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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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entsprach. Als ein Mann, der gewöhnt war, alles sich seinen Launen fügen zu sehen, war er bei dem jungen Mädchen eingedrungen und hatte von ihr ohne weiteres verlangt, seine Frau zu werden. Zum erstenmal in seinem Leben begegnete er hier aber einem unbesieglichen Widerstande. Natscha erklärte auf die Gefahr hin, sich den Haß des von allen gefürchteten Mannes zuzuziehen, daß sie nimmermehr eine solche Ehe eingehen würde. Striga wiederholte seine Bewerbung, doch nur um sich beim dritten Male entschieden abgewiesen und zum sofortigen Verlassen der Wohnung aufgefordert zu sehen.
    Da kannte sein Zorn aber keine Grenzen. Seiner wilden Natur nachgebend, erging er sich in den gröbsten Verwünschungen, vor denen Natscha erschrak. In ihrer Angst beeilte sie sich, Serge Ladko davon Mitteilung zu machen, den das zu einem gleichen Zornsausbruch erregte, wie den, der ihr erst solche Furcht eingeflößt hatte. Ohne etwas hören zu wollen, wetterte er in den wütendsten Ausdrücken gegen den Mann, der es gewagt hatte, seine Augen auf sie zu erheben.
    Ladko ließ sich schließlich jedoch beruhigen. Es folgten nun weitre, ziemlich konfuse Erklärungen, deren Ergebnis aber klar genug war. Eine Stunde später tauschten Ladko und Natscha, den Himmel in den Augen und überquellenden Jubel im Herzen, den ersten Verlobungskuß aus.
    Als Striga das erfuhr, kam er vor Wut fast von Sinnen. Alles wagend, erschien er noch einmal, fluchend und drohend in der Wohnung des jungen Mädchens. Von einer Eisenfaust hinausgeworfen, merkte er aber, daß das Häuschen jetzt einen Mann zu seiner Verteidigung hatte.
    Besiegt zu sein!… Seinen Meister gefunden zu haben, er, Striga, der doch auf seine Athletenkraft so stolz war, das war eine schlimmere Erniedrigung, als er ertragen konnte, und er beschloß, sich dafür zu rächen. Mit einigen Gesellen seines Schlages lauerte er eines Abends Ladko auf, als dieser vom Ufer des Stromes herauskam. Diesmal handelte es sich nicht um eine einfache Schlägerei, sondern um einen vorsätzlichen Mord. Die Angreifer schwangen schon ihre Messer.
    Dieser neue Angriff hatte aber nicht mehr Erfolg als der frühere. Mit einem wuchtigen Riemen aus seinem Boote, den er wie eine Keule gebrauchte, zwang der Lotse seine Gegner zum Rückzug, und Striga, dem er am heftigsten zu Leibe ging, mußte sich durch eine schimpfliche Flucht retten.
    Diese Lektion war entschieden hinreichend gewesen, denn sein Feind wagte danach keinen weiteren verbrecherischen Anschlag. Zu Anfang des Jahres 1875 heiratete Ladko die Natscha Gregorewitsch, und seitdem lebten beide in herzlicher Übereinstimmung in dem hübschen Hause des Lotsen.
    Inmitten dieses Honigmondes, dessen Glanz auch nach einem Jahre noch nicht verblichen war, fielen jedoch die wichtigsten Ereignisse, die sich in den ersten Monaten von 1876 in Bulgarien abspielten. Die Liebe, die Serge Ladko für seine Gattin empfand, konnte aber, so tief sie auch war, ihn nicht die vergessen lassen, die er seinem Vaterlande schuldete. Ohne Zögern schloß er sich denen an, die sofort zusammentraten, um nach Mitteln zu suchen, die Fesseln des Landes zu sprengen.
    Vor allem galt es da, sich mit Waffen zu versehen. Zahlreiche junge Leute verließen zu diesem Zwecke das Land, setzten über den Strom und begaben sich nach Serbien und einzelne nach Rußland. Zu ihnen gehörte auch Ladko.
    Das Herz von Kummer zerrissen, doch ohne Zögern seiner Pflicht gehorchend, zog Ladko davon und ließ die, die er anbetete, zurück und allen Gefahren ausgesetzt, die in so unruhigen Zeiten das Weib des Anführers von Parteigängern bedrohen.
    Bei seinem Aufbruche erinnerte er sich auch Strigas, und das vermehrte natürlich seine Unruhe. Würde der Schändliche nicht die Abwesenheit seines glücklichen Nebenbuhlers benutzen, ihn in dem zu treffen, was ihm am teuersten war? Das war gewiß möglich. Serge Ladko setzte sich jedoch auch über diese so begründete Befürchtung hinweg. Übrigens schien es, als ob Striga das Land schon seit einigen Monaten und ohne die Absicht einer Rückkehr verlassen hätte.
    Den allgemein verbreiteten Gerüchten nach hatte er den Hauptschauplatz seiner Tätigkeit mehr nach Norden verlegt. Was darüber geschwätzt wurde, war freilich zusammenhangslos und voller Widersprüche. Die öffentliche Meinung beschuldigte ihn ohne Prüfung aller Verbrechen, ohne daß jemand das von irgendeinem fest behauptete.
    Daß Striga sich entfernt hätte, schien jedoch sicher zu sein, und das war für

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