Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
denn, ich erkläre ihm das mit Riley. Dann würde Riley Ärger kriegen, und ich würde wirklich in der Klemme stecken.
»Bis morgen«, rief sie über die Schulter zurück.
»Einen schönen Tag noch, Lane.«
Sie trat hinaus in den Flur. Gegenüber an den Schließfächern lehnte Jim. Er winkte ihr zu.
»Ich würde mich nicht beschweren, wenn du sagst, ich soll abhauen«, meinte er und kam auf sie zu. »Ich weiß wirklich nicht, was heute Morgen in mich gefahren ist. Tut mir echt leid.«
»Das sollte es auch.«
»Du kannst meinen Mund mit Seife auswaschen, wenn das hilft.«
»Gute Idee.« Sie nahm seine Hand. »Nächstes Mal mache ich das vielleicht.«
»Also, verzeihst du mir?«
»Ich glaube schon. Dieses Mal.«
Sie gingen gemeinsam den Flur entlang.
So viel zu dem Thema, dass ich mich von ihm trenne, dachte sie. Vermutlich bin ich einfach noch nicht dazu bereit.
Auch wenn sie etwas enttäuscht von sich war, verspürte sie doch überwiegend Erleichterung.
»Ich hatte Angst, dass ich es echt vermasselt habe«, sagte Jim. »Den ganzen Tag habe ich darüber nachgedacht, habe mir vorgestellt, wie sehr ich dich vermissen würde. Ich liebe dich wirklich, Lane. Ich habe keine Ahnung, was ich gemacht hätte, wenn … na ja, egal. Es ist wieder alles okay, oder?«
»Ja, alles okay.«
Er drückte ihre Hand.
Auf dem Parkplatz sah Lane Riley auf der Motorhaube ihres Mustangs sitzen. Sie waren noch ein ganzes Stück entfernt, und Jim hatte ihn noch nicht bemerkt.
Aber Riley sah Jim, rutschte schnell vom Wagen und stolzierte davon.
10
Sie fuhr nachts auf dem Fluss Wasserski. Sie wollte nicht dort sein. Sie hatte Angst.
Sie wollte aufhören, aber sie traute sich nicht. Das Ding im Wasser würde sie schnappen, ehe das Boot gewendet und sie aufgelesen hätte.
Sie wusste nicht, was dort im Wasser war. Aber etwas war dort. Etwas Furchtbares.
Das Boot fuhr immer schneller und schneller, als wollte es sie bei ihrer Flucht unterstützen. Sie flog über die glatte schwarze Wasseroberfläche, klammerte sich an die Stange am Ende des Zugseils und wimmerte in panischer Angst.
Irgendwie wusste sie, dass das Boot nicht schnell genug war. Das Ding im Wasser holte auf.
Wenn sie doch nur dichter am Ufer wären. Wenn das Boot sie dicht genug an einem Pier vorbeiziehen würde, könnte sie die Leine loslassen und mit dem Schwung in Sicherheit gleiten.
Aber sie konnte das Ufer nicht sehen.
Zu beiden Seiten war nur Dunkelheit.
Das ist unmöglich, dachte sie. Der Fluss ist höchstens 400 Meter breit.
Wo sind wir?
Halb wahnsinnig vor Angst dachte sie: Wir sind nicht mehr auf dem Colorado.
Mit der rechten Hand klammerte sie sich an den Holzgriff, mit der linken winkte sie dem Boot zu, bedeutete ihm, ans Ufer zu fahren.
Wo immer das auch sein mochte.
Das Boot hielt seinen Kurs.
Seht her!, schrie sie im Geiste. Verdammt, passt doch auf!
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie keine Ahnung hatte, wer das Boot steuerte.
Dann sah sie, dass sich das Boot von ihr entfernte.
Als würde sich das Zugseil dehnen.
Langsam verblasste der Schein der Positionslichter und verschwand schließlich in der Ferne. Auch das Geräusch des Außenbordmotors erstarb.
Es war still, nur ihre Skier zischten durch das Wasser.
Das Zugseil führte in die Dunkelheit.
Sie war allein.
Bis auf das Ding unter der Wasseroberfläche.
Mein Gott, was werde ich …
Kalte Hände griffen nach ihren Knöcheln, zogen sie nach unten. Sie stand noch auf ihren Skiern, jagte weiter am Ende des Zugseils durch die Nacht, aber unter der Oberfläche. Das Wasser zerrte an ihr. Es drang in ihren offenen Mund, erstickte ihre Schreie, als die Hände rasch an ihren Beinen emporkletterten.
Sie konnte das eisige Fleisch an ihrem Rücken spüren. Das Ding stand jetzt hinter ihr auf den Skiern, schlang die Arme um sie, griff nach ihren Händen, um sie von der Holzstange zu lösen. Mit aller Kraft hielt sie sich fest.
Wenn ich loslasse, hat es mich.
Es brach ihren linken Arm, riss ihn am Ellbogen entzwei. Ihre Hand umklammerte noch einen Moment die Stange, schleifte den abgetrennten Unterarm hinter sich her. Dann spülte die Strömung sie davon.
Eine Hand schloss sich um ihren Mund und hielt ihre Nase zu.
Verzweifelt schnappte sie nach Luft.
Bisher hatte sie aus irgendeinem Grund trotz des Wassers, das in ihre Kehle strömte, atmen können, aber das feste Fleisch der Hand ließ keine Luft hindurch. Ihre Lungen brannten.
Sie packte die Hand und wachte auf, aber die Hand
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