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Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
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Jubelrufe.
    Leacon wandte sich mir zu. »Was haltet Ihr von meinen Gottverfluchten?« Er lächelte, als er meine verwirrte Miene sah. »So nennt man die englischen Bogenschützen.«
    »Ich habe noch nie bessere Schützen gesehen. Obrist Giffard möchte, dass wir aufbrechen, George. Verzeiht, ich hätte es gleich sagen sollen, doch die Treffsicherheit Eurer Soldaten zog mich in ihren Bann.«
    Leacon wandte sich den Rekruten zu. »Macht Schluss, Männer! Wir ziehen ab!«
    Murrend machten sich die Rekruten daran, ihre Bögen zu zerlegen, und ich begleitete Leacon auf die Straße.
    »Stammen Eure Männer allesamt aus demselben Bezirk?«, fragte ich.
    »Nein, sie sind in unterschiedlichen Gegenden im Nordwesten von Middlesex zu Hause, ein zusammengewürfelter Haufen, Söhne von Freibauern, Handwerkern und armen Tagelöhnern. Oft sagt man den Kommissaren nach, sie rekrutierten nur den Bodensatz der Bevölkerung, doch mein Auftrag lautete, eine Truppe aus kräftigen, tüchtigen Männern zusammenzustellen – wir nennen sie die
principales
unter den Bogenschützen –, und das habe ich getan. Freilich bleibt wenig Zeit, sie aufeinander einzustimmen, weil den größten Teil des Tages der Marsch in Anspruch nimmt.«
    »Der letzte Schütze war bemerkenswert, doch scheint er mir noch ein wenig jung für den Soldatendienst.«
    »Tom Llewellyn ist noch keine neunzehn, aber er war der beste Schütze bei der Musterung. Er ist der Sohn eines Walisers und geht bei einem Schmied in die Lehre.«
    »Sind sie fügsam?«
    »Die einen schon, andere weniger. In London sind einige desertiert, jetzt fehlen uns vier Männer. Obendrein ist unser Priester krank geworden. Wir hatten noch keine Zeit, Ersatz für ihn zu finden.«
    Ich lachte. »Ihr wart außerstande, in London einen Priester zu finden? Das wundert mich!«
    »Keiner war willens, in der Armee zu dienen.«
    Ich wies auf den Offizier, der brüllend und blaffend das Beladen der Wagen überwachte, welches nun fast abgeschlossen war.
    »Ein aufbrausender Bursche.«
    »Tja, Master Snodin. Er ist ein kampferprobter Haudegen und hält die Männer in Schach.«
    »Ah so.« Ich dachte an Goodryke.
    »Allerdings neigt er zur Trunksucht, und gerät dann in Rage. Ich hoffe, dass ihn nicht der Schlag trifft, bevor wir Portsmouth erreichen. Er ist neben den Rottmeistern der einzige Offizier.«
    »Den was?«
    »Eine Kompanie besteht üblicherweise aus fünf Sektionen zu je zwanzig Männern, und für jede dieser Sektionen trägt ein von mir erwählter Rottmeister die Verantwortung.«
    »Ich war überrascht, nicht mehr Männer in Uniform zu sehen.«
    Er knurrte unwillig. »Der Vorrat an weißen Waffenröcken in den königlichen Zeughäusern geht zur Neige, und es war noch keine Zeit, Nachschub nähen zu lassen. Sogar unsere Rüstungen sind zusammengewürfelt. Einige waren schon in den Rosenkriegen im Einsatz, wenn nicht gar in Azincourt, mein Wort darauf.«
    »In einem der Wagen stapelten sich stinkende Steppwämser.«
    Leacon nickte. »Sie bieten einigen Schutz vor Pfeilen. Doch viele lagerten jahrelang in den Sakristeien der Kirchen. An manchen haben gar die Mäuse genagt, ich lasse sie ausbessern, wenn Zeit ist.«
    Ich sah zu, wie die Männer die letzten Gegenstände auf die Wagen luden. »George«, sagte ich. »Wie ich hörte, führt uns der Weg an die Grenze nach Sussex?«
    »Ja, zwischen Liphook und Petersfield. Mit etwas Glück treffen wir übermorgen dort ein.«
    »Jenseits der Grenze nach Sussex liegt ein kleiner Ort namens Rolfswood. Dort habe ich etwas zu erledigen.«
    »Ich kenne nur die Stationen entlang des Wegs.« Leacon grinste. »Ich stamme aus Kent, je weniger wir über Sussex wissen, desto besser. Ihr hört Euch am besten unter den Einheimischen um.«
    Wir hatten die anderen erreicht. »Wir sollten aufbrechen, Leacon«, sagte Sir Franklin.
    »Fast fertig, Sir.«
    »Gut. Holen wir die Pferde. Und ich muss Euch sprechen wegen der Knöpfe für die Männer.«
    »Mich dünkt, wir hätten diese Sache geklärt, Sir.« Ein unwirscher Unterton war in Leacons Stimme gekrochen.
    Der Obrist runzelte die Stirn. »Wir sprachen darüber, doch geklärt ist noch nichts. Glaubt Ihr denn, ich leide an Gedächtnisschwund?«
    »Nein, Sir, aber –«
    »Kommt mit.« Sir Franklin machte kehrt und begab sich zur Herberge zurück. Sein steifbeiniger, behäbiger Gang mutete seltsam an im Vergleich zu Leacon, der ihm in kerzengerader Haltung folgte.
    Dyrick schüttelte den Kopf. »Knöpfe? Was sollte denn

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