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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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…«
    »Das reicht vollkommen«, sagte Riley.
     
    Lane wartete im Auto, während Riley zurück in den Wohnwagen ging. Ein paar Minuten vergingen, dann kam er zurück und setzte sich auf den Beifahrersitz. »Ich habe meiner Mutter gesagt, wir gehen in eine Nachmittagsvorstellung.«
    Lane zog den Zettel aus ihrer Blusentasche. Sie las die zweite Adresse.
    »Was hast du da?«
    »Kramers Adresse.«
    »Sehr gut.«
    Sie steckte den Zettel wieder ein und fuhr los.
    »Ich habe etwas für ihn«, sagte Riley. Er zog ein Hosenbein seiner Jeans hoch, bückte sich und kam mit einem Messer in der Hand wieder hoch. Lane warf einen Blick darauf. Das Ding sah fies aus. Die Klinge war bestimmt zwanzig Zentimeter lang.
    »Und so gehen wir vor«, sagte er. »Du hältst den Wichser mit der Pistole in Schach. Ich erledige ihn. Erschieß ihn nicht, außer wenn er versucht abzuhauen.«
    »Wir müssen uns gegenseitig ein Alibi geben«, sagte Lane mit zitternder Stimme.
    »Scheiß auf das Alibi. Mir ist egal, wenn sie mich deswegen schnappen.«
    »Mir aber nicht. Und deiner Mutter bestimmt auch nicht. Wenn sie uns erwischen, werden wir vielleicht freigesprochen oder kriegen nur eine Bewährungsstrafe. Ich meine, ich glaube nicht, dass man uns dafür einsperren würde. Aber lass uns trotzdem versuchen, die Sache so zu drehen, dass die Polizei erst gar keine Nachforschungen anstellt.«
    »Ach ja? Und wie stellst du dir das vor?«
    »Warum lassen wir es nicht wie Selbstmord aussehen?«
    »Scheiß drauf. Ich schneide ihm den Schwanz ab. Ich schneide seinen Kopf ab.«
    »Vielleicht können wir ihn zwingen, einen Abschiedsbrief zu schreiben. Er muss gestehen, was er mit Jessica gemacht hat. Schriftlich. Dann hängen wir ihn auf. In seinem Haus.«
    »Du liest zu viele beschissene Bücher.«
    »Es ist einen Versuch wert.«
     
    In der Straße, in der Kramer wohnte, hielt Lane zwei Querstraßen von seinem Haus entfernt am Bordstein. Sie sah Riley an. Er hielt sein Messer in der rechten Hand und strich mit der Klinge über das Bein seiner ausgeblichenen Jeans.
    »Wir sollten von hier aus zu Fuß gehen«, schlug sie vor. »So kann niemand eine Verbindung herstellen zwischen meinem Wagen und dem, was Kramer zustößt.« Sie machte eine Pause, um Atem zu holen. Obwohl sie sich überhaupt nicht bewegt hatte, fühlte sie sich, als wäre sie einige Stockwerke die Treppe hinaufgerannt. »Ich gehe vor. Gib mir ein paar Minuten Vorsprung.«
    »Dann bist du mit ihm allein im Haus.«
    »Das weiß ich selber«, murmelte sie. Sie nahm ihre Tasche auf den Schoß und warf die Autoschlüssel hinein. Nachdem sie sich kurz umgesehen und sichergestellt hatte, dass niemand in der Nähe war, zog sie den Revolver heraus. Sie stellte die Tasche auf den Boden. Dann lehnte sie sich im Sitz zurück, zog die Bluse aus dem Rock und schob den Lauf der Waffe in den Bund. Nach ein paar Zentimetern stieß die Mündung gegen ihren Venushügel. Sie zog die Bluse darüber und hielt den Revolver gegen ihren Bauch gepresst. Schließlich öffnete sie die Tür und stieg aus.
    »Viel Glück«, sagte Riley.
    »Danke.« Sie schloss die Tür. Vor dem Wagen stehend drückte sie die Pistole tiefer in den Rock hinein, bis sie fest unter dem Bund klemmte. Sie blickte auf ihren Unterleib. Die herabhängende Bluse verbarg die Ausbeulung.
    Der Rücken der Bluse klebte an ihrer Haut. Sie zupfte den Stoff ab, doch als sie ihn losließ, klebte er gleich wieder fest.
    Es gab keinen Bürgersteig in dieser Gegend, also ging sie am Straßenrand entlang. Der Lauf drückte gegen ihre Leiste. Das Korn kratzte über die Innenseite ihres linken Oberschenkels, deshalb schob sie den Pistolengriff nach einer Weile zur Seite. Nun stieß ihr rechter Oberschenkel bei jedem Schritt an die Mündung. Aber das glatte Metall kratzte nicht so wie vorher das Korn.
    Sie dachte daran, dass sie sich letzte Nacht ein Kreuz in den Hosenbund gesteckt hatte.
    Gestern ein Kreuz, heute ein Revolver.
    Es ist schon eine seltsame und verfluchte Welt, dachte sie.
    Sie blickte zurück. Der Mustang stand hinter ihr an der nächsten Querstraße, und Riley saß noch immer auf dem Beifahrersitz.
    Sie ging weiter.
    Eine Todsünde, dachte sie. Wenn ich Kramer umbringe, riskiere ich, in die Hölle zu kommen. Selbst wenn Riley die Drecksarbeit erledigt. In den Augen Gottes bin ich genauso schuldig wie er.
    Was soll ich denn sonst machen? Soll ich zulassen, dass Kramer mich weiter vergewaltigt? Dass er Mom und Dad ermordet?
    Es ist Notwehr. Lane

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