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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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gedämpfte Stimme zitterte ein wenig. »Falls jemand vorbeikommt.« Ohne eine Antwort abzuwarten, schloss sie die Tür und sperrte einen Großteil des Tageslichts aus.
    Doch durch den Spalt um die Türen und durch Risse und Astlöcher in den Brettern vor den Fenstern drang noch etwas Licht herein – fahle, staubige Streifen, die schräg auf den Boden fielen. Pete schaltete die Taschenlampe an. Der helle Strahl schnitt durch die Düsternis, und Pete ließ ihn von einer Seite zur anderen schweifen.
    »Mann, hier gibt’s eine ganze Menge zu sehen«, flüsterte Barbara. »Was für eine Entdeckung!«
    Die Lobby war bis auf die Rezeptionstheke leer. An der Wand hinter der Theke befanden sich Fächer für Post oder Nachrichten. Auf der linken Seite führte eine steile Holztreppe zu den oberen Stockwerken.
    »Sollen wir einchecken, bevor wir uns umsehen?«, fragte Pete.
    »Ist bestimmt kein Zimmer mehr frei«, antwortete Larry leise.
    »Ihr beide seid echte Komiker«, sagte Jean.
    Pete ging zur Rezeption vor, schlug mit der Hand auf die Theke und rief: »Was muss man tun, damit man hier endlich bedient wird?«
    »Spinner. Kannst du dich nicht zusammenreißen?«
    »Warum flüstert ihr alle?« Pete sprang über die Theke und duckte sich dahinter. Dann tauchte er langsam wieder auf und hielt sich die Taschenlampe unter das Kinn, so dass groteske Schatten auf sein Gesicht fielen. Die Hautstellen, die vom Lichtstrahl getroffen wurden, glänzten vor Schweiß.
    Er blödelt herum wie ein Kind, dachte Larry. Aber er selbst erlaubte sich manchmal den gleichen Spaß, besonders an Halloween, auch wenn das mehr zu seinem eigenen Vergnügen war, als um Jean oder Lane zu erschrecken. Sie erwarteten solche Mätzchen. Mit dem alten Taschenlampentrick konnte er Lane keine Angst mehr einjagen, seit sie ungefähr zwei Jahre alt war.
    Pete sah in dem Licht fremd und bedrohlich aus. Wenn Larry seiner Fantasie freien Lauf gelassen hätte, hätte er tatsächlich eine Gänsehaut bekommen. »Ja, bitte?«, fragte Pete mit hoher Stimme. »Kann ich den müden Reisenden zu Diensten sein?«
    »Ja, allerdings«, sagte Barbara. »Mach die Fliege.«
    »In diesem Etablissement gibt es keine Fliegen, Madam.«
    »Mein Gott, ist das heiß hier drin«, flüsterte Jean.
    »Wie in einem verfluchten Backofen«, sagte Barbara.
    »Ist dahinter was?«, fragte Larry und vermied dabei, seinen Freund anzublicken.
    »Nur ich und der Geist des Nachtportiers, der sich vor langer Zeit hier erhängt hat.«
    »Wenn wir uns hier drin umsehen wollen«, fragte Jean, »warum machen wir es dann nicht einfach und verschwinden von hier?«
    »Ich würde gerne mal einen Blick nach oben werfen«, sagte Larry.
    »Warten Sie, ich klingele nach dem Chefportier.« Pete sprach noch immer mit verstellter Stimme.
    »Zum Teufel mit ihm«, murmelte Barbara. »Los, kommt.« Sie wandte sich um und ging zur Treppe. Jean und Larry folgten ihr. Barbaras Beine und der nackte Teil ihres Rückens waren in der Dunkelheit nahezu unsichtbar. Ihre weißen Shorts und die weiße Bluse schienen geisterhaft durch die Luft zu schweben. Jean, in ihren dunkleren Kleidern, war ein grauer Fleck, der vor Larry herging.
    Er hörte, wie Pete wieder über die Theke sprang und sich ihm von hinten näherte. Unter seinen Schuhen knirschte Sand. Der Strahl der Taschenlampe strich über die beiden Frauen, fand die Treppe und kroch empor. Die langen Schatten der Geländerstangen wurden an die Wand geworfen. In der Mitte der Treppe befand sich ein kleiner Absatz, von dem die Stufen weiter zur schmalen Tür des Korridors im ersten Stock führten.
    »Du willst doch nicht vorgehen, oder?«, fragte Pete nun wieder mit normaler Stimme, als Barbara die ersten Stufen erklomm.
    »Wenn ich auf dich warte, sind wir heute Abend noch hier.«
    Der Lichtkegel wanderte über die Stufen nach unten, an seinem Rand blinkte etwas golden auf. Überrascht sog Pete die Luft ein. Er ließ den Strahl ein Stück zurück und etwas nach unten gleiten, bis sein heller Kern auf einem Kruzifix ruhte. »Jesus«, flüsterte er.
    »Stimmt«, sagte Larry.
    Das Kreuz hing direkt unterhalb des Absatzes an den Holzpanelen, mit denen der Treppenaufgang verschalt war.
    »Was ist los?« Barbara blieb auf dem unteren Teil der Treppe stehen und beugte sich über das Geländer.
    »Da hat jemand ein Kruzifix hängen lassen«, sagte Larry.
    »Ist das alles?« Sie lehnte sich weiter über die Balustrade und schüttelte den Kopf. »Großartig.«
    Jean ging näher heran,

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