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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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in die verfluchte Geisterstadt gefahren. Nichts von dem ganzen Mist wäre geschehen.
    Er schenkte sich noch einen Kaffee ein, ging mit dem Becher in sein Arbeitszimmer und blickte auf das Manuskript. Er seufzte. Die lästige Aufgabe schien ihm über den Kopf zu wachsen.
    Vielleicht sollte er sich erst ein paar Notizen für Die Truhe machen. Den Handlungsstrang mit den beiden Typen einarbeiten, die die Jukebox holen wollen und über die Feuerstelle stolpern. Der Coyotenfresser … was wäre, wenn er irgendwie mit der Vergangenheit der Musiktruhe zusammenhinge? Er könnte eine Figur sein in dem Teil, der in den Sechzigern spielt. Einer der Rocker? Aus irgendeinem Grund ist er dort geblieben, völlig durchgeknallt, ernährt sich von dem, was die Natur hergibt.
    Eine blöde Idee, vielleicht, dachte er. Er war nicht in der Verfassung, das zu entscheiden. Am besten schrieb er sie auf und entschied später, ob es sich lohnte, den Ansatz weiterzuverfolgen.
    Er wandte sich dem Computer zu und öffnete die Notizen, die er gestern gemacht hatte. Dann scrollte er herunter, bis zum Ende des Textes.
    »Es gibt bestimmt noch andere Assoziationen zu dem Wort Truhe. Man muss nur damit herumspielen.«
    Ein Sarg ist auch eine Art Truhe. Noch eine Assoziation.
    Larry tippte: »Notizen – Samstag, 8. Oktober.«
    Er fügte eine Leerzeile ein und fuhr fort. »Die Männer wollen die Jukebox holen. Ganz in der Nähe finden sie in der Schlucht eine Feuerstelle und die ekelhaften Überreste eines Coyoten, den jemand zum Abendessen verspeist hat. Wer? Ein verrückter Einsiedler, der damals in den Sechzigern der härteste Rocker von allen war.«
    Aber wer hat tatsächlich den Coyoten gegessen?, fragte er sich. War es derselbe, der den Treppenabsatz im Hotel repariert und die Decke glatt über die Leiche gelegt hatte?
    Und wenn er uns gesehen hat?
    Was, wenn er uns gefolgt ist?
    Larry fügte erneut ein paar Leerzeilen ein.
    »Jemand«, schrieb er, »schlug einen angespitzten Pflock durch das Herz einer Frau. Er versteckte sie in einem Sarg ohne Deckel unter der Treppe eines verlassenen Hotels in Sagebrush Flat.
    Wir fanden sie dort.
    Mein Name ist Lawrence Dunbar. Ich schreibe Horrorromane. Dieses Buch ist kein Roman. Entscheiden Sie selbst, ob es ins Horrorgenre gehört.
    Es folgt ein Bericht der Geschehnisse.
    Am Sonntag, dem zweiten Oktober, fuhren wir von unserem Haus in Mulehead Bend nach Westen, um einen Tagesausflug zu einer alten Westernstadt in der Wüste zu machen. Es war ein warmer, klarer Morgen. Pete saß am Steuer des Lieferwagens, ich hatte es mir auf dem Beifahrersitz bequem gemacht. Unsere Frauen gossen aus einer Thermoskanne Kaffee ein, reichten uns die Plastikbecher und ließen uns als Erste in die Schachtel Doughnuts greifen, die ich früher am Morgen gekauft hatte.«
    Nicht schlecht für einen, der nicht ganz bei sich ist, dachte er.
    Und schrieb weiter.
    Es floss aus ihm heraus. Er trank seinen Kaffee aus und zündete seine Pfeife an. Die Worte kamen fast von allein. Als würde eine Stimme in seinem Kopf den Text diktieren und er ihn nur niederschreiben müssen.
    Er führte Jean und Pete und Barbara in die Geschichte ein. Er beschrieb die Einsamkeit und Schönheit der Wüste, die sie auf dem Weg nach Silver Junction durchquerten. Er schilderte ihre Erlebnisse in der alten Westernstadt: die hübschen Geschäfte, die sie besucht hatten, die Gestalten in Cowboyklamotten, die Schießerei auf der Hauptstraße, wie sie im Saloon Bier getrunken und Sandwichs gegessen hatten. Schließlich wollten sie den malerischen Ort verlassen. Sie stiegen in den Wagen. Pete fragte: »Wie wär’s auf dem Heimweg mit einem kleinen Abstecher?«
    Larry scrollte zum Anfang zurück. Er zählte die Seiten und schüttelte erstaunt den Kopf. Fünfzehn Seiten hatte er geschrieben. Kaum zu glauben. Er sah auf die Wanduhr. Halb neun. Er hatte fast drei Stunden gearbeitet. Das waren fünf Seiten pro Stunde, stellte er fest. Normalerweise kam er auf einen Schnitt von zwei Seiten.
    Ich sollte immer schreiben, wenn ich so neben mir stehe.
    Vielleicht ist es auch Schrott.
    Er las das Kapitel. Es sah jedenfalls nicht aus wie Schrott. Es war genauso gut wie alles andere, das er bisher geschrieben hatte. Vielleicht sogar besser. Er hatte den Eindruck, dass er den eigentlich banalen Ausflug nach Silver Junction in ein scharfsinniges, farbiges Porträt verwandelt hatte, ereignisreich und schwungvoll.
    Die Figuren waren lebendig. In Barbaras Fall hatte er vielleicht

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