur ein dahergelaufener Parvenü?
    »Wir haben doch an Werte geglaubt, Negus. An das Kaiserreich und den Fangol-Orden.«
    »Und an das verlorene Buch, nicht wahr?« Negus nickte. »Aber vielleicht haben wir mehr verdient als das, was die Götter für uns im Liaber Dest aufgeschrieben haben. Dein Niedergang – stand der etwa geschrieben? Du warst einmal ein großer Mann, Dun-Cadal, aber du hast nie nachgedacht.«
    »Ich mag vielleicht nicht mehr groß sein – aber was ist mit dir?«
    »Siehst du, genau das verstehst du nicht«, entgegnete Negus, der jetzt ebenfalls wütend wurde. »Wenn du unbedingt willst, kannst du mich gern für einen Verräter halten, aber ganz ehrlich: Was hat uns die Größe gebracht, die wir uns in der Zeit erworben haben, als wir für Reyes kämpften? Sieh dich doch nur selbst an. Wie hat dir der Dienst am Kaiserreich genützt?«
    Entschlossen ging er weiter auf die Tür zu.
    »Ich habe damals wie heute dem Volk gedient. Du hingegen bist immer nur deinen Träumen nachgelaufen.«
    Als die Tür hinter Negus ins Schloss fiel, blieb Dun wie betäubt stehen. Viola trat zu ihm, doch er nahm sie kaum wahr.
    »Dun-Cadal«, sprach sie ihn sanft an. »Ist alles in Ordnung?«
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu. Nein, er wollte kein Mitleid. Er hatte Besseres verdient. Schließlich war er einmal wesentlich mehr gewesen als ein armseliger Säufer, der sich in Masalias Elendsvierteln herumtrieb.
    »Nichts ist in Ordnung«, antwortete er und starrte die Tür an, hinter der Negus verschwunden war.
    Dahinter geschah etwas. Dun spürte die Luft vibrieren wie ein straff gespanntes Seil.
    Du …
    »Wir werden Mittel und Wege finden, ihn zu überzeugen«, sagte Viola tröstend.
    Ein Gardist näherte sich.
    Du bleibst …
    Sanft berührte sie seine Schulter.
    »Ich konnte schon immer den Tod spüren«, sagte er plötzlich mit zitternder Stimme. Tränen standen in seinen Augen.
    Der Gardist machte Anstalten, sie nach draußen zu begleiten.
    Du bleibst in meiner Nähe, Grenouille. Negus, sind die Fallen bereit?
    »Er ist hier«, murmelte er dumpf.
    Plötzlich ergriff er die junge Frau am Kragen. Ehe der Gardist reagieren konnte, warf er sie zu Boden, zog mit der freien Hand sein Schwert aus der Scheide und stürmte auf die Tür zu, hinter der Negus verschwunden war.
    Sie kommen. Ich spüre es.
    Er rannte. Sein Herz hämmerte zum Zerspringen, und seine Schläfen pochten so stark, dass es ihm vorkam, als koche sein gesamtes Innerstes. Sein Körper schien nur noch ein Stück verfaultes Fleisch zu sein. Nutzlos. Schlaff. Ausgebrannt.
    Die Drachen!
    Sie kommen!
    Trotzdem rannte Dun weiter. Er rannte, weil er erneut das merkwürdige

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