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Der pfeifende Mörder

Der pfeifende Mörder

Titel: Der pfeifende Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Poststempel.
    »Leeuwarden«, sagte er. »Auch das Datum stimmt, es paßt zum Mord. Der Brief wurde hier aufgegeben.«
    »Nachdem er mit Schreibmaschine geschrieben worden war«, ergänzte Leerdam.
    »Cherchez … nicht la Femme, sondern die Schreibmaschine«, wandelte Wilm Schouwen ein berühmtes Wort ab. »Laßt uns die Schreibmaschine suchen und finden, dann haben wir auch den Mörder.«
    Na schön, als erstes mußte der Typ der Maschine, mit welcher der Brief geschrieben worden war, ermittelt werden. Die Erstellung eines Fachgutachtens war also nötig. Der Kommissär machte Dampf dahinter, und so lag ihm schon am nächsten Nachmittag folgendes vor:
    »Eine alte Remington, ein amerikanisches Produkt also, das in Holland nicht weit verbreitet ist, vor allem nicht dieses Modell, welches noch aus dem Jahre 1939 stammt. Die aus dem Ausland importierte Maschine muß sich demnach bereits lange im Besitz des Mörders oder dessen Familie – wenn sie ein Erbstück ist – befinden, vorausgesetzt, sie hat, seit sie sich in Holland befindet, nicht durch Verkauf schon den Eigentümer mehrmals gewechselt.«
    Letzteres wollte Kommissär Leerdam nicht hoffen.
    »Wo würden Sie beginnen?« fragte er Schouwen, der nicht lange überlegen mußte, um zu antworten: »Beim einzigen Schreibmaschinenverleih in der Stadt.«
    »Fahren Sie gleich hin, ob die ein solches Stück unter ihrem Bestand haben.«
    Nein, hatten sie nicht. Schon eine halbe Stunde später war Schouwen wieder zurück, um dies dem Chef zu melden.
    »Was kommt als nächstes, Wilm?«
    »Die Firma Termath, würde ich meinen.«
    »Sie sind ein kluges Bürschchen, Wilm. Ich werde Sie als meinen Nachfolger vorschlagen, sollte ich in einem Vierteljahr ausscheiden.«
    »Sie werden nicht ausscheiden, Chef. Nach diesem Glanzstück mit dem Brief schon gar nicht mehr.«
    »Ihnen könnte doch nichts Besseres passieren.«
    »Nee, nee, Chef«, sagte Wilm Schouwen aus ehrlichem Herzen. »Damit ich noch weiter von meinem Achtstundentag wegrücke, als das jetzt schon der Fall ist – nee, nee.«
    »Schouwen!«
    »Ja?«
    »Was ist denn das für eine Dienstauffassung?«
    »Die der heutigen jüngeren Generation, Chef.«
    »Das sehe ich, Schouwen. Aber die werde ich Ihnen noch austreiben, und wenn ich noch zehn Jahre damit zu tun habe, das garantiere ich Ihnen.« Der Assistent grinste.
    »Ich sag's ja, Chef, in einem Vierteljahr könnten Sie das keinesfalls schaffen.«
    »Hauen Sie ab zur Firma Termath!«
    »Fahren Sie nicht mit, Chef?«
    Leerdam überlegte kurz, dann sagte er: »Ja, das könnte ich eigentlich. Hier rumsitzen und warten, bis Sie wiederkommen, ist auch nicht das Richtige.«
    Bei der Fischeinkochfirma erwartete die beiden ein Schlag ins Kontor. Sie stießen auf eine alte Remington.
    Paul Leerdam fühlte sich elektrisiert, Wilm Schouwen ebenso.
    An der Maschine saß eine junge Stenotypistin.
    »Ist das Ihr Stammplatz hier?« fragte Leerdam sie.
    »Ja«, erwiderte sie, zwischen dem gestrengen alten Herrn und dem gutaussehenden jüngeren hin und her blickend. Letzterer gefiel ihr besser, und sie zeigte das, indem auf diesem ihr Blick immer etwas länger verweilte als auf ersterem.
    »Wer schreibt außer Ihnen noch auf dieser Maschine?« fuhr der Alte fort.
    »Niemand.«
    »Ist das absolut sicher? Sperren Sie abends die Maschine weg?«
    »Nein, das nicht«, entgegnete das Mädchen verwundert.
    »Aha.«
    Der Kommissär nahm das nächste leere Blatt Papier, das herumlag, reichte es dem Mädchen und sagte: »Spannen Sie es bitte ein und schreiben Sie folgendes.«
    Die Stenotypistin tat, wie ihr geheißen.
    »Die Tante«, diktierte ihr Leerdam nun, »die morgen kommt, hat nur neun Tage Zeit, die Uhr abzuholen. Ich möchte an sie noch eine Brücke schicken vom Zahnarzt Stavoren. Gruß Henri.«
    Dann ließ er sich das Blatt zurückgeben, überflog es rasch, faltete es sorgsam zusammen, steckte es in seine Brieftasche, vergaß, sich zu bedanken, und verließ, zusammen mit Schouwen, das Zimmer der Stenotypistin, die den beiden kopfschüttelnd nachblickte.
    Der nächste Weg führte schnurstracks zu Jan Sehlke.
    »Seit wann kannten Sie Maria Steufels?« begann Leerdam das Gespräch mit ihm überfallartig.
    »Welche Maria Steufels?«
    »Die ermordete Maria Steufels.«
    Sehlke lief rot an.
    »Die soll ich also gekannt haben?«
    »Ja.«
    »Womöglich schon länger?«
    »Ja.«
    »Und geliebt habe ich sie auch heimlich?«
    Der Kommissär sagte nicht mehr ›Ja‹, doch er nickte

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