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Der Pfad im Schnee

Der Pfad im Schnee

Titel: Der Pfad im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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anderen Proviant mitgebracht.
    »Ich werde Ihre Probleme nicht vermehren«, erklärte er Kaede.
    »Sie sind nicht so schwer, dass wir alte Freunde nicht ernähren könnten«, log sie.
    »Jeder wird in diesem Winter leiden«, antwortete er düster. »Die Unwetter, Iidas Tod, Arais Feldzüge - die Ernte ist nur ein Teil dessen, was sie sein sollte.«
    Kaede lud ihn ein, mit ihr zu essen; die anderen überließ sie Shoji und Kondo. Kurz sprachen sie über die Ereignisse in Inuyama und dann lange über das Maruyamaerbe. Sugita behandelte Kaede mit Respekt, gemischt mit einer liebevollen Vertrautheit, als wäre er ein Onkel oder Vetter. Kaede fühlte sich wohl in seiner Gesellschaft: Er wurde von ihr nicht bedroht, dennoch nahm er sie ernst.
    Als sie gegessen hatten und der Tisch abgeräumt war, sagte er: »Es war der Wunsch meiner Herrin, ihre Domäne in Ihrer Obhut zu sehen. Ich war erfreut über Ihre Botschaft, dass Sie Ihr Erbe antreten wollen. Ich bin sofort gekommen, um Ihnen zu sagen, dass ich Ihnen helfen werde. Viele von uns werden das tun. Wir sollten unser Vorgehen vor dem Frühjahr planen.«
    »Das ist meine Absicht und ich werde alle Hilfe brauchen, die ich bekommen kann«, antwortete Kaede. »Ich habe keine Ahnung, wie ich es anfangen soll. Werde ich die Ländereien einfach übernehmen können? Wem gehören sie jetzt?«
    »Sie gehören Ihnen«, sagte er. »Sie sind die nächste Erbin und es war der ausgesprochene Wunsch unserer Herrin, dass Sie die Domäne bekommen. Aber andere fordern sie ebenfalls: Die Hauptkonkurrentin ist Lady Maruyamas Stieftochter, die mit einem Vetter von Lord Iida verheiratet ist. Arai hat ihn nicht entmachten können und er hat eine recht große Armee - eine Mischung aus Tohan, die aus Schloss Noguchi geflohen sind, als es fiel, und unzufriedenen Seishuu, die nicht einsehen, warum sie sich Arai unterordnen sollen. Sie überwintern im fernen Westen, werden aber im Frühling nach Maruyama marschieren. Wenn Sie nicht schnell und kühn handeln, wird die Domäne umkämpft und zerstört werden.«
    »Ich habe Lady Naomi versprochen, das zu verhindern«, sagte Kaede, »aber ich wusste nicht, was ich versprach oder wie ich es einlösen soll.«
    »Viele Menschen sind bereit, Ihnen zu helfen.« Er beugte sich vor und flüsterte: »Unser Altestenrat bittet Sie durch mich, zu uns zu kommen, und das bald. Unter Lady Naomi gedieh die Domäne; wir hatten alle genug zu essen und selbst die Ärmsten konnten ihre Kinder ernähren. Wir trieben Handel mit dem Festland, bauten Silber und Kupfer ab, gründeten viele kleine Produktionsstätten. Das Bündnis zwischen Lord Arai, Lord Otori Shigeru und den Maruyama hätte diesen Wohlstand bis ins Mittlere Land gebracht. Wir wollen von dem Bündnis retten, was wir können.«
    »Ich will Lord Arai im Frühjahr besuchen«, sagte Kaede. »Dann werde ich unser Bündnis formell bekräftigen.«
    »Eine Ihrer Bedingungen muss sein, dass er Ihren Anspruch auf Maruyama unterstützt. Nur Arai ist stark genug, die Stieftochter und ihren Mann dazu zu bringen, sich ohne Kampf zurückzuziehen. Und wenn es zu einer Schlacht kommt, wird nur seine Armee groß genug sein, sie zu schlagen. Sie müssen rasch handeln; sobald die Straßen wieder offen sind, müssen Sie nach Inuyama und dann mit Arais Rückhalt zu uns.«
    Er schaute sie an, lächelte und sagte: »Es tut mir Leid, es soll nicht klingen, als würde ich Ihnen irgendetwas befehlen. Aber ich hoffe, Sie nehmen meinen Rat an.«
    »Gern«, sagte sie. »Er entspricht dem, was ich mir schon vorgenommen hatte, aber jetzt ermutigt mich Ihre Unterstützung dazu.«
    Sie besprachen, wie viele Männer Sugita aufbringen konnte, und er schwor, die Domäne niemandem zu übergeben außer ihr. Er kündigte an, am nächsten Tag aufzubrechen, weil er vor dem neuen Jahr in Maruyama sein wolle. Dann sagte er beiläufig: »Es ist jammerschade, dass Otori Takeo tot ist. Wenn Sie ihn geheiratet hätten, wären Sie durch seinen Namen und die Verbindung mit den Otori noch stärker.«
    Kaede war es, als würde ihr Herz aufhören zu schlagen und von der Brust in den Magen fallen. Sie versuchte mit fester Stimme zu sprechen. »Ich habe nichts von seinem Tod gehört.«
    »Nun, das ist nur, was die Leute sagen. Ich weiß keine Einzelheiten. Ich nehme an, es ist die nahe liegende Erklärung für sein Verschwinden. Vielleicht ist es nur ein Gerücht.«
    »Vielleicht.« Bei sich dachte Kaede: Oder vielleicht liegt er tot auf freiem Feld oder auf dem

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