Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
weiteres Opfer entdeckt hatte.
ENTFÜHRUNGEN LÄHMEN DIE STADT
Am späten Freitagabend wurde Linda Latham, die 17-jährige Tochter von Lynn und Ronald Latham, auf dem Nachhauseweg von einem Freund, Kerry Goodrich, offenbar entführt.
Als Linda gegen Mitternacht noch nicht zu Hause war, wuchs die Besorgnis ihrer Eltern. Sie riefen im Hause der Goodrichs an und erfuhren, dass ihre Tochter schon vor über einer Stunde losgegangen war. Für den Weg hätte Linda eigentlich nicht länger als zehn Minuten brauchen sollen, denn die Goodrichs wohnen nur ein paar Straßen entfernt.
Aufgeschreckt von der Nachricht suchten Lindas Eltern den Weg zwischen den Häusern ab. Als sie Lindas Handtasche nur eine Ecke vor dem Haus der Goodrichs im Rinnstein fanden, riefen sie sofort die Polizei.
Obwohl die Polizei die Anwohner befragte, konnte sie keine Zeugen der offensichtlichen Entführung finden.
Linda Latham ist schon die zweite Jugendliche, die in den letzten Wochen unter verdächtigen Umständen verschwand. Am 26. Juli verschwand Sandra Dunlap aus dem Haus ihrer Eltern in der Crestview Avenue, ihr Schicksal bleibt bis zum heutigen Tag ungeklärt.
Die Polizei weist darauf hin, dass es wenig Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Vermisstenfällen gibt. »Der Ablauf der Taten ist völlig verschieden«, sagte Polizeisprecher Captain Al Taylor. »Es wäre voreilig, nun zu spekulieren, dass es sich in beiden Fällen um denselben Täter handelt. Trotzdem müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass zwei Jugendliche innerhalb eines kurzen Zeitraums entführt wurden. Es gibt also durchaus Grund zur Sorge. Ich würde allen Eltern raten, gut auf ihre Kinder aufzupassen, besonders wenn es sich um heranwachsende Mädchen handelt. Die Jugendlichen selbst sollten äußerste Vorsicht walten lassen, solange der oder die Täter nicht gefasst wurden.«
Captain Taylor schlug außerdem vor, dass Mädchen im Teenageralter davon absehen sollten, allein auszugehen. Für den Notfall sollten sie Trillerpfeifen mit sich führen und unbedingt jede verdächtige Begegnung melden.
Die Behörden führen eine umfassende Suche nach den beiden vermissten Mädchen durch. Jeder, der Hinweise zu einer der Entführungen geben kann, wird gebeten, unverzüglich die Polizei zu kontaktieren.
Larry fiel auf, dass in dem Artikel nichts über Martha Radley stand. Sah die Polizei keinen Zusammenhang zwischen den Fällen? Anscheinend nicht, sonst wäre sie wohl noch beunruhigter gewesen.
Eine ermordete und zwei verschwundene Jugendliche. Das macht schon drei.
Larry zog die unterste Seite aus seinem kleinen Stapel von Ausdrucken – die Liste derer, die 1968 ihren Abschluss an der Buford High gemacht hatten. Er fand die Namen »Dunlap, Sarah« und »Latham, Linda«. Die Tochter der Radleys war natürlich nicht dabei, sie war damals erst sechzehn.
Aber sie war Mitglied im Kunstklub, und Sarah und Linda waren beide Klassenkameradinnen von Bonnie.
Bonnie kannte alle drei.
Mein Gott, das muss sie hart getroffen haben. Und sie hatte bestimmt Angst.
Wenn so etwas passiert, fragt man sich doch, wer als Nächster dran ist.
Vielleicht man selbst.
Er druckte den Artikel aus.
Dann setzte er seine Suche fort. Er kopierte sich drei weitere Artikel zu dem Thema, doch keiner davon enthielt neue Informationen. Die Mädchen waren immer noch verschwunden. Die Polizei hatte keinen Verdächtigen.
Bonnie war tatsächlich die Nächste.
Er entdeckte ihr Foto und den Bericht auf der Titelseite des Mulehead Evening Standard vom 14. August.
Mit einem fürchterlichen Gefühl des Verlustes starrte er auf den Bildschirm.
Was hast du erwartet?, fragte er sich. Du wusstest doch, dass sie tot ist, ihre Leiche liegt bei dir zu Hause. Das sollte kein Schock für dich sein.
Aber ein Teil seines Verstandes schien die wilde Hoffnung gehegt zu haben, dass Bonnies Geschichte letztlich doch ein glückliches Ende fand. Wie auch immer.
Der Zeitungsartikel ließ diese Hoffnung platzen.
Larry stöhnte, als er ihr Foto sah. Er kannte es gut. Es war das Abschlussfoto, das er auch in seinem Aktenschrank liegen hatte. Widerwillig las er den Bericht.
BONNIE SAXON VERMISST
Bonnie Saxon, die im Herbst 1967 auf der Abschlussfeier der Buford Highschool zur Ballkönigin gewählt wurde, verschwand letzte Nacht aus dem Haus in der Usher Avenue, in dem sie mit ihrer Mutter Christine wohnte.
Das 18-jährige Mädchen wurde zuletzt von ihrer Mutter gesehen, als sie am Freitagabend von einer Verabredung mit ihrem Freund Biff Tate
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