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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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die Bücher auf ihrem Hefter und machte sich bereit, zur Tür zu rennen.
    Es klingelte.
    Sie drückte sich die Bücher an die Brust und stand auf.
    Kramer blickte ihr in die Augen. »Miss Dunbar, ich möchte Sie kurz sprechen.«
    Nein!
    »Ja, Sir«, sagte sie.
    Sie ließ sich wieder auf ihren Stuhl sinken und legte die Bücher auf das Pult.
    Warum tut er mir das an? Hat er sich darüber geärgert, dass ich es so eilig hatte rauszukommen?
    Ich bin verloren, dachte sie.
    Mr. Kramer trat hinter seinen Schreibtisch und stopfte Bücher in die Aktentasche. Die Schüler liefen aus der Klasse. Der Raum hatte zwei Türen, eine vorne und eine hinten. Riley ging nicht durch die vordere Tür. Vermutlich hatte er den Raum durch die hintere Tür verlassen, aber Lane zwang sich, nicht hinzusehen.
    Vielleicht hat er mich vergessen.
    Sehr wahrscheinlich.
    Mr. Kramer kam um seinen Schreibtisch herum und setzte sich ihr gegenüber auf die Tischkante. Er hielt einige maschinenbeschriebene Blätter in der Hand.
    Will er einen meiner Aufsätze mit mir besprechen?
    Aber Lane sah, dass die Blätter nicht von ihr stammten. Es sah aus wie wiederbeschreibbares Papier. Das Zeug fühlte sich klebrig an, und die Tinte verschmierte, wenn man darüber rieb, aber sie hatte es trotzdem verwendet, bis ihr Vater ihr gesagt hatte, sie solle »den Mist wegwerfen und anständiges Papier benutzen«. Nur Dilettanten spielten mit wiederbeschreibbarem Papier herum, hatte er fortgefahren, und die Lektoren hassten es aus ganzem Herzen.
    »Das ist nicht von mir«, sagte sie.
    Mr. Kramer lächelte. »Das ist mir schon klar. Ich habe hier eine Buchkritik, die ich sehr interessant finde. Henry Peidmont hat das geschrieben. Ist er ein Freund von dir?«
    »Ja.«
    Sie wusste, dass Henry in der zweiten Stunde Unterricht bei Kramer gehabt hatte.
    »Er ist ein ziemlich guter Schüler, aber er hat einen merkwürdigen Literaturgeschmack. Anscheinend hat er eine Vorliebe für Makabres.«
    »Ja, das ist mir auch schon aufgefallen.«
    Kramer wedelte mit den Blättern herum. »Diese Kritik behandelt ein Buch namens Nachtwächter von Lawrence Dunbar.« Er legte seinen Kopf zur Seite und grinste Lane an.
    Darum geht es also, dachte sie.
    Ich kriege doch keinen Ärger.
    Nur mit Riley.
    »Das ist mein Vater«, gab sie zu und empfand eine Mischung aus Stolz und Verlegenheit.
    »Henry hat das in seiner Kritik erwähnt.«
    Danke, Hen.
    »In Mulehead Bend wohnen nicht viele richtige Schriftsteller. Eigentlich ist dein Vater sogar der einzige, von dem ich weiß. Meinst du, er wäre bereit, in die Schule zu kommen und vor der Klasse einen Vortrag zu halten?«
    »Könnte sein. Er ist ziemlich beschäftigt, aber …«
    »Das glaube ich. Wir wollen ihn nicht drängen, aber die Klasse würde ihm bestimmt mit Vergnügen zuhören. Ich persönlich habe noch nie ein Buch von ihm gelesen. Das ist nicht so mein Fall.«
    »Der Meinung sind viele Leute«, sagte Lane.
    »Aber ich habe seine Bücher natürlich in den Auslagen gesehen. Und ich weiß, dass viele Schüler sie lesen.«
    »Ihre Eltern sollten besser auf sie aufpassen.«
    Kramer lachte leise.
    Er ist zwar ein Lehrer, aber trotzdem ein netter Typ, dachte Lane.
    »Ich habe gehört, dass die Romane ziemlich anstößig sein sollen.«
    »Da sind Sie falsch informiert. Die Bücher sind extrem anstößig. Meine Eltern haben mir strikt verboten, sie zu lesen, ehe ich fünfunddreißig bin.«
    »Ich wette, du hast dich nicht daran gehalten, stimmt’s?«
    Lane grinste. »Ich habe sie alle gelesen.«
    »Unter der Bettdecke, nehme ich an.«
    »Manchmal.«
    »Also, es wäre mir jedenfalls sehr lieb, wenn du mit ihm reden könntest. Wenn er Zeit hätte zu kommen, wären die Schüler bestimmt begeistert. Er könnte ihnen erzählen, wie er Schriftsteller geworden ist und warum er sich auf ›extrem anstößige‹ Romane spezialisiert hat, so etwas in der Art.«
    »Ich werde das mit ihm klären.«
    »Schön. Ich will dich nicht länger aufhalten. Aber sag mir Bescheid, okay?«
    »Klar.« Sie nahm ihre Bücher. Als sie von ihrem Stuhl rutschte, sah sie, dass er einen Blick auf ihre Beine warf und dann schnell wegschaute.
    Wenigstens einer weiß das Kleid zu schätzen, dachte sie.
    Schade, dass es ausgerechnet ein Lehrer ist.
    Auf dem Weg zur Tür fiel ihr wieder ein, dass Riley draußen auf sie warten könnte.
    Sollte sie Mr. Kramer fragen, ob er sie bis zum Parkplatz begleitete?
    Auf keinen Fall, sagte sie sich. Er könnte das falsch verstehen. Es sei

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