Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
im Kreis um ihn herum, Gier und Freude glänzten in ihren Augen, Sabber tropfte ihre Kinne herab. Ihre Hände glitten über seinen Körper, als wollten sie seine Lust erregen. Entsetzt stellte er fest, dass sie erfolgreich waren. Ich muss widerstehen , dachte er. Ich bin ein Krieger Gottes. Ihre Gesichter senkten sich zu ihm herab. Er spürte ihre Münder überall. Sie saugten an ihm. Statt Schmerz empfand er Verzückung. Das ist falsch! Lippen drückten sich auf seinen Mund. Eine Zunge bohrte sich hinein. Weitere Zungen glitten durch die Löcher in seinen Wangen. Eine andere drang in seinen Anus ein. Während er sich noch wunderte, wie das möglich war, da er doch flach auf dem Rücken lag, schob sich eine Zunge in die Öffnung seines Penis und schlängelte sich tief hinein. Er wand sich. Die nächste Zunge grub sich in seine leere Augenhöhle. Er bemerkte, dass er nicht mehr mit Pfählen an den Boden genagelt war. Die Holzpflöcke hatten sich in Vampirzungen verwandelt, die sich durch die Löcher in seinen Händen und Füßen bohrten. Dann drangen auch dort Zungen in seinen Körper, wo sich keine Öffnungen befanden, verschmolzen mit seinem Fleisch, füllten ihn aus.
Uriah warf sich in den Qualen der überwältigenden Lust von einer Seite auf die andere und erwachte, als ein stechender Schmerz in seiner rechten Wange aufloderte. Die Spitze seines Zeigefingers steckte in dem Einschussloch. Er zuckte zusammen und zog den Finger vorsichtig heraus. Dann setzte er sich auf und bedeckte beide Seiten seines Gesichts sanft mit den Händen.
Die Nacht war hereingebrochen.
In der Raserei seines Traums hatte er seine Decke von sich geworfen. Er zog sie zu sich und legte sie sich um die Schultern. Aber er konnte nicht aufhören zu zittern.
Satan hatte ihn mit diesem Traum heimgesucht. Er wollte ihn in Versuchung führen und seine Entschlossenheit schwächen.
Ich bin ein Krieger Gottes, sagte er sich. Ich werde nicht scheitern.
Er stand auf, hängte sich die Tasche mit seinen Waffen und dem nutzlosen Essen um, wickelte sich in die Decke und kletterte über das Geröll aus dem Flussbett.
Bald hatte er die Straße erreicht. Er blickte sich zu beiden Seiten um. Keine Scheinwerfer in Sicht.
Die ganze Nacht, während er Richtung Mulehead Bend ging, begegneten Uriah keine Scheinwerfer. Nicht ein einziges Mal war er gezwungen, von der Straße zu fliehen und sich zu verstecken. Er kam gut voran.
Als am Horizont die Dunkelheit zu verblassen begann, erklomm er einen Felsvorsprung. Von dort aus konnte er in der Ferne den Colorado River sehen – ein breites, gewundenes Band aus Schiefer, umsäumt von Lichtern, als wären Hunderte von Sternen in die Wüste zu seinen Ufern gefallen.
Straßenlaternen. Ein paar Scheinwerfer, die sich langsam bewegten. Außenbeleuchtungen der Häuser. Vielleicht auch Lichter aus den Fenstern der Leute, die schon aufgestanden waren oder eine schlaflose Nacht verbracht hatten.
Uriah fragte sich, welches der Lichter wohl zum Unterschlupf der Vampire gehörte.
Vielleicht keines.
Morgen Abend würde er sich mitten unter diesen Lichtern befinden. Er würde sich in das Versteck schleichen und Satans Kinder zur letzten Ruhe betten.
44
Eine Hand rüttelte Lane sanft wach. »Raus aus den Federn, Süße«, sagte ihre Mutter.
Montagmorgen.
Ihr Magen verkrampfte sich.
»Okay«, murmelte sie. Als sie wieder allein im Zimmer war, drehte sie sich auf die Seite, schlang die Arme um den Bauch und zog die Knie an.
Ich kann nicht zur Schule gehen, dachte sie. Ich kann einfach nicht.
Aber ich muss.
Gestern hatte sie Riley gesagt, dass sie nach der Stunde mit Kramer sprechen würde, um ein Treffen zu arrangieren.
Aber das war gestern gewesen. Es ist einfach, mutige Pläne zu schmieden, wenn man in Gesellschaft und in Sicherheit ist und über den nächsten Tag spricht. Jetzt war sie allein, und der Tag war gekommen. Das war etwas anderes. Etwas ganz anderes.
Lane rollte sich enger unter der Decke zusammen und stellte sich die sechste Stunde vor. Sie saß an ihrem Pult. Gleich neben Jessicas leerem Platz. Genau vor dem Tisch, auf dem Kramer immer hockte, wenn er zur Klasse sprach. Selbstgefällig und gut aussehend würde er dort sitzen und sich benehmen, als wäre nichts vorgefallen. Aber er würde ihr verstohlene Blicke zuwerfen. Sie hin und wieder aufrufen. Und die ganze Stunde über würde er sich vorstellen, wie sie nackt aussah, sich an die Dinge erinnern, die er mit ihr getan hatte, sich ausmalen, was er
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