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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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sehen war etwas ganz anderes.
    »Grenouille!«
    Der Junge reagierte und bewegte sich nicht. Er hörte nicht einmal die durchdringenden Schreie der näher kommenden Krieger.
    »Grenouille, bei allen Göttern, beweg dich endlich!«
    Wie ein tosender Strom brachen sie zwischen den Bäumen hervor. Soldaten, Söldner und Bauern jeden Alters und unterschiedlichster Größe stürmten hinter den Drachen her, rannten an ihnen vorbei oder kletterten auf ihre Kadaver, um sich von oben tapfer ins Getümmel zu stürzen. Sie schäumten vor Wut.
    Auf dem Schlachtfeld herrschte ein unbeschreibliches Chaos. Klingen wurden gekreuzt, Arme, Beine und Köpfe abgehackt, Körper stürzten schwer zu Boden, Schreie gellten durch die Nacht. Wut und Gewalt prallten aufeinander.
    Grenouille parierte einen Hieb, wich einem anderen aus, versetzte einen Todesstoß. Die freie Hand ballte er zur Faust und schlug sie einem Angreifer auf den Kopf.
    »Grenouille, da drüben!«
    Grenouille stieß sein Schwert in die Brust eines anstürmenden Soldaten, ehe er sich zu Dun umdrehte. Seine Schwertspitze triefte vor klebrigem Blut. Der General kämpfte nur wenige Schritte entfernt.
    »Achte auf den Drachen!«, warnte er.
    Zehn Meter weiter war es einem Drachen gelungen, einige Maschen des Netzes zu zerreißen und einen Soldaten zu zertrampeln. Grenouille stürzte sich auf das Tier. Hinter ihm ging der Kampf weiter.
    »Daermon!«, schrie Negus.
    Sein Schwert schnitt durch Fleisch, trennte Gliedmaßen ab und klirrte zitternd gegen andere Klingen. Manchmal begnügte er sich damit, die Arme auszubreiten und den Odem auszustoßen, der seine Feinde mehrere Meter davonschleuderte. Trotz seines Gewichts verfügte er über eine unglaubliche Wendigkeit, wich Hieben aus und warf sich zur Seite, um dann seinerseits sein Schwert in einen Harnisch zu bohren.
    Die Gesichter der Kämpfer waren nicht zu erkennen, ihre Gestalten sahen aus wie bewegte Schatten. Die Generäle waren an dieses Getümmel gewöhnt, an diese Woge von Unbekannten, die sich auf sie stürzte – Männer ohne Namen, ohne Geschichte, ohne irgendetwas, an das zu erinnern sich gelohnt hätte. Natürlich besaßen auch sie ein Leben, eine Familie und hatten Träume und Ängste, doch mitten im Kampf an ihre Menschlichkeit zu denken und sie als gleichwertig zu behandeln hätte den sicheren Tod bedeutet. Die Bewegungen der Kämpfer erfolgten mechanisch und waren oft nur durch jahrelange Übung erworbene Reflexe.
    Dun streckte einen Gegner nieder, ohne den Feind hinter sich zu bemerken. Ein Söldner schwenkte eine Axt über dem Kopf und wollte gerade zuschlagen, als …
    »Himmeldonnerwetter«, fluchte Dun und fuhr herum, weil er das Geräusch des Schwertes vernahm, das den Körper des Rebellen durchbohrte.
    Der Mann fiel mit erstauntem Gesichtsausdruck auf die Knie. Hinter ihm stand Negus. Auf seinen vom Frost aufgesprungenen Lippen lag ein freches Grinsen. Erleichtert atmete Dun auf.
    »Ich habe dir gerade das Leben gerettet, mein Freund«, erklärte Negus stolz.
    Der Schnee ringsum färbte sich blutrot. Die Bäume bogen sich unter der Gewalt der in ihrer Falle tobenden Drachen. Dazwischen bewegten sich schwarze, kaum von den flackernden Fackeln beleuchtete Gestalten wie in einem Totentanz.
    Verzweifelt suchte Dun nach seinem Schüler. Als er ihn schließlich entdeckte, bahnte sich Grenouille gerade eine Schneise durch die Aufständischen. Bei jedem Hieb blinkte sein Schwert rötlich auf. Er war nur noch wenige Meter von dem riesigen Drachen entfernt, der Masche für Masche das Netz zerriss, das ihn von den Schultern an einhüllte.
    »Es ist der rote Drache«, raunte Negus. »Das Netz wird nicht halten.«
    Das Tier war deutlich größer als die anderen. Unter seinen lebhaft roten Schuppen zeichneten sich dicke Muskelpakete ab, und über den gelben Augen mit den geschlitzten, tiefschwarzen Pupillen wanden sich zwei lange Hörner. Rauchkringel drangen aus seinen Nasenlöchern und stiegen graziös in die Luft. Der Anblick hatte fast etwas Hypnotisches. Als der Drache laut brüllte, blieb Grenouille stehen. Mit einem letzten Biss zerriss das Tier das Netz, befreite sich und richtete kreisend den Hals auf. Obwohl die Maschen des Netzes mit Stacheldraht verstärkt worden waren, hatten sie nicht gehalten.
    Rote Drachen waren sehr selten und extrem kampflustig. Nie und nimmer hätte Dun damit gerechnet, dass Stromdag es wagen würde, eines dieser Tiere gegen die kaiserliche Armee einzusetzen. Trotz der nicht

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