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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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einfach nicht gruselig genug. Es musste sich noch etwas anderes in dem Haus befinden.
    Diese Frage führte ihn zurück zu der Liste.
    Lange blickte er darauf. »Irgendetwas Unheimliches muss in dem Haus sein«, schrieb er. »Aber was?«
    Wie wäre es mit einem Vampir unter der Treppe?
    Klar. Allein der Gedanke daran stellte ihm die Nackenhaare auf.
    Er kniete wieder neben dem Sarg und starrte die verdorrte Leiche an. Empfand Angst und Ekel.
    Er wollte vergessen, dass er dieses Ding jemals gesehen hatte, und sich nicht die nächsten paar Monate ständig damit befassen.
    Trotzdem wäre es eine gute Geschichte.
    »Eine blonde Leiche unter der Hoteltreppe«, schrieb er. »Ein Pfahl in ihrer Brust. Entdeckt von ein paar Leuten, die durch eine Geisterstadt streifen. Man könnte es genau so erzählen, wie es passiert ist. Das reinste Zuckerschlecken.«
    Er rümpfte die Nase.
    »Aber sie rennen nicht mit vollen Hosen davon, wie wir es getan haben. Vielleicht ein paar von ihnen. Aber einer ist von der Leiche fasziniert. Ist es ein Vampir oder nicht? Ein Charakter wie Pete, nur ein bisschen verrückter. Er muss es einfach wissen. Also zieht er den Pfahl heraus. Vor seinen Augen wird das Ding wieder lebendig. Verwandelt sich von einem hässlichen braunen Kadaver (Barbaras Vergleich mit der Salami benutzen?) in eine bezaubernde junge Frau. Eine bezaubernde nackte junge Frau. Die an Pete angelehnte Figur ist von ihr gefesselt. Und scharf auf sie. Er will sie. Aber sie hat andere Pläne und beißt ihm in den Hals.
    Die anderen machen sich Sorgen, weil Pete einfach nicht herauskommt. Sie gehen zurück ins Hotel, um nachzusehen, wo er bleibt. Unter der Treppe ist niemand mehr. Der Sarg ist leer.
    Da gibt’s aber ein kleines Problem. Vampire treiben sich nicht tagsüber in der Gegend herum. Wieso erkundet deine lustige Truppe also nach Sonnenuntergang eine Geisterstadt?
    Ganz einfach. Sie fahren von einem Ausflug in die Wüste zurück nach Hause und haben eine Panne. Einen Platten oder so.«
    Na ja, dachte er, mal wieder der alte Trick mit der Panne am übelsten aller Orte.
    Trotzdem könnte es funktionieren.
    Und es hatte einen zusätzlichen Vorteil: Es war anders als die tatsächlichen Ereignisse gestern.
    »Sorge dafür, dass es nicht zu dicht an der Wahrheit ist«, tippte er, »und du kannst vielleicht damit umgehen.
    Wie wäre es, wenn man einen großen Schritt weitergeht und etwas anderes unter der Treppe sein lässt? Kein totes Mädchen mit einem Pflock in der Brust, sondern … was? (Eine Kiste mit einem Monster darin? Das gab es schon.) Könnte alles Mögliche sein. Eine außerirdische Kreatur? Ein Troll? Wenn es eine offene Treppe ist, könnte er durch die Stufen greifen und die Leute an den Füßen zu sich hereinzerren. Und sie verschlingen. He, he, he.
    Feigling.
    Warum nicht bei der Wahrheit bleiben?
    Bloß nicht. Horror sollte doch eigentlich Spaß machen.
    Aber es gibt eine wahre Geschichte. Wer ist sie? Wer hat den Pfahl in ihre Brust gerammt? Hat derjenige, der sie unter der Treppe versteckt hat, auch das (brandneue) Schloss an der Hoteltür angebracht? Und vor allem: Was passiert, wenn man den Pfahl herauszieht?
    Sie bleibt liegen. Totes Fleisch.
    Aber wenn doch das Leben in sie zurückfließt? Ihre vertrocknete, harte Haut wird weich und jugendlich. Die flachen Brüste schwellen zu prächtigen Hügeln an. Ihr eingesunkenes Gesicht wird wieder voller. Sie ist schöner als in deinen wildesten Träumen. Sie raubt dir den Atem. Und das Blut.
    Letztlich beißt sie dir doch nicht in den Hals.
    Weil sie dir dankbar ist, dafür, dass du sie wieder zum Leben erweckt hast. Sie fühlt sich dir so verpflichtet, dass sie alles für dich tun würde. Du bist ihr Herr, und sie tut, was du befiehlst. Tatsächlich ist dieses fantastische Wesen deine Sklavin.
    Das hat Potenzial.«

9
    Lane schob ihre Bücher in das Schließfach, nahm die Tüte mit ihrem Mittagessen heraus und schloss die Metalltür. Als sie das Zahlenschloss verdrehte, glitt ein Arm um ihren Bauch, und sie spürte Lippen auf ihrem Hals. Sie erschauderte und wich zurück.
    »Hör auf«, sagte sie und wirbelte herum.
    »Ich konnte mich nicht beherrschen«, entgegnete Jim.
    Lane sah an ihm vorbei. Der Gang war voller Leute. Kinder gingen vorbei, plauderten und lachten. Diejenigen, die nicht mit ihren Freunden unterwegs waren, hatten es anscheinend alle sehr eilig. Schließfächer wurden zugeknallt. Lehrer standen neben den Korridoren zu ihren Klassenzimmern und passten

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