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Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
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Garderobe der beiden.«
    »Soso. Und wie steht es um Hughs Landbesitz?«
    »Er zeigt wenig Interesse daran, will alles verkaufen, sobald er großjährig ist. Derzeit möchte er sich unbedingt der Armee anschließen.«
    »Ihr habt also verhältnismäßig wenig mit Hugh zu schaffen.«
    »Wir leben im selben Haus. Außerdem schere ich beiden Burschen den Bart, schon seit sie vierzehn Lenze zählten, und zwar alle paar Tage. Auch das Haupthaar wird gestutzt, denn das gehört sich so für einen Bogenschützen. Mein Vater war ein Barbiergehilfe. Master Hugh traut keinem anderen als mir, weil er befürchtet, wegen seiner Narben im Gesicht und am Hals, dass ein Barbier ihn verletzen könnte.«
    »Das Leben hier muss ungewohnt für Euch sein, Fulstowe. Ihr stammt doch aus London, der Sprache nach.«
    »Es dauerte eine Weile, bis man uns hier unten akzeptierte. Die meisten Einheimischen missbilligen die Auflösung der Klöster. Und beugen sich keinem Herrn.«
    »Auch Eure Pflichten unterscheiden sich. Ihr müsst das gesamte Anwesen verwalten?«
    »O ja. Mit meinem Herrn. Doch jede Zunft ist gleich, gesegnet sei der Penny, der zwei einbringt. Der Leitspruch meines Herrn, und der meine auch.«
    »Das kann ich mir denken.« Ich lächelte. »Nun, das ist alles, meine ich. Fürs Erste«, fügte ich erneut hinzu.
    * * *
    Abigail, so Dyrick, habe noch immer Kopfschmerzen; sie leide häufig darunter, zuweilen den ganzen Tag. In meinem Zimmer wechselte ich die Kleider und schrieb an Warner, er möge es mich wissen lassen, wenn ihm im Zusammenhang mit Hobbeys Geschäften etwas Neues zu Ohren käme. Ich erwähnte auch, ich hätte Richard Rich gen Süden reiten sehen. Dann speiste ich mit Dyrick zu Mittag, der mir unentwegt in den Ohren lag, was für ehrbare Leute Hobbey und Fulstowe doch seien. Die Knaben, sagte er, würden erst spät am Nachmittag zurückerwartet. Ich ging aus dem Haus, eine Kopie der Karte des Anwesens hatte ich eingesteckt, und begab mich in Baraks Quartier. Er drückte mir einen Brief in die Hand, den er eben an Tamasin geschrieben hatte.
    »Wollen wir uns das Dorf ansehen, was meinst du?«, fragte ich.
    »Und was wird Dyrick dazu sagen? Er glaubt bestimmt, Ihr wollt die Dorfleute gegen ihren Gutsherrn aufhetzen.« Sein Ton war kühl; er war noch immer verdrossen, weil er mich nicht nach Rolfswood begleiten sollte.
    »Zum Teufel mit Dyrick. Komm.«
    »Also schön. Feaveryear ist eben gegangen. Er hat unsere Notizen zu den Aussagen überarbeitet und versucht, hier und da kleine Änderungen vorzunehmen. Es würde mich nicht wundern, wenn sein Herr ihm den Auftrag gab, uns Verdruss zu bereiten, aus purer Bosheit.«
    »Dann brauchst du dringend frische Luft.«
    Als wir auf das Tor zuhielten, warf ich einen Blick hinüber in Abigails Garten, wo eine Magd auf Knien das Unkraut jätete, und es fiel mir auf, wie liebevoll sie ihn gestaltet hatte. Ich bemerkte auch, dass die Knoten aus Buchs ein großes H, für Hobbey, bildeten.
    Wir schritten zum Tor hinaus und folgten einem staubigen Pfad. Auf einer Seite erstreckte sich eine Wiese, auf der Schafe und Kühe weideten; ich bemerkte auch die vertrauten Umrisse eines Schießstands und fragte mich, wie es Leacon und seinen Soldaten in Portsmouth ergehen mochte. Auf der anderen Seite des Wegs begann dichter Wald.
    »Wem gehört dieser Wald?«, fragte Barak.
    Ich warf einen Blick in die Karte. »Hobbey. Und die Wiese ist Teil des Gemeindelands. Ich will morgen ausreiten und mir Hughs Ländereien ansehen. Was hältst du übrigens von Fulstowes Zeugenaussage?«
    »Auswendig gelernt, wie die seines Herrn.«
    »Das meine ich auch. Ob das der Grund war, weswegen sie uns heute Morgen ausschlafen ließen, was meinst du? So hatte Dyrick mehr Zeit, sie zu unterweisen. Nun, ich habe mir die Möglichkeit offengelassen, sie mit weiteren Fragen zu behelligen. Deren Beantwortung können sie nicht zuvor einstudieren.«
    Wir hatten inzwischen Ackerland erreicht, Felder, die aus breiten gepflügten Streifen bestanden, auf denen Männer, Frauen und Kinder sich plagten. Ich dachte an meine eigenen Vorfahren, Generationen von Männern und Frauen, die sich ihr Leben lang auf den Feldern hatten abrackern müssen. Einige Dorfbewohner blickten zu uns herüber. »Schweißtreibende Arbeit bei dieser Hitze«, rief Barak ihnen gutgelaunt zu. Sie senkten die Köpfe, ohne zu antworten.
    Wir erreichten das Dorf Hoyland. Etwa fünfundzwanzig strohgedeckte Häuser säumten die Straße. Etliche davon waren

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