Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
AUF!
Larry schüttelte heftig den Kopf und versuchte, die Vorstellung loszuwerden, dass Lane getötet wurde.
Das wird nicht geschehen! Es kann einfach nicht geschehen!
Kann es sehr wohl.
Mein Gott! Warum tue ich mir das an. Es geht ihr gut. Uns allen geht es gut. Vergiss es einfach.
Larry bog auf den Parkplatz der Bücherei, schaltete den Motor aus und lehnte sich in seinem Sitz zurück. Er hatte das Gefühl zu ersticken. Indem er tief durchatmete, versuchte er, sich zu beruhigen. Sein Hemd war unter den Achseln durchnässt. Er wischte seine verschwitzten Hände an der Hose ab.
Er seufzte.
»Ich und meine verfluchte Fantasie.«
Wenn ich die nicht hätte, dachte er, wäre ich jetzt kein berüchtigter und mittelmäßig erfolgreicher Autor von Horrorgeschichten.
Aber vielleicht wäre ich glücklicher.
Er seufzte noch einmal, dann stieg er aus dem Auto und ging zum Eingang.
Hinter dem Schalter saß Alice und begrüßte ihn mit einem Lächeln.
»Morgen, Alice«, sagte Larry. »Ich wollte nochmal einen Blick auf den Standard von’68 werfen.«
»Ja, das lässt sich einrichten.«
Sie verschwand in ihrem Büro und kam mit einer Kiste Mikrofiches zurück.
Larry dankte ihr und setzte sich an das Lesegerät. Er blätterte durch die Kiste, bis er den Mikrofiche mit der Beschriftung » Mulehead Evening Standard , 15. August 1968« fand – der Tag, nachdem die Geschichte von Bonnies Verschwinden erschienen war. Er zog die Plastikkarte aus dem Umschlag, legte sie in das Gerät ein und brachte die Titelseite auf den Bildschirm.
Bilder der drei vermissten Mädchen.
Die Schlagzeile lautete: URIAH RADLEY WEGEN VER-MISSTER MÄDCHEN AUS MULEHEAD GESUCHT.
»Oh, Mann«, stöhnte Larry. Er hatte eine Fortsetzung der Berichterstattung über den Fall erwartet, aber nicht so etwas.
Uriah Radley, dessen Frau und 16-jährige Tochter am 15. Juli unter mysteriösen Umständen im Sagebrush Flat Hotel ermordet wurden, wird von den Behörden im Zusammenhang mit den kürzlich verschwundenen Jugendlichen aus Mulehead Bend gesucht.
Diese überraschende Entwicklung wurde von Polizeichef Jud Ring bekanntgegeben. Er erklärte, dass ein Zeuge den ehemaligen Hotelbesitzer als den Mann identifizierte, den er in einem Pick-up in der Nähe des Wohnhauses von Bonnie Saxon gesehen hatte, kurz bevor das Mädchen verschwand. Der Versuch, Uriah Radley am frühen Morgen des heutigen Tages festzunehmen, schlug fehl. Ein Trupp Polizeibeamter aus Mulehead Bend stürmte zusammen mit Männern des County Sheriffs das Sagebrush Flat Hotel, trafen den Verdächtigen dort jedoch nicht an.
Es wird zurzeit davon ausgegangen, dass Uriah Radley sich auf der Flucht befindet. Er wird in ganz Kalifornien, Nevada und Arizona per Haftbefehl gesucht.
Bonnie Saxon, die 18-jährige ehemalige Ballkönigin der Buford Highschool, verschwand Freitagnacht aus dem Haus ihrer Eltern an der Usher Avenue. Das aufgebrochene Fenster in ihrem Zimmer und Blutspuren auf dem Bett deuten auf eine Entführung hin. Sie war das letzte von drei Mädchen aus der Stadt, die unter ungeklärten Umständen verschwanden.
Am 10. August wurde Linda Latham entführt, als sie sich auf dem Heimweg von ihrem Freund befand. Zuvor, am 26. Juli, verschwand Sandra Dunlap unter nahezu identischen Umständen wie im Fall Bonnie Saxon.
Die Tatsache, dass Uriah Radley Freitagnacht in der Nähe des Hauses der Saxons gesehen wurde, wird als entscheidender Durchbruch in den Ermittlungen betrachtet.
»Wir sind sehr daran interessiert, uns ein wenig mit Mr. Radley zu unterhalten«, äußerte sich Polizeichef Ring. »Wir können nicht sagen, ob er die Verbrechen begangen hat, aber wir wüssten sehr gern, was er zu dieser Uhrzeit vor dem Haus der Familie Saxon getan hat.«
Die Behörden hatten spekuliert, dass alle drei Jugendlichen demselben Täter zum Opfer fielen. Nun wird angenommen, die Festnahme von Uriah Radley könnte zu Informationen betreffend des Schicksals und des Aufenthaltsorts der Verschollenen führen.
Während der Verdächtige sich bisher der Festnahme entziehen konnte, führen die Polizei und die Männer des Sheriffs eine gründliche Suchaktion in Sagebrush Flat durch, in der Hoffnung, Radley und/oder die vermissten Jugendlichen aufzuspüren.
Ein weiterer Artikel berichtete von Christine Saxon, Bonnies verwitweter Mutter, die über einen lokalen Fernsehsender einen »tränenreichen Appell« verlesen habe. Mit »erstickter Stimme« habe sie den Entführer gebeten, ihre Tochter unversehrt
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