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Der Pfad im Schnee

Der Pfad im Schnee

Titel: Der Pfad im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Berg und ich werde es nie erfahren. »Ich werde müde, Lord Sugita. Verzeihen Sie.«
    »Lady Shirakawa.« Er verbeugte sich vor ihr und stand auf. »Wir bleiben in Verbindung, soweit das Wetter es erlaubt. Ich erwarte Sie im Frühjahr in Maruyama; die Krieger des Clans werden Ihren Anspruch unterstützen. Wenn sich irgendetwas verändert, werde ich es Sie wissen lassen.«
    Sie versprach, das Gleiche zu tun, ungeduldig wartete sie darauf, dass er ging. Dann, als sie sicher war, dass er sich im Gästepavillon befand, rief sie nach Shizuka, ging hin und her und packte das Mädchen, als es kam, mit beiden Händen.
    »Verheimlichst du mir etwas?«
    »Lady?« Shizuka schaute sie überrascht an. »Was meinen Sie? Was ist geschehen?«
    »Sugita sagte, er habe gehört, Takeo sei tot.«
    »Das ist nur ein Gerücht.«
    »Aber du hast es auch gehört?«
    »Ja. Aber ich glaube es nicht. Wenn er tot wäre, hätte man es uns gesagt. Sie sehen so blass aus! Setzen Sie sich. Sie sollten sich nicht überanstrengen, Sie dürfen nicht wieder krank werden. Ich richte die Betten.«
    Sie führte Kaede aus dem Hauptraum in ihr Schlafzimmer. Kaede sank zu Boden, ihr Herz hämmerte immer noch. »Ich habe solche Angst, dass er stirbt, bevor ich ihn wiedersehe.«
    Shizuka kniete sich neben sie, löste ihr die Schärpe und half ihr aus der Gesellschaftskleidung.
    »Ich werde Ihnen den Kopf massieren. Sitzen Sie still.«
    Unruhig bewegte Kaede den Kopf von einer Seite zur andern, griff sich ins Haar, ballte und löste die Fäuste. Shizukas Hände in ihrem Haar beruhigten sie nicht, sie erinnerten sie lediglich an den unerträglichen Nachmittag in Inuyama und die Ereignisse, die gefolgt waren. Sie schauderte.
    »Du musst es herausfinden, Shizuka, ich muss es wissen. Schicke eine Botschaft an deinen Onkel. Schicke Kondo. Er muss sofort aufbrechen.«
    »Ich dachte, Sie fangen an, ihn zu vergessen«, murmelte Shizuka, während sie weiter Kaedes Kopf bearbeitete.
    »Ich kann ihn nicht vergessen. Ich habe es versucht, aber sobald ich seinen Namen höre, kehrt alles zurück. Erinnerst du dich an den Tag in Tsuwano, an dem ich ihn zum ersten Mal sah? In diesem Moment habe ich mich in ihn verliebt. Ein Fieber überkam mich. Es war - es ist - ein Zauber, eine Krankheit, von der ich nie geheilt werden kann. Du hast gesagt, wir würden es überwinden, aber das wird nie geschehen.«
    Ihre Stirn brannte unter Shizukas Fingern. Erschrocken fragte das Mädchen: »Soll ich nach Ishida schicken?«
    »Mich quält die Sehnsucht nach Liebe«, sagte Kaede leise. »Dagegen kann Dr. Ishida nichts tun.«
    »Eine solche Sehnsucht ist einfach genug zu stillen«, entgegnete Shizuka ruhig.
    »Aber ich begehre nur ihn. Nichts, niemand sonst kann Linderung bringen. Ich weiß, dass ich versuchen muss, ohne ihn zu leben. Ich habe Pflichten gegenüber meiner Familie, die ich erfüllen muss, erfüllen werde. Aber wenn er tot ist, musst du es mir sagen.«
    »Ich werde Kenji schreiben«, versprach Shizuka. »Ich werde morgen Kondo zu ihm schicken, obwohl wir ihn eigentlich nicht entbehren können…«
    »Schicke ihn«, sagte Kaede.
    Shizuka machte einen Tee aus Weidenzweigen, die Ishida zurückgelassen hatte, und überredete Kaede, ihn zu trinken, doch Kaede schlief unruhig und war am Morgen teilnahmslos und fiebrig.
    Ishida kam, wandte Beifußblättermedizin an, gebrauchte seine Nadeln und tadelte Kaede sanft, weil sie sich nicht mehr geschont hatte.
    »Es ist nichts Ernstes«, erklärte er Shizuka, als sie aus dem Haus traten. »In ein oder zwei Tagen ist es vorbei. Sie ist zu empfindsam und verlangt zu viel von sich. Sie sollte heiraten.«
    »Sie wird nur einen bestimmten Mann heiraten wollen - und das ist unmöglich«, sagte Shizuka.
    »Den Vater des Kindes?«
    Shizuka nickte. »Gestern hat sie ein Gerücht gehört, er sei tot. Da hat das Fieber angefangen.«
    »Ah.« Sein Blick war nachdenklich, verträumt. Sie fragte sich, an wen oder was aus seiner Jugend er sich erinnerte.
    »Ich fürchte die kommenden Monate«, sagte Shizuka. »Ich habe Angst, dass sie anfängt zu grübeln, sobald wir vom Schnee eingeschlossen sind.«
    »Ich habe einen Brief für sie von Lord Fujiwara. Er möchte, dass sie ihn besucht und ein paar Tage bleibt. Der Ortswechsel kann helfen, ihre Stimmung zu heben und sie abzulenken.«
    »Lord Fujiwara ist zu freundlich zu diesem Haus, er schenkt uns zu viel Aufmerksamkeit.« Automatisch gebrauchte Shizuka die höflichen Dankesfloskeln, während sie den Brief

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