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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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durchgestrichen, andere hinzugefügt worden. Der Absatz war ein Wirrwarr aus Linien und Pfeilen. Schließlich kam er dahinter:
    »Als sie an der Tür zog, musste sie feststellen, dass sie verschlossen war. Nein! Sie wandte den Kopf und wimmerte vor Verzweiflung bei dem Anblick des Leichnams, der mit einem Skalpell in der Hand auf sie zuwankte. Sein Kopf schwang auf dem gebrochenen Genick von einer Seite zur anderen.«
    »Das darf doch nicht wahr sein«, murmelte Larry.
     
    Er fand Jean im Schlafzimmer, wo sie Kleidung aus der Kommodenschublade nahm und in ihren Koffer packte. Daneben lag auch sein Koffer offen auf dem Bett.
    Larry setzte sich auf die Bettkante. »Wir haben ein Problem.«
    »Das Manuskript?«
    »Ich habe es gerade komplett durchgeblättert. Es ist versaut.«
    »Nicht schon wieder.«
    »Doch.« Irrenhaus war sein zwölfter Roman und der dritte, der von einem Lektor verunstaltet worden war.
    »Was willst du jetzt machen?«, fragte Jean.
    »Ich muss den Text wieder in Ordnung bringen. Es bleibt mir nichts anderes übrig.« Mit finsterer Miene starrte er auf den Teppichboden. »Vielleicht kann ich sie überreden, meinen Namen vom Umschlag zu streichen und das Buch unter dem Namen des Lektors zu veröffentlichen.«
    »Ist es so schlimm?«
    »Schlimmer.«
    »Wie kann dem Verlag so etwas passieren?«
    »Keine Ahnung. Vermutlich ist es reine Glückssache. Dieses Mal haben sie das Manuskript zufälligerweise einer Idiotin geschickt, die sich für eine Schriftstellerin hält.«
    »Es könnte auch ein Mann gewesen sein«, verteidigte Jean ihr Geschlecht.
    »Oder ein Ding.«
    »Kannst du Susan nicht einfach einen Brief schreiben und ihr das Problem erklären? Vielleicht können sie dein Buch nochmal von jemand anderem lektorieren lassen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, davon wäre sie nicht so begeistert. Das wäre, als würde ich sagen, sie sind so dämlich, das Manuskript einem analphabetischen Metzger zu geben. Außerdem hat der Verlag schon dafür bezahlt. Und mittlerweile wird auch die Zeit knapp, sonst würden sie das verfluchte Ding nicht schon in sechs Tagen zurückhaben wollen.«
    »Vielleicht solltest du Susan mal anrufen?«
    »Das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist, dass ich als Krawallmacher dastehe.«
    »Also willst du es klaglos hinnehmen?«
    »Ich werde mich auf meinen Hintern setzen, mit einem Rotstift in der einen und der britischen Ausgabe in der anderen Hand. Wenn die Leute in London nichts geändert haben, muss es auch nicht geändert werden.« Er ließ den Kopf hängen und seufzte.
    Jean kam zu ihm. Sie massierte seine Schultern. »Tut mir echt leid, mein Schatz.«
    »Künstlerpech. Das Problem ist bloß … ich muss das Manuskript am Mittwoch abschicken, damit es am Donnerstag ankommt. Wenn ich mit zu deinen Freunden komme, dann bleiben mir nur noch drei Tage, um das ganze verdammte Ding durchzugehen und zu versuchen … es zu retten.«
    »Du könntest es doch mitnehmen.«
    »Mit mir wäre sowieso nichts anzufangen. Vielleicht solltet ihr ohne mich fahren.« Als er das vorschlug, merkte er, dass er eigentlich nicht allein zu Hause bleiben wollte. Nicht wegen dieses Manuskripts. Aber es ging nicht anders. »Wenn ich das ganze Wochenende daran arbeite, fühle ich mich vielleicht wieder wie ein richtiger Mensch, wenn ihr zurückkommt.«
    »Wir können bestimmt auch absagen«, meinte sie und strich durch sein Haar. »Und stattdessen am nächsten Wochenende fahren.«
    »Nein, tu das nicht. Es ist schließlich ihr Hochzeitstag. Außerdem hast du dich darauf gefreut. Wir brauchen doch nicht alle unter dem Mist zu leiden.«
    »Bist du sicher?«, fragte sie.
    »Es gibt keine andere vernünftige Möglichkeit.«
    Larry ging zurück in sein Büro. Seine Kehle schnürte sich zusammen.
    Zuerst wolltest du gar nicht mitfahren, erinnerte er sich.
    Aber das war gewesen, bevor er wusste, dass er an Irrenhaus würde arbeiten müssen.
    Er starrte auf seinen Bildschirm.
    »Es gibt bestimmt noch andere Assoziationen zu dem Wort Truhe. Man muss nur damit herumspielen.«
    Natürlich. Klare Sache. Vielleicht irgendwann nächste Woche.
    Er würde nicht an Die Truhe arbeiten können. Er würde sich nicht auf den Schluss von Fremder in der Nacht stürzen können.
    Die nächsten paar Tage musste er sich Irrenhaus widmen, einem Buch, das er vor 18 Monaten beendet hatte. Einem Buch, das in England schon veröffentlicht worden war – und fast alles, was sie geändert hatten, waren die üblichen Anpassungen an

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