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Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
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Edward. »Und ich bin sicher, dass die Schätzung meines Vaters zutreffend ist. Allerdings«, fügte er jovial hinzu, »werden wir noch einige zusätzliche Tage in Portsmouth zubringen und können danach erst nach Hoyland reisen. Ich habe nichts dagegen, mit Euch auszureiten und die Wälder anzusehen. Ihr könnt mir zeigen, was Ihr meint.«
    Und du kannst es dir nach Gutdünken zurechtbiegen, dachte ich, denn es gibt keinen richtigen Beweis; es ist zu spät, um irgendetwas zu tun. Aber dann wollte ich dieses Paar wenigstens besser kennenlernen, Ellen zuliebe. Edward Priddis dürfte um die Zeit des Feuers Anfang zwanzig gewesen sein, dachte ich, sein Vater in den Vierzigern.
    Sir Quintin lächelte. »Gut, Ich begleite Euch gerne nach Hoyland. So komme ich einen Tag aus dieser stinkenden Stadt heraus. Ich kann noch immer leidlich reiten, muss aber in Master Hobbeys schönem Haus Rast machen. Nun, Master Shardlake, Ihr seht, dass wir keine Mühe scheuen, um dem Gericht zu Diensten zu sein. Wir könnten am nächsten Montag kommen, dem dreizehnten. Am Nachmittag.«
    Hobbey blickte besorgt drein. »Sir, wir veranstalten am Montag eine Jagd. Sie ist seit vielen Wochen geplant. Es wäre höchst ungeschickt –«
    »Ah ja, die Jagd«, sagte Priddis versonnen. »Ich liebte die Jagd. Tja, der Montag ist der einzige Tag, der mir zur Verfügung steht. Ich muss schon am Dienstag nach Winchester aufbrechen. Wir brauchen Euch ja nicht im Wege zu stehen. Die Jagd dürfte bis um drei Uhr nachmittags vorüber sein.«
    Da meldete Dyrick sich zu Wort. »Ich sehe nicht viel Sinn darin, durch die Überreste längst geschlagener Wälder zu reiten, um herauszufinden, welche Baumsorten hier einmal standen. Und das Beschwerdeschreiben, das diese Angelegenheit ausgelöst hat, sprach von einer Ungeheuerlichkeit. Doch Master Curteys hat keinerlei Beschwerden, wie ich meine.«
    Sir Quintin wandte sich an Hugh. »Was sagt Ihr dazu, Bursche? Ist Euch durch Master Hobbey oder seine Familie ein Leid geschehen?« Ich sah den Lehnsrichter an. Er war entspannt, er wusste, welche Antwort der Junge geben würde.
    »Nein, Sir«, antwortete Hugh still. »Nur, dass man mir die Erlaubnis verweigert, in die Armee einzutreten, was ich mir wünsche.«
    Priddis lachte keckernd. »So viele gehen ihren Pflichten aus dem Weg, und hier ist ein feiner Bursche, der seine Dienste freiwillig anbietet. Aber Euer Platz ist zu Hause, junger Mann. Und in drei Jahren seid Ihr imstande, Eure Freistellung von der Vormundschaft zu erwirken und Euer Land selbst zu verwalten.« Er winkte mit dem gesunden Arm. »Nehmt die Hand aus dem Gesicht; warum sollte ausgerechnet ich mich an den Narben stören? Tretet tapfer vor! Wenn man Blicke auf sich zieht, gilt es auf diese Weise zu reagieren. Hab ich recht, Master Shardlake?«
    Ich antwortete nicht. Hugh senkte die Hand, und Priddis betrachtete ihn noch eine Weile. Dann wandte er sich an Hobbey. »Ein gutaussehender Bursche, trotz der Narben. Ist eine Hochzeit in Aussicht?«
    Hobbey schüttelte den Kopf. »Ich überlasse es Master Hugh selbst, sich eine Braut auszusuchen. Im Moment gibt es keine.«
    Priddis maß mich mit strengem Blick. »Wie es aussieht, Master Shardlake, hat man Euch auf einen Metzgersgang geschickt. Auf Eure Mandantin kämen hohe Kosten zu, wenn der Fall erneut am Vormundschaftsgericht landete.«
    »Es ist meine Pflicht, einem Verdacht nachzugehen.«
    Priddis legte den Kopf schräg. »Dies ist Eure Devise, wie mich dünkt.«
    In Dyricks Stimme lag beißender Spott. »Ich fürchte, Bruder Shardlake wird im Kloster jede einzelne Diele umdrehen, um nachzusehen, ob sich auch keine Maus darunter verbirgt, die Hugh beißen könnte.«
    Sir Quintin hob tadelnd den Finger. »Nun, Master Dyrick, gar so weit wird er wohl nicht gehen.«
    Edward Priddis murmelte seinem Vater zu: »Wir müssen heute Morgen noch über die Papiere zu Sir Martin Osbornes Fall sprechen –«
    »Ganz recht«, stimmte Sir Quintin zu. »Ich danke Euch, meine Herren, wir sehen uns dann am Montag.« Er lächelte Hobbey zu. »Wenn Eure Jagdgäste mich sehen, dann sagt ihnen, ich sei ein alter Freund und zufällig vorbeigekommen.« Er keckerte wieder.
    Wir verneigten uns und gingen. Vor der Tür schnauzte Dyrick mich wütend an: »Beim Blute Gottes, Shardlake, warum lasst Ihr die Sache nicht auf sich beruhen? Ihr habt doch gesehen, was Sir Quintin von alledem hält. Wollt Ihr etwa Master Hobbey am Jagdtag in Verlegenheit bringen?«
    »Jetzt mäßigt Euch,

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