Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
anzurufen. Ich bin bis zum Parkplatz gerannt und habe gewartet, bis mein Vater mich zur üblichen Zeit abgeholt hat.«
»Und das war’s?«, fragte Pete.
»Es hat gereicht. Danach bin ich aus dem Chor ausgetreten. Nichts hätte mich jemals wieder nach Einbruch der Dunkelheit in diese Kirche gebracht.«
»Ziemlich krasse Reaktion, wenn man bedenkt, dass nichts passiert ist.«
»Es stimmt ja nicht ganz, dass nichts passiert ist«, führte Larry an.
»Genau. Seitdem sind so viele Jahre vergangen, und trotzdem kriege ich immer noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke.«
»Immer noch keine richtige Geschichte«, sagte Pete.
»Aber ein guter Ausgangspunkt für eine Geschichte«, erklärte Larry ihm.
»Meinst du, du könntest was draus machen?«, fragte Pete.
»Ich kann es mir schon vorstellen«, sagte Barbara lächelnd. »Bei dir würde wahrscheinlich ein verrückter Mörder auftauchen und mich durch die Kirchenbänke jagen.«
»So etwas in der Art. Jesus könnte vom Kreuz klettern und das Mädchen durch die Kirche verfolgen.«
»Ganz schön makaber.«
Pete lachte. »Er schleicht ihr hinterher, mit einem Nagel in jeder Hand.«
»Ihr seid mir welche.«
»Das ist gut«, sagte Larry. »Am nächsten Morgen kommt der Prediger, und sie ist diejenige, die am Kreuz hängt.«
»Dafür wirst du in der Hölle schmoren.«
»Mit Sicherheit.«
»Ich lege lieber mal die Steaks auf den Grill«, sagte Pete. »Damit er schnell was zu essen kriegt, bevor ein Blitz vom Himmel schießt und ihn aus den Schuhen haut.«
Nach dem Essen präsentierte Pete ihnen eine Überraschung – eine Plastiktüte mit drei Videokassetten. »Ich dachte, wir könnten eine lange Filmnacht veranstalten, falls du es nicht eilig hast, nach Hause zu kommen.«
Mit drei Wodka-Tonic intus und den beiden Flaschen Bier, die er zum Essen getrunken hatte, war Larry nicht mehr in der Verfassung zu schreiben, Korrekturen am redigierten Manuskript vorzunehmen oder auch nur den Roman von Shaun Hutson zu lesen.
Außerdem war er nicht erpicht darauf, allein in seinem leeren Haus zu sein.
»Hört sich gut an«, sagte er. »Zeig doch mal, was du da hast.« Er begutachtete die Kassetten durch die durchsichtigen Plastikhüllen: Cameron , Blutrausch und Wasserleiche .
»Barb hat mich im Laden angerufen«, erklärte Pete, »deshalb habe ich die Filme unterwegs aufgegabelt.« Er sah ziemlich zufrieden mit sich aus.
»Das wird bestimmt großartig.«
»Die Filme bringen dich genau in die richtige Stimmung«, sagte Barbara, »um anschließend allein nach Hause zu gehen.«
»Wenn du danach die Panik kriegst, kannst du auch hier übernachten.«
»Ich glaube, das kann ich schon verkraften.«
Sie begannen mit Blutrausch . Pete sah den Film von einem Liegesessel neben dem Sofa. Larry saß an einem Ende der Couch, Barbara am anderen. Nach einer Weile warf sie ein Kissen auf den Wohnzimmertisch und legte die Füße hoch.
Als der Film zu Ende war, machte Pete Popcorn. Barbara verschwand für ein paar Minuten und kam dann in einem knielangen blauen Morgenrock zurück. Sie goss ihnen allen Pepsi ein. Pete verteilte das Popcorn auf drei Schüsseln.
Ehe Barbara sich wieder auf das Sofa setzte, schaltete sie alle Lampen aus.
Sie aßen Popcorn, tranken Cola und sahen Cameron . Der Raum wurde nur vom Flackern des Fernsehers erhellt.
Hin und wieder blickte Larry zu Barbara hinüber. Sie lag mit der Popcornschüssel zurückgelehnt auf dem Sofa, die Beine ausgestreckt und die Füße auf dem Couchtisch. Als sie sich kurz auf die Seite drehte, um die leere Schüssel auf den Beistelltisch zu stellen, glitt der Morgenrock von ihrem linken Bein. Darunter trug sie ein rosafarbenes, durchsichtiges Nachthemd. Es war kürzer als der Morgenrock und reichte nur knapp über ihre Hüfte. Mit einem leisen genervten Seufzen zog sie den Morgenmantel wieder über ihren Oberschenkel.
Das ist auf jeden Fall besser, als zu Hause zu sein, dachte Larry.
Ein paar Minuten später zog Barbara das Kissen unter ihren Füßen hervor. Sie legte es auf die Armlehne und schwang die Beine auf das Sofa. Dann drehte sie sich auf die Seite und bettete ihren Kopf auf das Kissen. »Sag Bescheid, falls ich dich treten sollte«, sagte sie.
»Vielleicht sollte ich mich woanders hinsetzen.«
»Nein, das ist schon okay.«
Pete sah zu ihnen hinüber. »Ah, jetzt geht’s los. Setz dich bloß wieder hin, Barb. Sonst bist du in fünf Minuten eingeschlafen.«
»Ich bin hellwach.«
»Nicht mehr lange. Ich warne
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