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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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verschlug es ihm den Atem.
    Der Sarg war leer.
    Aber dann sah er, dass Pete sich aufsetzte. Plötzlich war er so überwältigt vor Erleichterung, dass ihm fast die Tränen kamen. Ich habe ihn doch nicht getötet! Gott sei Dank! Gott sei … Seine Eingeweide zogen sich zusammen.
    Pete hatte sich nicht aufgesetzt, weil er noch lebte. Er wurde von der braunen, vertrockneten Gestalt gehalten, die hinter ihm auf dem Boden saß. Sie hatte ihre verdorrten Beine um seine Taille geschlungen. Ihre Arme umklammerten seine Brust. Und der Mund saugte und kaute an der Austrittswunde an seinem Hinterkopf.
    Larry stieß einen Schrei aus und wachte auf.
    Er lag allein im Bett. Im Zimmer war es dunkel. Er drehte sich auf die Seite und sah auf den Wecker. 4:50 Uhr. Als ihm klarwurde, dass es Samstagmorgen war und er seit weniger als einer Stunde im Bett lag, stöhnte er.
    Er erinnerte sich daran, was sie getan hatten.
    Wenn das Ganze doch nur ein Alptraum gewesen wäre. Vielleicht hatte er ja bloß geträumt , dass sie nach Sagebrush Flat gefahren waren.
    Aber er wusste, dass sich diese Hoffnung nicht erfüllen konnte.
    Sie hatten es getan, fertig.
    Zumindest habe ich Pete nicht erschossen, dachte er. Zum Glück war das wirklich nur in meinem Alptraum.
    Er stieg aus dem Bett. Nackt, verschwitzt und zitternd ging er zum Fenster. Der Mond stand tief über dem Garagendach.
    Er wollte nicht daran denken, was dort in der Garage war.
    Wir müssen die Sache abblasen, sagte er sich. Wir müssen den Sarg zurückbringen, zurück unter die Treppe schieben.
    Er fragte sich, ob er das alleine bewerkstelligen könnte.
    Nein. Alleine wäre er nicht einmal in der Lage, diesem Ding gegenüberzutreten, geschweige denn es nach Sagebrush Flat und in das verfluchte Hotel zu bringen.
    Er ging zurück zum Bett, setzte sich auf die Matratze und stützte den Kopf in die Hände. Er fühlte sich ausgelaugt. Er brauchte Schlaf. Jede Menge Schlaf. Aber er wusste, was für Träume ihn erwarteten.
    Wir hätten das nicht tun sollen, dachte er. Niemals hätten wir das tun dürfen.
    Er schlurfte ins Badezimmer und stellte sich unter die Dusche. Es fühlte sich wunderbar an, als das heiße Wasser über seinen frierenden Körper plätscherte. Er hörte auf zu schlottern, und seine Muskeln entspannten sich. Aber die Verwirrung in seinem Kopf löste sich nicht auf. Er fühlte sich wie betäubt.
    Heute kann ich nicht schreiben, dachte er. Jedenfalls nicht, bevor ich ein bisschen geschlafen habe.
    Sollte er an der Korrektur des Manuskriptes arbeiten?
    Deshalb war er schließlich nicht mit Jean und Lane mitgefahren.
    Er wünschte, er wäre mit ihnen gefahren. Dann wäre nichts von alledem passiert.
    Larry sah sich selbst in dem Hotel, wie er Pete mit dem Revolver bedrohte.
    Verflucht, ich hätte ihn niemals erschossen.
    Aber auch nur auf ihn anzulegen …
    Das war das Schlimmste von allem. Sogar schlimmer als die verdammte Leiche in der Garage.
    Damit muss ich nun leben, sagte er sich. Es ist geschehen, du kannst es nicht mehr ändern.
    Jetzt muss ich das Buch für ihn schreiben. Auch wenn es nicht der ganz große Renner wird, sollte es sich doch ordentlich verkaufen. Wenn ich ihm einen Batzen abgebe, ist er glücklich. Er wird der Meinung sein, dass das Geld es wert war, mit einer Waffe bedroht zu werden. Dann werden meine Schuldgefühle vielleicht vergehen.
    Also schreib das Buch.
    Larry drehte die Dusche ab, kletterte aus der Wanne und trocknete sich ab. Träge schlurfte er ins Schlafzimmer. Er nahm einen Trainingsanzug und Socken aus der Kommode, ließ sich aufs Bett fallen und kämpfte sich in die Hose und die Jacke aus weichem Stoff.
    Schreib das Buch, dachte er. Aber nicht heute. Heute bin ich zu kaputt.
    In der Küche kochte er sich eine Kanne Kaffee. Mit seinem Becher ging er ins Wohnzimmer, ließ sich in seinen Sessel sinken und begann zu lesen. Seine Augen glitten über die Zeilen, doch die Wörter schienen ohne Zusammenhang und Bedeutung.
    Eine Stunde Schlaf, dachte er. Was erwartest du?
    Larry klappte das Buch zu. Er starrte ins Leere, während er seinen Kaffee schlürfte.
    Ich kann hier doch nicht einfach wie ein Zombie herumsitzen.
    Arbeite an Irrenhaus , dachte er. Ich sollte es wohl noch schaffen, einfach den Text durchzugehen und die überflüssigen Änderungen rückgängig zu machen.
    Er stemmte sich aus seinem Sessel, nahm den leeren Becher und ging in die Küche.
    Diese verdammte Lektorin. Ohne sie wäre ich jetzt in L.A. Und ich wäre nicht noch einmal

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