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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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um es sich genauer anzusehen.
    »Will jemand ein Souvenir?«, fragte Pete und schritt auf das Kreuz zu.
    »Nein, nicht«, warnte Larry ihn.
    »Hey, es hat bloß jemand hier vergessen. Wer’s findet, darf’s behalten.«
    »Lass es hängen«, sagte Barbara von oben. »Du kannst doch nicht durch die Gegend laufen und Kreuze klauen. Das ist echt krank.«
    »Wir können es bei uns im Schlafzimmer aufhängen. Als Schutz vor Vampiren.«
    »Ich meine es ernst, Pete.«
    Das Kreuz war aus Holz. Die Jesusfigur sah aus, als wäre sie vergoldet. Pete streckte den Arm danach aus.
    »Bitte nicht«, sagte Jean.
    Er sah sie an. »Ach so, ja klar.« Offenbar war ihm gerade eingefallen, dass Jean katholisch war. Er ließ die Hand sinken. »Tut mir leid. Ich habe nur Spaß gemacht.«
    »Die Vernunft siegt«, meinte Barbara. Sie stieß sich vom Geländer ab und stieg weiter die Stufen hinauf.
    Sie kam bis zum Absatz.
    Das Holz knarrte unter ihrem Gewicht, dann zerbrach es mit dem trockenen Knall eines Schusses.
    Barbara schnappte nach Luft. Sie riss die Arme in die Luft, als könnte sie dort in der Dunkelheit Halt finden, und fiel senkrecht nach unten.

4
    »Mein Gott!«, schrie Pete.
    Jean raste die Treppe hinauf: »Halt durch!«
    »Ich rutsche ab! Beeilt euch!«
    Larry eilte zum Fuß der Treppe. Er hörte keine Geräusche, die darauf schließen ließen, dass Pete sich näherte. »Wo bleibst du, Mann?«
    »Geh rauf und halt sie fest!«, blaffte Pete zurück.
    »Oh, Scheiße«, stöhnte Barbara.
    Larry schwang sich um den Geländerpfosten. Als er hinter Jean die Stufen hinaufhastete, sah er rechts der Treppe den trüben Schein von Petes Taschenlampe. Hatte der Typ sich überhaupt nicht bewegt? Stand er immer noch dort unten vor dem Kruzifix?
    Am Rand des Absatzes sank Jean auf die Knie.
    Barbara hing dort mit dem Rücken zu ihr, als würde sie von Treibsand verschluckt. Ihr Oberkörper war nach vorne gebeugt, sie presste ihren Brustkorb gegen die verbliebenen Bretter und stützte sich mit den Ellenbogen ab.
    Jean kroch zur Seite, um Platz für Larry zu machen, dann hakte sie einen Arm unter Barbaras linke Achsel.
    »Ich hab dich«, keuchte sie. »Du wirst nicht runterfallen.«
    »Alles in Ordnung?«, rief Pete herauf.
    »Nein, verdammt!«
    Larry ließ sich auf die Stufen sinken. Er blickte durch ein vielleicht fünfzehn Zentimeter großes Loch im Absatz zwischen den zerbrochenen Dielen und Barbaras Bluse. Dunkelheit.
    Ein tiefer Schlund, dachte er. Ein Abgrund.
    Lächerlich. Wahrscheinlich waren es höchstens zwei Meter vom Absatz bis zum Boden im Erdgeschoss. Die erste Hälfte der Strecke hatte sie schon hinter sich gebracht.
    Und wenn unter der Treppe gar kein Fußboden war?
    Oder Barbara durch diese Bretter auch hindurch brechen würde?
    Selbst wenn sie nur einen Meter tief fiel, wäre sie unter der Treppe gefangen. Und die zerbrochenen Bohlen könnten sie beim Sturz ganz schön zerkratzen.
    Larry rutschte nach vorne, bis er mit seinem Gesicht Barbaras Haare berührte. Er schlang die Arme um sie. Dabei quetschte er ihre Brüste. »Entschuldige«, murmelte er, griff weiter nach unten und umarmte ihren Brustkorb.
    »Pete!«, rief er.
    »Hast du sie?« Petes Stimme kam immer noch von unten.
    »So halbwegs. Wenn du uns verdammt nochmal helfen würdest!«
    Larry hörte das Geräusch splitternden Holzes. Einen Moment lang dachte er, dass ein weiterer Teil des Absatzes einbrechen würde. Aber nichts geschah.
    »Aah!«, schrie Barbara auf und zuckte in Larrys Armen zusammen. »Etwas packt mich !«
    »Ich bin’s bloß, Süße.«
    Ein blasser Lichtfinger drang durch die zerbrochenen Dielen und strich für einen Augenblick durch die Dunkelheit neben Larrys rechter Schulter.
    Pete ist da unten, stellte Larry fest.
    »Wie bist du da hingekommen?«, fragte Jean erstaunt und erleichtert.
    »Das magische Montiereisen«, sagte Pete. »Okay, ich hab dich, Süße. Lasst sie vorsichtig herunter.«
    »Nein, nein, nein, auf keinen Fall. Ich werde fallen.«
    »Wir müssen dich von hier unten rausholen.«
    »Hebt mich lieber hoch, okay?« Ihre Stimme klang angespannt vor Schmerz und Angst, aber sie hatte sich unter Kontrolle. »Wenn ich versuche, nach unten zu kommen, verletze ich mich noch mehr.«
    »Gut, wir probieren es. Seid ihr bereit da oben? Ich zähle bis drei.«
    »Willst du sie an den Beinen hoch drücken?«, fragte Jean.
    »Genau. Eins. Zwei.«
    »Seid vorsichtig«, bat Barbara, »sonst bin ich hinterher mit Holzsplittern gespickt.«
    »Okay.

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