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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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breitgetreten haben, neben den üblichen Storys über UFOs, ausgeweidete Rinder und Kinder gebärende Männer.
    Die seriösen Medien hatten vielleicht in weniger großem Stil darüber berichtet, aber Larry konnte sich nicht erinnern, überhaupt etwas davon mitbekommen zu haben. Klar, im Sommer 1968 gab es Wichtigeres zu berichten: das Attentat auf Robert Kennedy, die Festnahme von James Earl Ray wegen der Ermordung von Martin Luther King, Unruhen wegen des Vietnamkriegs und des Mordes an King. Es war also kaum überraschend, dass einem Verrückten, der in einem Ort in der Wüste Amok lief und drei Jugendliche entführte, weil er sie für Vampire hielt, wenig bis gar keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Besonders wenn die Mädchen und Uriah nie gefunden wurden.
    Larry druckte eine Kopie des Artikels aus, dann fuhr er mit seiner Recherche fort.
    In einem kurzen Bericht der Ausgabe vom 17. August stand, dass die vermissten Mädchen bei einer gründlichen Suche in Sagebrush Flat und Umgebung nicht entdeckt wurden. Auch Uriah Radley war noch auf freiem Fuß.
    Am 22. August wurde gemeldet, dass es in der Angelegenheit keine neuen Entwicklungen gab.
    Am Sonntag, dem 1. September, wurde in der presbyterianischen Kirche ein Gottesdienst für Sandra Dunlap, Linda Latham und Bonnie Saxon abgehalten. Die Familien und viele Freunde der vermissten Mädchen erschienen. Es wurde an die Verschwundenen erinnert. Man betete für ihre unversehrte Rückkehr und um Trost für die Angehörigen während dieses schrecklichen Martyriums.
    Larry fiel auf, dass es sich nicht um einen Trauergottesdienst gehandelt hatte. Man hatte an die Mädchen »erinnert«, nicht ihrer gedacht. Man hatte für ihre Rückkehr gebetet.
    Er nahm an, alle hatten gewusst, dass die armen Mädchen für immer fort waren, aber sie hatten sich an einen kleinen zerbrechlichen Splitter Hoffnung geklammert.
    Larry ließ den Artikel ausdrucken, durchsuchte die restlichen Seiten, entdeckte aber nichts Interessantes mehr und machte mit dem nächsten Mikrofiche aus der Kiste weiter. Er schob eines nach dem anderen in das Lesegerät und erreichte schließlich das Ende des Septembers, ohne weitere Artikel über Uriah oder die vermissten Mädchen zu finden.
    Es gab auch keine weiteren Verschwundenen. Die Serie hatte mit Bonnie geendet. Das war keine Überraschung, schließlich hatte Uriah die Gegend wohl verlassen.
    Als die Polizei sein Haus stürmte, war er schon geflüchtet. Er musste gewusst haben, dass er erkannt worden war, als er vor Bonnies Haus gewartet hatte.
    Larry nahm an, dass er sie zurück ins Hotel gebracht und ihren Leichnam unter der Treppe versteckt hatte, bevor er in unbekannte Gefilde aufgebrochen war. Aber was war mit Sandra und Linda? Bei ihnen hatte er es nicht so eilig gehabt. Vielleicht hatte er ihre gepfählten Körper irgendwo draußen in der Wüste vergraben.
    Andererseits könnte er sich auch wie Bonnie in der Stadt versteckt haben. All die verlassenen Gebäude. Er könnte sie zwischen Holzwänden oder unter Bodendielen verborgen haben.
    Ob wir sie wohl finden könnten?, fragte sich Larry.
    Die Polizei hatte kein Glück. Aber die waren auch nicht in der Lage, Bonnie zu finden, und Bonnie war direkt vor ihrer Nase, als sie das Haus durchsuchten.
    Vor ihrer Nase.
    Gut, der Bereich unter der Treppe war abgetrennt. Es war heiß und trocken. Die Leiche war eher mumifiziert als verwest, das war offensichtlich. Also hatte sie vielleicht kaum gestunken.
    Larry erinnerte sich daran, wie es unter der Treppe gerochen hatte. Trocken und staubig, ein wenig wie der Geruch von alten Büchern, deren Seiten langsam braun werden.
    Und auch die Düfte aus seinem Traum kehrten in sein Bewusstsein zurück. Da war der behagliche Wollgeruch ihres Pullovers. Als ihr Haar sein Gesicht berührte, hatte es geduftet wie eine frische Morgenbrise. Ihre Haut hatte eine feine Zimtnote. Ihr Atem roch wie Pfefferminze, als hätte sie sich gerade die Zähne geputzt.
    Larry lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er schloss die Augen und hatte das Gefühl, Bonnie in diesem Moment zu riechen.
    Du riechst gar nichts, sagte er sich. Das ist alles nur ein Hirngespinst.
    Doch es kam ihm so echt vor.
    So echt, dass die Erinnerung genügte, damit er sich nach ihr sehnte.
    Hat sie wirklich so gerochen, als sie noch gelebt hat?
    Würde sie so riechen, wenn sie wieder zum Leben erwachte ?
    Sie ist kein Vampir, sagte sich Larry. Aber nimm doch mal an, sie wäre einer. Stell dir vor, du ziehst den

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