Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
Vom Netzwerk:
Spitze ritt ein schmächtiger Mensch in grauer Robe, dessen Pferd mit einer grün-weißen Schabracke bedeckt war. Die Gruppe zügelte die Pferde, ehe sie die Brücke überquerte, und so erkannte ich das schöne, bleiche Gesicht von Sir Richard Rich.

kapitel vierzehn
    I m weiteren Verlauf des Vormittags wurde mir das Reiten immer beschwerlicher. Für die Fußsoldaten war der Weg weitaus anstrengender, und ich bemerkte, dass jene mit den alten Stiefeln schon humpelten. Dunkle Schweißflecken zeichneten sich unterdessen auf den Brigantinen ab, so dass die metallenen Plättchen sich abzeichneten, die in das Tuch eingenäht waren. Die Schritte der Soldaten wurden schleppend, und die Trommel machte ihnen wieder Beine. Einige meckerten schon, als ein Trompetenstoß sie außerhalb eines Dorfes, an einem großen, von Weiden gesäumten Teich, endlich anwies, haltzumachen. Einige weißbeschürzte alte Weiblein kamen heran, und Leacon beugte sich vom Pferd, um mit ihnen zu sprechen. Alsdann beriet er sich kurz mit dem Obristen, ehe er den Männern zurief:
    »Mittag, Leute! Die Dorfleute verkaufen uns Schinken und Speck. Proviantmeister, hol das Geld! Die Wämser und Brigantinen könnt ihr ablegen!«
    »Dürfen wir uns auch ein paar Weiber kaufen, Sir?« Es war der junge Rottmeister aus der Nachhut. Die Soldaten lachten, und auch Leacon musste lächeln.
    »Ei, unser Stephen Carswell hat doch immer einen Scherz auf Lager!«
    »Die Männer aus Hillingdon sind eher an Esel gewöhnt als an Frauen!«, rief Sulyard und lachte schallend, wobei er sein zahnlückiges Gebiss zeigte.
    Die Männer durften wegtreten und setzten sich an den Wegesrand, bis auf ein paar, die darangingen, Kuchen, Käse und ein Fass Bier von einem Wagen zu laden. Ich bewunderte die reibungslose Organisation der Truppe. Leacon und der Obrist führten die Pferde zum Wasser, und wir Anwälte taten es ihnen gleich.
    Während die Tiere sich am Wasser gütlich taten, ließ Dyrick sich im Schatten einer Weide nieder, gefolgt von Feaveryear. Barak und ich indes gesellten uns zu Leacon, der ein wenig abseits stand und seine Männer im Auge hatte. Einige schlenderten ins Dorf.
    »Es muss schwer sein, für hundert Männer die Verantwortung zu tragen«, stellte ich fest.
    »Ja, in der Tat. Wir haben auch Meuterer darunter, einen oder zwei rebellische Geister. Carswell ist unser Spaßvogel. Ein guter Mann, der wohl zu denen gehört, die sogar mit einem Scherz auf den Lippen in die Schlacht ziehen.«
    »Jener strohhaarige Bursche scheint mir ein arger Widerling zu sein. Er hat heute Morgen den Streit mit dem anderen Burschen angezettelt, müsst Ihr wissen.«
    Er seufzte. »Ja, Sulyard ist ein Tunichtgut. Aber Snodin kann den armen Pygeon nicht leiden, weil er ein Tollpatsch ist. Bei Offizieren niederen Ranges braucht es oft nicht viel, damit sie es auf einen abgesehen haben.«
    »Da habt Ihr recht«, stimmte Barak lebhaft zu.
    »Es war ungerecht«, sagte ich.
    Leacon maß mich voller Ungeduld. »Wir sind hier in der Armee, Master Shardlake, nicht im Gerichtshof. Snodins Aufgabe besteht darin, die Männer Disziplin zu lehren, eine unerlässliche Tugend im Gefecht, also hüte ich mich, seine Entscheidungen anzufechten. Er mag hart sein, aber ich brauche ihn nun einmal. Sir Franklin ist – nun, Ihr habt ihn ja erlebt.«
    »Was meinte er vorhin, wegen der Knöpfe?«
    »Ihr habt vielleicht bemerkt, dass einige Soldaten Knöpfe an den Hemden haben, während andere sie mit Schnürsenkeln schließen. Sir Franklin meint, es stehe nur feinen Herren zu, Knöpfe zu tragen. Der Gedanke lässt ihm keine Ruh.«
    »Knöpfe?«, wiederholte Barak ungläubig.
    »Ja. Nicht, dass er gänzlich unrecht hätte, die Männer legen Wert auf ihre Standesunterschiede. Das ist zum Teil auch die Ursache für den Verdruss zwischen Sulyard und Pygeon, die beide aus demselben Dorf stammen. Pygeon ist der Sohn eines Tagelöhners, Sulyard der eines Yeoman, eines Freibauern. Wenn auch nur der zweitgeborene.«
    »Dessen Erbe schon immer aus dem bestand, was die Katze auf dem Malzhaufen hinterließ.«
    »Er war erpicht darauf, sich der Truppe anzuschließen, und er ist ein guter Langbogenschütze.«
    »Hätte doch nur keine Notwendigkeit bestanden, diese Armee auszuheben!«, seufzte ich.
    Leacon blickte hinüber zum Dorf, dann in die andere Richtung, wo ein langes, gestreiftes Feld sich den Hügel hinaufzog. Bauern waren darin zugange, rupften das Unkraut aus. »Wir müssen diese Menschen schützen, Master

Weitere Kostenlose Bücher