Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
heftigen Feuersbrunst wurde angenommen, dass die Bewohner ohnehin schon vor Eintreffen der Feuerwehr an Rauchvergiftung gestorben waren. Dies bestätigte sich, als die Leichen später in den Trümmern gefunden wurden: Sie lagen noch in ihren Betten. Nach der Brandursache wird noch geforscht, aber es wird vermutet, dass das Feuer im Zimmer der Tochter Jessica seinen Ursprung nahm.«
Hat sie im Bett geraucht?, fragte sich Lane.
»Gestern Abend versammelte sich der Bildungsausschuss, um …«
Lane schaltete das Radio aus.
Sie war innerlich wie betäubt.
Jessica war tot.
Das Mädchen war eine echte Plage gewesen, aber jetzt war sie tot, mein Gott!
Wie konnte so etwas nur passieren?
Jessica hatte gepafft wie ein Schlot. Die Hälfte ihrer Schulzeit hatte sie rauchend auf dem Mädchenklo verbracht. Sie musste mit einer brennenden Zigarette eingeschlafen sein.
Hatten sie keinen Rauchmelder?
Lane bog um eine Ecke. Betty wartete am Straßenrand. Lane hielt an, beugte sich über den Beifahrersitz und entriegelte die Tür.
»Hast du es schon gehört?«, fragte Betty, als sie die Tür aufriss.
»Ja.«
»Wahnsinn!« Sie warf ihre Büchertasche nach hinten und ließ sich auf den Sitz fallen. Das Auto wackelte. »Ich wusste, dass es mit dem Flittchen kein gutes Ende nehmen würde.« Sie knallte die Tür zu.
»Sie ist tot«, murmelte Lane.
»Tja, das will ich wohl meinen.«
Lane trat aufs Gas. »Das hat sie nicht verdient.«
»Wenn man im Bett raucht, erwischt es einen früher oder später.«
»Ich kann es einfach nicht fassen.«
»Ich schon. Gut, dass wir die los sind. Weißt du, was gestern passiert ist? Nach der dritten Stunde musste ich pinkeln, und da saß sie mit offener Tür auf dem Klo und hat eine Kippe geraucht. Ich hab gesagt: ›Weißt du nicht, dass man davon Krebs kriegt?‹ Und sie hat mich so angeguckt.« Betty machte es nach. Sie rümpfte die Nase und zog eine Schnute. »Dann hat sie gesagt: ›Fick dich doch ins Knie, Fettarsch.‹ Ich kann also nicht behaupten, dass ich besonders großes Mitleid hätte. Sie hat es sich selbst eingebrockt.«
»Und ihre Eltern?«
»Tja. Schade eigentlich, dass Riley Benson nicht bei ihr übernachtet hat. Diesem Stück Scheiße mit seinen ewig fettigen Haaren hätte eine ordentliche Dosis Rauch gutgetan. Stimmt’s?«
Lane nickte. Es erschien ihr zwar nicht richtig, jetzt über Jessica und Benson herzuziehen, aber sie hatte auch keine Lust, sie zu verteidigen. Sie waren nun einmal fiese Gestalten.
Sie fragte sich, ob Benson tatsächlich in Jessica verliebt war.
Man konnte sich kaum vorstellen, dass er irgendjemanden liebte.
»Das Mädel hat ganz schön Pech gehabt«, fuhr Betty fort. »Erst wird sie aufgemischt und dann gegrillt.«
Lane schaltete das Radio an und drehte es laut. Willie Nelson und Ray Charles sangen »Seven Spanish Angels«.
»Soll das ein Wink mit dem Zaunpfahl sein?«
»Ich finde nur, wir sollten nicht über sie lästern.«
Vor ihnen winkte Henry von seinem Platz auf dem Felsen vor dem Haus. Er sprang herunter und nahm seine Aktentasche. »Seid gegrüßt, ihr Partyluder«, sagte er, als Lane anhielt.
Betty stieg aus. Sie klappte den Sitz nach vorne und ließ Henry auf die Rückbank klettern. Dann folgte sie ihm und schlug die Tür zu.
Lane sah sich nach ihnen um. Betty hatte einen erwartungsvollen Ausdruck im Gesicht. »Hast du es noch nicht gehört?«
»Was?«, fragte Henry.
Lane fuhr los.
»Jessica wurde letzte Nacht getoastet.«
»Hä?«
»Verbrannt, gegrillt, gekocht, eingeäschert.«
»Soll das heißen, sie ist tot?« Er klang perplex.
»Tot, tot, tot. Sie hat den Löffel abgegeben. Ins Gras gebissen.«
»Heilige Scheiße«, flüsterte Henry.
»Sieht so aus, als wäre Miss Charming mit einer brennenden Zigarette eingeschlafen.«
»Reden wir von Jessica Patterson ?«
»Von wem sonst, du hohle Nuss.«
»Heilige Scheiße«, sagte er noch einmal. Er griff nach der Kante von Lanes Rückenlehne. »Verarscht sie mich?«
»Nein«, sagte Lane. »Es stimmt. Jessica und ihre Eltern sind letzte Nacht bei einem Brand umgekommen.«
»Oh, Mann.«
»Wir sind sie los«, sagte Betty.
»Hey, hör auf damit.«
»Ach, ist sie jetzt eine Heilige, seit sie gegrillt wurde?«
Im Radio sagte die Stimme von Belinda Bernard: »Es gibt Neuigkeiten über das Feuer, das letzte Nacht im Haus der …«
»Es ist einfach …«, begann Henry.
»Ruhe«, sagte Lane. »Nachrichten.«
Sie waren still.
»… weisen erste Untersuchungen der
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