Der Pfeil der Rache
mehr als ein Dutzend Silbermünzen aus, welche sie sorgfältig prüfte, ehe sie nickte und auf den Schinken wies. Die Soldaten packten etliche Rationen ein, und die Dorfleute kehrten in ihre Häuser zurück.
Carswell sammelte Geld ein von den Rekruten und kam damit zu mir. »Danke Sir, auch im Namen der Männer. Hier ist Euer Geld. Mit einer Rauferei hätten wir uns ziemlichen Verdruss eingehandelt.« Nach kurzem Zögern setzte er hinzu: »Würdet Ihr die Angelegenheit unserem Hauptmann verschweigen? Seid so gut.«
»O ja«, pflichtete Tom Llewellyn ihm bei. »Wir wissen, dass Ihr mit ihm befreundet seid.«
Ich lächelte. »Das hat sich schnell herumgesprochen.«
Sulyard stolzierte vorüber und warf uns einen scheelen Blick zu. Ich bemerkte die Perlenknöpfe an seinem Wams und erinnerte mich, was Leacon über die Standesunterschiede zwischen den Soldaten gesagt hatte. »Da braut sich eine vielversprechende Schlägerei zusammen, Carswell, und du Hasenfuß musst sie uns vermasseln!«, murrte er.
»Willst du dich etwa mit alten Weibern und Kindern balgen?«, fragte Carswell. Sulyard, von einigen Kameraden mit bösen Blicken bedacht, trollte sich.
»Schert Euch nicht um ihn, Sir«, sagte Carswell. »Komm, Waliser, gehen wir!«
Ich sah den Jungen neugierig an. »Der Sprache nach seid Ihr kein Waliser, oder doch?«
»Nein, Sir. Nur mein Vater. Er brachte mir das Bogenschießen bei«, fügte er stolz hinzu. Ein Schatten huschte über sein Gesicht. »Obwohl mir auch das Schmiedehandwerk wohlgefällt.«
Carswell stupste ihn an. »Und dein Mädel, hab ich recht? Er will zu Weihnachten Hochzeit halten.«
»Da gratuliere ich.«
»Nur, wo werden wir zu Weihnachten sein?«, fragte traurig Llewellyn.
»Wir besiegen die Franzosen«, sagte zuversichtlich Carswell. »Am Dreikönigstag liegst du glücklich im Bett bei deiner Tessy. Sofern ihr in Yiewsley überhaupt so etwas wie Betten kennt. Ihr sollt ja noch bei den Kühen schlafen, sagt man.«
»Nein, das sind die Männer aus Harefield, wie Sulyard.« Llewellyn sah mich an. »Wir sind zu viert aus unserem Dorf.« Er schüttelte den Kopf. »Als wir von zu Hause fortgingen, da legten die Mädchen uns Blumenkränze um, alle jubelten uns zu, und ein Lautenspieler wies uns den Weg aus dem Dorf. Was für ein turmhoher Unterschied zu unserem Empfang hier unten.«
»Na komm«, sagte Carswell. »Tragen wir den Speck ins Lager, bevor mir der Mund wässerig wird.«
Sie gingen davon. »So schafft man sich Freunde«, bemerkte Barak.
»Bei Gott, die können wir gut gebrauchen auf dieser Reise.«
Er sah mich an. »Vorhin, das war doch Richard Rich, nicht?«
»O ja. Vermutlich auf dem Weg nach Portsmouth. Je eher wir in Hoyland eintreffen, desto besser.«
* * *
Nach dem Mittagessen machte die Kompanie eine Stunde Rast, bis die größte Hitze vorüber war. Dann wurde wieder Aufstellung genommen.
Wir marschierten in stetem Schritt weiter. Als wir am späten Nachmittag in Guildford eintrafen, ließen einige der Rekruten vor Erschöpfung den Kopf hängen. Wir durchquerten die Stadt, ohne haltzumachen, vom Jubel der Kinder begleitet, während die meisten Erwachsenen uns lediglich zur Kenntnis nahmen; in den vergangenen Wochen waren vermutlich schon unzählige Soldaten durch den Ort gezogen.
Bald darauf führte uns der Weg über einen Hügel aus Sandstein, danach hinunter in ein Flusstal. Es war gegen sechs Uhr abends, als wir endlich Godalming erblickten. Der Ort lag zwischen Hügeln eingebettet und wurde von einem hohen Kirchturm beherrscht. Ein Mann stand am Rande einer großen Wiese und blickte uns erwartungsvoll entgegen. Auf ein Zeichen von Leacon hin machten die Soldaten halt und sanken erschöpft am Wegesrand nieder. Leacon ritt zu uns zurück.
»Ich übergebe jetzt das Kommando an Snodin«, sagte er. »Auf dieser Wiese dürfen die Leute die Zelte errichten. Ich reite mit dem Proviantmeister in die Stadt, um Vorräte und eventuell auch neue Stiefel zu kaufen. Einige der Männer humpeln schwer.«
»O ja.«
»Ich muss wahrscheinlich einen hohen Preis bezahlen. Nur die Kaufleute profitieren von diesem Krieg. Ich schlafe heute Nacht bei meinen Männern, aber Ihr und Eure Freunde dürft mich gern begleiten und Euch eine Herberge suchen. Wir treffen Euch dann morgen an der Hauptstraße, wenn wir durch den Ort marschieren. Um sechs Uhr früh, wir müssen uns sputen.«
»Wir halten uns bereit«, antwortete Dyrick, obschon er ebenso müde und voller Staub war wie ich.
* * *
Wir
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