Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
freizulassen. Als Larry das las, schnürte sich seine Kehle zusammen.
Oh Gott, dachte er. Die arme Frau.
Der Artikel führte aus, dass ihr Ehemann bei einem Autounfall ums Leben gekommen sei. Nun hatte sie auch noch ihre einzige Tochter verloren.
Larry fragte sich, was aus ihr geworden war. Wenn sie noch lebte, war sie wahrscheinlich Mitte sechzig.
Sollte er im Telefonbuch nachsehen?
Was würde ich ihr sagen? Ich habe den Leichnam ihrer Tochter gefunden?
Das kann ich nicht tun. Auf keinen Fall.
Er nahm an, dass es ein Trost für sie wäre, wenn sie endlich erführe, was aus Bonnie geworden war. Dann könnte sie ihrer Tochter ein anständiges Begräbnis zukommen lassen.
Sie wird es sowieso erfahren, spätestens wenn das Buch erscheint.
Zum Teufel, vielleicht ist sie ja schon tot.
Larry hoffte es, doch sofort hatte er deswegen ein schlechtes Gewissen. Dann sagte er sich, dass es ihr tot wahrscheinlich besser ging, denn so hatte sie wenigstens ihren Frieden, war erlöst von ihrem endlosen Kummer.
Aber vielleicht lebt sie auch noch, dachte er, und klammert sich an die schwache Hoffnung, dass sie eines Tages wieder mit ihrer Tochter zusammen sein wird.
Das Buch wird sie zugrunde richten.
Zerbrich dir darüber später den Kopf, sagte er sich. Wer weiß, sie könnte auch tot sein. Oder sie könnte irgendwo völlig abgeschottet leben und niemals von dem Buch hören. Dann wäre es so, als sei es nie veröffentlicht worden. Was soll es für einen Sinn haben, jetzt darüber nachzugrübeln?
Larry versuchte, nicht mehr an sie zu denken, und druckte die beiden Artikel aus. Er nahm den Mikrofiche aus dem Gerät und schob die Karte mit der Ausgabe des nächsten Tages hinein.
BIZARRE FUNDE IM SAGEBRUSH FLAT HOTEL
Bei der gestrigen Suchaktion in Sagebrush Flat wurden zwar weder Uriah Radley noch Hinweise auf den Aufenthaltsort der verschwundenen Mädchen aus Mulehead gefunden, aber stattdessen teilten die Behörden mit, dass einige seltsame Gegenstände in einem offenbar von dem Verdächtigen genutzten Hotelzimmer entdeckt wurden.
Die Türen und Fenster des Raums im ersten Stock waren mit Knoblauchzöpfen dekoriert. Den Polizisten fielen nicht weniger als vier Kreuze auf, obwohl doch davon ausgegangen wird, dass die Radleys Anhänger des presbyterianischen Glaubens und nicht des Katholizismus sind.
Die bei weitem erschreckendsten Funde waren jedoch ein Hammer und ein halbes Dutzend Holzpflöcke, die jemand mit einem Messer angespitzt hatte.
Polizeichef Ring kommentierte die Entdeckung folgendermaßen: »Als Kind habe ich genügend Filme gesehen, um zu wissen, dass die Funde auf einen Vampirjäger hinweisen. Ich weiß, das klingt seltsam, aber warum sollte sich ein Mann sonst mit Knoblauch und Kreuzen umgeben und sich ein Bündel Pfähle schnitzen? Uriah war schon immer ein eigenartiger Mensch. Möglicherweise hat ihn der Tod seiner Frau und seiner Tochter völlig aus der Bahn geworfen.«
Der Polizeichef spekulierte weiter, dass Uriah Radley geglaubt haben könne, Vampire seien für die Ermordung seiner Familie verantwortlich. »Irgendwie ist er vielleicht auf die Idee gekommen, dass Sandra Dunlap, Linda Latham und Bonnie Saxon die Schuldigen waren und dass sie Vampire waren. Bei unserer Suche nach den Mädchen werden wir diese Annahme von nun an in Betracht ziehen.«
Auf die Frage nach den Aussichten, die drei Jugendlichen lebend zu finden, antwortete Polizeichef Ring: »Ich kann nur versprechen, dass wir weiter suchen werden. Hoffen wir das Beste.«
Larry lehnte sich in seinem Stuhl zurück und starrte auf den Bildschirm.
Mein Gott, dachte er, ich hatte Recht.
Larry erinnerte sich an die Spekulationen, die er gestern angestellt hatte, nachdem er von der Einäscherung von Uriahs Frau und Tochter gelesen hatte. Er hatte sich gefragt, ob der Mistkerl an Vampire gedacht hatte, als er angeordnet hatte, die Leichen zu verbrennen.
Gestern war ihm diese Möglichkeit noch abwegig erschienen.
Aber der Typ hatte Knoblauch, Kreuze und Pfähle in seinem Zimmer.
Er hatte es tatsächlich auf die Mädchen abgesehen, weil er glaubte, sie wären Vampire und hätten seine Familie ermordet.
Unglaublich!
Larry runzelte die Stirn und fragte sich, warum er noch nie von den Ereignissen gehört hatte. Nach diesen Funden in Uriahs Zimmer mussten die Medien ausgeflippt sein. Man sollte meinen, dass die Geschichte im ganzen Land veröffentlicht worden war.
Eigentlich müssten Postillen wie The National Inquire die Angelegenheit
Weitere Kostenlose Bücher