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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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auf, dass es keinen Ärger gab. Niemand schien Lane und Jim zu beachten.
    »Hast du mich vermisst?«, fragte Jim.
    »Ich habe es überlebt.«
    »Oho, hab ich was falsch gemacht?«
    »Ich mag es nicht besonders, in der Öffentlichkeit angefasst zu werden. Wie oft muss ich dir das noch sagen?«
    »Ganz schön empfindlich. Hast du deine Tage?«
    Lane spürte, wie sie errötete. »Wirklich nett«, murmelte sie. »Bist du befördert worden? Vom Idioten zum Vollidioten?«
    Er grinste, aber seine Augen wirkten nicht belustigt. »Ich habe doch nur einen Scherz gemacht. Verstehst du keinen Spaß mehr?«
    »Offenbar nicht.«
    Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. »Das muss ich mir echt nicht geben.«
    »Gut. Tschüss.«
    Unmutig grummelte er etwas, das Lane nicht verstehen konnte, drehte sich um und tauchte in die Menschenmenge im Flur ein. Nach ein paar Metern sah er über die Schulter zurück, als erwartete er, dass Lane ihm hinterherrennen würde.
    Sie warf ihm einen wütenden Blick zu.
    Er grinste, als wollte er sagen: »Dein Pech, Schlampe.« Dann ging er weiter den Gang entlang.
    Widerling, dachte sie.
    Hast du deine Tage? Das war ja wohl das Letzte.
    Sie lehnte sich gegen ihr Schließfach, atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Vor Scham und Zorn war ihr ganz heiß. Ihr Herz schlug heftig. Sie zitterte.
    Er kann mich mal, sagte sie sich.
    Andererseits war ich auch ganz schön grob zu ihm, dachte sie, als sie losging. Eigentlich hat er ja gar nichts Schlimmes gemacht. Er hat nur meinen Hals geküsst. Das ist kein Verbrechen. Aber er hätte es nicht vor allen anderen machen sollen. Er weiß doch, wie ich zu solchen Sachen stehe.
    Auch wenn ich genervt reagiert habe, war das noch lange kein Grund, so eine unverschämte Bemerkung zu machen.
    Sie hatte ihn wirklich vermisst. Das ganze Wochenende lang hatte sie sich darauf gefreut, ihn zu sehen.
    Plötzlich war sie enttäuscht und traurig. Ihr neues Outfit machte es noch schlimmer. Als würde man sich für eine Party herausputzen und dann zu Hause gelassen.
    Warum musste er sich nur so aufführen?
    Manchmal kann er so ein Idiot sein.
    Immer wenn es nicht nach seiner Vorstellung lief, bekam Lane seine fiesen Seiten zu spüren. Hinterher entschuldigte er sich allerdings meist schnell wieder und konnte so nett sein, dass ihr Ärger nicht lange anhielt.
    Vermutlich würde es dieses Mal genauso sein.
    Aber eines Tages würde er zu weit gehen, und dann wäre es vorbei.
    Vielleicht war er schon zu weit gegangen.
    Aber bei dem Gedanken, sich von Jim zu trennen, fühlte sie sich leer und allein. Er war der erste richtige Freund, den sie hatte, seit sie an der Buford High war – eigentlich sogar ihr erster richtiger Freund überhaupt. Sie hatten so vieles miteinander erlebt. Manchmal benahm er sich zwar wie ein Idiot, aber niemand ist perfekt.
    Du bist bloß zu feige, dich von ihm zu trennen, dachte sie.
    Im Nu würde die ganze Schule wissen, dass sie nicht mehr zusammen waren. Und dann wäre sie Freiwild. Entweder würde sie vereinsamen oder riskieren müssen, mit fast völlig fremden Jungs auszugehen – und einige davon waren zwangsläufig fiese Typen.
    Zumindest weißt du bei Jim, woran du bist.
    Das ist wahre Liebe, dachte sie. Ich habe wohl nicht alle Tassen im Schrank. Man bleibt doch nicht für immer mit einem Typen zusammen, nur weil er ganz in Ordnung ist und man auch an einen noch übleren geraten könnte.
    Wenn er sich dieses Mal wieder mit mir versöhnen will, sollte ich ihn zum Teufel jagen.
    Hast du deine Tage? Erstens habe ich nicht meine Tage, zweitens kann er mich sowieso am Arsch lecken.
    In der Kantine sah sie Jim an einem der langen Esstische zwischen seinen Sportkameraden sitzen. Betty und Henry saßen sich an einem Ecktisch gegenüber. Am anderen Ende des Tisches, durch einige freie Stühle von ihnen getrennt, hatte sich eine laute Mädchenclique versammelt.
    Lane kaufte sich eine Pepsi und ging zu ihren Freunden. »Was dagegen, wenn ich mich dazusetze?«
    »Von mir aus«, sagte Henry. »Wenn du uns nicht zum Gespött machst, indem du dir deinen Strohhalm ins Nasenloch steckst.«
    »Scheiß drauf. Wie soll ich sonst meine Cola trinken?«
    »Setz dich«, sagte Betty.
    Lane zog einen metallenen Klappstuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich neben Henry.
    »Warum isst du nicht mit Jim Dandy?«, fragte er. »Haben deine Geschmacksknospen dagegen rebelliert?«
    »So in der Art. Wir hatten ein kleines Problem.«
    Betty wollte gerade in ihr

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