Der Pfad im Schnee
Verbündeten von Lord Iida betrachtete. Er wollte nicht, dass sie hier durchkamen. Er traf sie bei den Heiligen Höhlen. Die Soldaten versuchten mit ihm zu verhandeln, aber er griff sie an.«
»Vater hat gegen sie gekämpft? Ist er tot?«
»Nein, er wurde natürlich besiegt und die meisten seiner Männer wurden getötet, aber er lebt noch. Er hält Arai für einen Verräter und Emporkömmling. Schließlich hatte er den Noguchi Treue geschworen, als du ihre Geisel wurdest.«
»Die Noguchi wurden geschlagen, ich bin keine Geisel mehr und habe mich mit Arai verbündet«, sagte Kaede.
Ihre Schwester machte große Augen. »Das verstehe ich nicht«, murmelte sie. »Nichts davon verstehe ich.« Zum ersten Mal schien sie Shizuka und die Männer draußen richtig zu bemerken. Sie machte eine hilflose Geste. »Verzeih mir, ihr müsst erschöpft sein. Ihr seid von weit her gekommen. Die Männer sind sicher hungrig.« Sie runzelte die Stirn, plötzlich sah sie wie ein Kind aus. »Was soll ich machen?«, flüsterte sie. »Wir haben so wenig anzubieten.«
»Sind keine Dienstboten mehr da?«
»Als wir die Pferde hörten, habe ich ihnen gesagt, sie sollen sich im Wald verstecken. Wahrscheinlich kommen sie zurück, bevor es dunkel ist.«
»Shizuka«, sagte Kaede, »geh in die Küche und sieh nach, was da ist. Richte den Männern etwas zu essen und zu trinken. Sie können hier übernachten. Mindestens zehn brauche ich, die mit mir hier bleiben.« Sie deutete auf Langarm. »Er soll sie auswählen. Die anderen müssen nach Inuyama zurückkehren. Wenn die Männer meinen Leuten oder meinem Besitz irgendeinen Schaden zufügen, riskieren sie ihr Leben.«
Shizuka verneigte sich. »Lady.«
»Ich zeige dir den Weg«, sagte Ai und führte Shizuka zur hinteren Haustür.
»Wie heißt du?«, fragte Kaede Langarm.
Er fiel vor ihr auf die Knie. »Kondo, Lady.«
»Gehörst du zu Arais Männern?«
»Meine Mutter war von den Seishuu. Mein Vater, falls ich Ihnen meine Geheimnisse anvertrauen darf, gehörte dem Stamm an. Ich habe mit Arais Männern in Kushimoto gekämpft und wurde aufgefordert, in seine Dienste zu treten.«
Kaede sah auf ihn hinunter. Er war kein junger Mann. Sein Haar war grau meliert, die Haut an seinem Nacken faltig. Sie fragte sich, wie seine Vergangenheit ausgesehen haben mochte, was er für den Stamm getan hatte, wie weit sie ihm vertrauen konnte. Doch sie brauchte einen Mann, der sich um die Soldaten und die Pferde kümmerte und das Haus verteidigte. Kondo hatte Shizuka gerettet, Arais andere Männer fürchteten und respektierten ihn, er hatte die kämpferischen Fähigkeiten, die sie brauchte.
»Es kann sein, dass ich ein paar Wochen lang auf deine Hilfe angewiesen bin«, sagte sie. »Kann ich mich auf dich verlassen?«
Jetzt schaute er zu ihr auf. In der zunehmenden Dunkelheit konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Seine Zähne schimmerten weiß, während er lächelte, und als er sprach, klang seine Stimme aufrichtig, sogar ergeben. »Lady Otori kann sich auf mich verlassen, solange sie mich braucht.«
»Dann schwöre es.« Kaede spürte, wie sie errötete, als sie eine Autorität vortäuschte, von der sie nicht wusste, ob sie darüber verfügte.
Die Falten um seine Augen vertieften sich kurz. Er senkte die Stirn auf die Matte und gelobte ihr und ihrer Familie Treue, doch sie glaubte einen ironischen Klang in seiner Stimme zu entdecken. Der Stamm verstellt sich immer, dachte sie ernüchtert. Und zudem geben sie nur sich selbst Rechenschaft.
»Geh und wähle zehn Männer, denen du vertrauen kannst«, sagte sie, »schau nach, wie viel Futter für die Pferde da ist und ob die Scheunen Schutz genug bieten.«
»Lady Otori«, murmelte er und wieder meinte sie Ironie herauszuhören. Sie fragte sich, wie viel er wusste, was Shizuka ihm erzählt hatte.
Nach ein paar Augenblicken kam Ai zurück, ergriff Kaedes Hand und fragte leise: »Soll ich es Vater sagen?«
»Wo ist er? In welchem Zustand? Wurde er verwundet?«
»Er ist leicht verletzt worden. Aber es ist nicht die Verwundung… Der Tod unserer Mutter, der Verlust so vieler Männer… manchmal scheint sein Verstand sich zu verwirren und er scheint nicht zu wissen, wo er ist. Er redet mit Geistern und Erscheinungen.«
»Warum hat er sich nicht das Leben genommen?«
»Als er zurückgebracht wurde, wollte er es tun.« Ai versagte die Stimme und sie fing an zu weinen. »Ich habe ihn daran gehindert. Ich war so schwach. Hana und ich klammerten uns an ihn
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