Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
würde. Sie hatte an Mr. Kramer gedacht. Sie wollte gut für ihn aussehen. Und vielleicht ein kleines bisschen sexy.
Falls Kramer ihr Outfit gefiel, ließ er es sich nicht anmerken.
Er wandte nun seine Aufmerksamkeit der Aktentasche zu, zog einen Ordner heraus, legte ihn vor ihr auf den Tisch und schlug ihn auf. Er enthielt einen Stapel Bilder im Format 20 x 25.
»Ist das Walt Whitman?«, fragte sie und betrachtete das auf dem Kopf stehende oberste Porträt.
»Sehr gut.«
»Als Kind habe ich oft Schriftsteller-Quartett gespielt.«
»Was hältst du davon, die Bilder aufzuhängen? Dann haben die Schüler etwas, was das Anschauen lohnt, während sie vor sich hin träumen.«
»Gute Idee«, sagte Lane. »Wo sollen sie hin?«
Er deutete auf einen Streifen Kork zwischen der Tafel und der Decke. »Meinst du, das kriegst du hin? Du müsstest dich auf den Hocker stellen, fürchte ich.«
»Kein Problem«, sagte Lane.
»Gut. Ich würde dir ja Tests zu korrigieren geben, aber ich habe nur Aufsätze. Und um die muss ich mich selber kümmern.«
»Ach, das ist schon okay.«
Er nahm eine durchsichtige Plastikdose mit Heftzwecken aus seiner Schreibtischschublade und gab sie ihr zusammen mit dem Bilderordner.
»Soll ich sie in einer bestimmten Reihenfolge aufhängen?«
»Nein, spielt keine Rolle.« Er holte den Hocker aus einer Ecke des Raums.
Er hatte Metallfüße, eine Holzscheibe als Sitz und reichte ihr bis zur Taille. In jedem Klassenraum befand sich ein derartiger Hocker. Viele Lehrer saßen darauf, aber Mr. Kramer benutzte ihn nie, er saß lieber auf der Kante seines Tischs, wenn er mit der Klasse sprach.
Er trug den Hocker zum hinteren Ende der Tafel. »Vielleicht sollte ich dir besser helfen.«
Lane gab ihm die Bilder und die Heftzwecken. Er blieb neben ihr stehen, beobachtete sie und runzelte die Stirn.
»Keine Sorge, ich falle schon nicht runter.«
»Du weißt bestimmt, was Burns über ›der Mäus’ und Menschen schönsten Plan‹ sagt?«
»Versprechen Sie mir, dass Sie mich auffangen, wenn sie ›zertrümmern oft‹?«
»Ich werde mein Bestes geben.«
Sie stieg auf die Sprosse, setzte ihr Knie auf die Sitzfläche und stützte sich an der Tafel ab, während sie ganz hinaufkletterte.
»Alles klar da oben?«
»Ja, ich glaube schon.« Sie blickte zu ihm hinunter und brachte ein Lächeln zustande. Ihr Stand fühlte sich tatsächlich ziemlich unsicher an. Sie hatte kaum Platz für die Füße und konnte sich nirgendwo festhalten. Aber der Korkstreifen befand sich genau vor ihrem Gesicht, so dass sie sich wenigstens nicht würde recken müssen.
»Versuch mal eins aufzuhängen, dann sehen wir, ob es geht.« Er gab ihr das Porträt von Whitman. Lane nahm es mit der linken Hand und streckte den rechten Arm zur Seite aus. Kramer drückte ihr zwei Heftzwecken in die Handfläche.
Sie presste das Bild glatt gegen den Korkstreifen und hielt es mit einer Hand fest, während sie mit der anderen eine Heftzwecke in die rechte obere Ecke drückte.
Ihr war klar, was währenddessen mit ihrer Bluse geschah. Es war ein Fehler gewesen, sie anzuziehen. Aber sie hatte gedacht, dass sie Schularbeiten korrigieren würde, nicht dass sie auf einen Hocker klettern und sich mit ausgestreckten Armen an die Wand stützen würde, während Mr. Kramer unter ihr stand.
Sie spürte, wie der Saum der Bluse ein paar Zentimeter über dem Rock über ihren Rücken strich. Lane konnte nicht sehen, was vorne passierte. Das war auch nicht nötig. Sie konnte sich die Lücke zwischen ihrem Bauch und dem Stoff gut vorstellen. Wenn Mr. Kramer zufällig in die richtige Richtung blickte, konnte er vermutlich bis zu ihrem BH hinaufsehen.
Bei diesem Gedanken überkam sie ein heißes, kribbeliges Gefühl.
Sie drückte die zweite Heftzwecke durch das Bild, ließ die Arme sinken und blickte zu ihrem Lehrer hinab.
Er nickte. »So weit, so gut«, sagte er lächelnd. Er reichte ihr eine Fotografie von Mark Twain.
»Ich glaube, ich schaffe das«, sagte Lane. »Sie können ruhig Ihre Tests korrigieren. Geben Sie mir einfach die Heftzwecken und legen Sie die Bilder auf die Kreideablage.«
»Bist du sicher, dass ich nicht auf dich aufpassen soll?«
»Ich denke, es geht schon.«
Er gab Lane die Heftzwecken, nahm den dünnen Stapel Bilder aus dem Ordner und stellte ihn aufrecht auf die Kreideablage. Er ging nicht weg.
Was soll’s, dachte Lane. Keine große Sache.
Sie machte weiter und hielt Mark Twain an die Korkfläche.
»Häng ihn direkt neben Walt.
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