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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ging hinaus, vermutlich zur Toilette, denn in dem Theater gab es keine Snackbar. Lane drehte sich zu George. Er ließ den Blick durch das Publikum schweifen und sah sie nicht an. Absichtlich nicht, vermutete sie.
    »Wie kommst du zur Schule?«, fragte sie.
    »Ich?« Jetzt blickte er sie an. Direkt in die Augen.
    »Ja, du.«
    »Ach, meine Mutter fährt mich.«
    »Du wohnst doch gleich um die Ecke von Henry Peidmont. Ich nehme ihn und Betty Thompson meistens morgens mit zur Schule.«
    »Ja, ich weiß.«
    Sie lächelte. »Spionierst du mir nach?«
    »Nein!«
    »Ich hab nur einen Witz gemacht.«
    Er sah ihr weiter in die Augen. Einen Moment lang war er still. Dann lächelte er und sagte: »Ich auch. Ich meine, ich spioniere dir zwar nicht gerade nach. Aber du bist mir schon oft aufgefallen. Eigentlich ständig. Immer wenn du in der Nähe bist.«
    »Wirklich?«
    »Ehrlich gesagt …« Er verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Ach, vergiss es.«
    »Nein, was denn?«
    »Du würdest mich für einen Trottel halten.«
    »Nein, das stimmt nicht. Komm schon.« Sie stieß ihn sanft mit dem Ellenbogen an. »Spuck es aus.«
    »Es ist dämlich. Vergiss es.«
    »Okay. Jedenfalls wollte ich sagen, dass du mit uns fahren kannst, wenn du willst. Ich könnte dich am Montagmorgen auf dem Weg zu Henry einsammeln. Ich habe noch Platz für einen Mitfahrer. Dann würde sich deine Mutter die Fahrt sparen, und wir würden uns freuen, wenn du dabei bist.«
    George wirkte verwirrt. »Warum?«, fragte er.
    »Warum was?«
    »Warum würdest du dich freuen?«
    »Warum nicht?«
    »Wir kennen uns doch gar nicht.«
    »Doch, jetzt schon. Und ich will dich näher kennenlernen.«
    Wieder wurde sein Gesicht dunkelrot. »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Wahnsinn.«
    »Also, wie wär’s?«
    »Klar. Gut. Ich muss mit meinen Eltern reden, aber …« Er schüttelte den Kopf.
    »Warum gibst du mir nicht deine Telefonnummer?«
    »Ja. Klar. Okay.«
    Lane öffnete ihre Handtasche und kramte einen Stift und ein kleines Notizbuch hervor. George sagte ihr seine Nummer. Sie notierte sie, dann schrieb sie ihre eigene Nummer auf die nächste Seite, riss den Zettel heraus und gab ihn George. Er starrte darauf.
    »Du fragst, ob deine Eltern einverstanden sind, und ich rufe dich morgen an.«
    »Ja. Okay.«
    »Du musst nicht mit uns fahren.«
    »Nein, ich glaube … das wäre toll. Henry ist ein cooler Typ und …«
    »Ich habe noch nie gehört, dass ihn jemand so nennt.«
    George grinste. »Tja, hm, er ist aber cool. Finde ich jedenfalls.«
    »Finde ich auch.«
    »Betty ist irgendwie fies.«
    Lane lachte. »Ah, du kennst sie also.«
    »Und wer sie kennt, der fürchtet sie. Aber du bist nicht so übel.«
    »Hey, danke. Du bist auch nicht so übel.«

38
    »Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir kurz am Jachthafen anhalten?«, fragte Mr. Kramer, nachdem er die anderen abgesetzt hatte. Sie waren auf dem Shoreline Drive, knapp zwei Kilometer vor der Abzweigung zu Lanes Haus. »Dann muss ich das morgen nicht erledigen.«
    »Ich habe nichts dagegen«, sagte Lane.
    »Gut. Es dauert nicht lange. Ich muss bloß ein paar Sachen holen, die ich auf meinem Boot gelassen habe.«
    »Sie haben ein Boot?«
    »Kein großes, aber es gehört mir.«
    »Das ist ja prima.« Prima, dachte Lane. Wie dämlich. Hör auf zu reden wie ein Kind.
    Er steuerte den Kombi auf den Parkplatz eines Baumarkts, wendete und fuhr in die andere Richtung zurück. Lane hatte mitgekriegt, dass sie am Hafen vorbeigekommen waren. Entweder wollte Mr. Kramer nicht, dass die anderen Schüler von seinem Boot erfuhren, oder es war ihm gerade erst eingefallen, dass er noch irgendwelche Sachen abholen musste. So oder so war sie froh darüber. Nun konnte sie noch ein wenig Zeit mit ihm verbringen. Und dass er bereit war, sie mitzunehmen und einen Blick auf sein richtiges Leben werfen zu lassen, gab ihr das Gefühl, etwas Besonderes zu sein.
    Ich bin mehr als nur eine Schülerin für ihn, dachte sie. Er will mir zeigen, dass er nicht bloß ein Lehrer ist.
    »Ich glaube, du hast heute Abend einen neuen Freund gefunden«, sagte er.
    »George? Ja. Er ist nett.«
    »Er ist ein guter Schüler. Und er scheint ein anständiger Junge zu sein. Hat er dich gefragt, ob du mit ihm ausgehst?«
    »Nein, nicht direkt.«
    »Tja, dann ist der Zug wohl ohne ihn abgefahren.«
    »George ist ziemlich schüchtern. Aber vielleicht nehme ich ihn demnächst zur Schule mit. Er muss noch mit seinen Eltern sprechen.«
    »Gute Idee. Apropos Eltern, es ist

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