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Der pfeifende Mörder

Der pfeifende Mörder

Titel: Der pfeifende Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Manteltasche und schickte sich an, die Straße zu überqueren.
    An der Kreuzung der beiden Hauptstraßen stand ein Polizist und beobachtete den starken Abendverkehr, um notfalls einzugreifen. Er beachtete den sich diszipliniert verhaltenden Fußgänger nicht, der die Fahrbahn überquerte und an ihm vorbeiglitt.
    Vor dem Kino stauten sich die Menschen. Der Mörder mischte sich unter sie, ließ sich zum Eingang schieben und wurde dann von der Platzanweiserin, nachdem sie sein Billet abgerissen hatte, zu seiner Sitzreihe geleitet, wo er sich mit höflichen Worten an den schon Sitzenden vorbeidrängte und auf seinem Klappstuhl Platz nahm.
    Der Sitz zu seiner Linken – Antjes Platz – war noch frei. Das Mädchen verspätete sich ein bißchen. Sie stand noch vor einem Geschäft für Damenmoden und träumte von einem Kleid aus hellblauem Samt, das in einem der Schaufenster ausgestellt war. Als es ihr endlich gelang, sich von dem Anblick loszureißen, beschleunigte sie ihre Schritte, um noch rechtzeitig vor dem ersten Klingelzeichen ins Kino zu kommen. Im Gehen holte sie schon ihre Eintrittskarte aus der Handtasche.
    Es war ein erster Platz, Sitz Nr. 189.
    Auf Nr. 190 saß der Mörder und wartete auf sie.
    Als er Antje kommen sah, schaute er weg und musterte die andere Seite des großen Saales. Auch als sie sich neben ihn setzte, den Mantel aufknöpfte, das Programm aufschlug und es in dem diffusen Licht, das von den Seiten der Decke indirekt in den Saal fiel, zu studieren begann, beachtete er sie nicht, sondern schien an dem dunkelroten Vorhang, der die Bühne verschloß, großes Interesse zu nehmen.
    Die Lichter wurden trübe. Der Vorhang rauschte auseinander.
    Die Geschäftsreklame begann. Aus den Lautsprechern tönte zarte Musik.
    Antje lehnte sich zurück, die Beine übereinanderschlagend.
    Sie sah kurz zur Seite, denn der Mann neben ihr schaute sie jetzt an. Sie spürte seinen Blick auf ihrer Haut.
    Der Mörder lächelte, als sich ihre Blicke trafen. Ante, sich ertappt wähnend, schaute rasch wieder geradeaus.
    »Ich freue mich auf den Film«, sagte der Mann neben ihr, und seine Stimme war warm, einschmeichelnd, ungemein sympathisch.
    Antje nickte, sah aber nicht mehr zur Seite.
    Und dann erloschen die Lichter …
    Paul Leerdam brütete an diesem Abend wieder über der Mordakte. Er wußte, daß ihn dieses Untier, wenn er daran scheitern sollte, es unschädlich zu machen, um den Verstand bringen würde. Paul Leerdam war entschlossen, sich in diesem Falle selbst aufs Abstellgleis zu schieben – das hieß: vorzeitig um die eigene Pensionierung einzukommen.
    Dann bin ich nichts anderes mehr wert, hielt er sich vor. Das war natürlich Unsinn, denn so gesehen, hätten sich schon unzählige Kriminalbeamte selbst aus dem Verkehr ziehen müssen, sind doch die ungeklärten Kriminalfälle dicksten Kalibers Legion in der Welt. Paul Leerdam konnte aber nicht aus seiner Haut heraus; trotz des Widerspruchs seiner Kollegen – vor allem Schouwens –, denen gegenüber er sich bis zum Erfolg oder endgültigen Mißerfolg nur noch ein Vierteljahr gab, war er eisern entschlossen, sich zum alten Eisen zu werfen, wenn der Mörder dann noch frei herumlief.
    Nur ein leiser Trost war es ihm, daß auch die Sonderkommission mehr und mehr aufstecken mußte. Die Herren aus den Metropolen waren gekommen, um einem Provinzler einmal zu zeigen, was eine Harke ist. Inzwischen spuckten sie schon viel bescheidenere Töne. Die Kommission war sogar bereits verkleinert worden. Es hatte ja, so meinte man im Ministerium, keinen Zweck, einen Haufen Spezialisten, die in Leeuwarden nur auf der Stelle traten, dort festzuhalten, wenn sie anderswo bessere Verwendung finden konnten. Der Herr Innenminister hatte seine Androhung, in Leeuwarden einzuschweben – gleich einem Habicht in den Hühnerhof –, auch nicht wahrgemacht.
    Wozu auch? Es würde ja doch nichts nützen, sagte er sich.
    Kommissär Leerdam hatte zusammen mit Wilm Schouwen jeden einzelnen Mordfall immer wieder bis ins letzte abgeklopft. Er hatte besonders wiederholt Ruth Kappels Umgebung genauestens unter die Lupe genommen. Mit Ruth hatte alles begonnen. Er war auch zu sämtlichen Bekannten und Verwandten von Maria Steufels, Hendrikje Balder, Grit Vonmeeren, Lissa Tenboldt und Erna Schagen gefahren; nicht nur einmal saß er mit ihnen zusammen.
    Und was hatte er sich immer wieder eingestehen müssen? Daß er mit leeren Händen dastand. Zwar hatte es schon die eine oder andere Entdeckung gegeben, die

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