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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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unerwartet und unbeobachtet zu erscheinen, wie hier in Ulm. Ilia Brusch äußerte sogar sein Bedauern, nicht in den vor Neustadt gelegenen Städten anhalten zu können, vorzüglich in Neuburg und in Ingolstadt, die beide ziemlich wichtige Orte sind. Solche Unterbrechungen paßten nun einmal nicht in den seine Etappen betreffenden Plan, er mußte also darauf verzichten.
    Jäger war sehr erfreut über die Reklame, die um seinetwillen gemacht wurde, und zeigte sich gar nicht verdrossen darüber, Neuburg und Ingolstadt nicht besuchen zu können. Er stimmte seinem Wirte vielmehr bei und versicherte ihm wiederholt, daß er, wie beide übereingekommen wären, in keiner Weise beabsichtige, ihn in seiner Freiheit zu beeinträchtigen.
    Die beiden Genossen aßen dann, auf einer der Bänke rittlings und einander gegenübersitzend, ihre Abendmahlzeit. Als Willkomm bereicherte Jäger sogar noch die Speisekarte mit einem vorzüglichen Schinken, den er aus seinem unerschöpflichen Reisesack geholt hatte, und dieses Erzeugnis der Stadt Mainz fand den größten Beifall Ilia Bruschs, der an seinem Begleiter schon recht gute Eigenschaften zu entdecken anfing.
    In Ulm, wo die Fahrt durch Württemberg ihr Ende fand und die durch Bayern begann, ist die Donau erst noch ein bescheidner Fluß.
    Sie hat noch nicht die großen Nebenarme aufgenommen, durch die sie sich stromabwärts so ansehnlich verbreitert, und nichts könnte hier zu der Vorhersage verleiten, daß sie sich noch zu einem der mächtigsten Ströme Europas entwickelte. Die schon etwas gemäßigte Strömung erreichte jetzt nahezu eine Schnelligkeit von vierundeinhalb Kilometer in der Stunde. Fahrzeuge von allen Größen, darunter schon schwere, zur Talfahrt belastete Schiffe glitten darauf hinunter, zuweilen unterstützt durch ein großes Segel, das sich unter einer Nordwestbrise blähte. Das Wetter versprach gut zu bleiben, jedenfalls drohte vorläufig kein Regen.
    Mitten in der Strömung angelangt, ergriff Ilia Brusch seine Riemen und trieb das Boot noch schneller vorwärts. Einige Stunden später fand ihn Jäger noch in gleicher Weise tätig, und das ging so bis zum Abend ohne Unterbrechung weiter, bis auf eine kurze Rast in der Frühstücksstunde, in der das Boot aber auch weiter hinabglitt. Der Passagier machte dazu keine Bemerkung, und wenn er sich darüber wunderte, behielt er das doch für sich.
    Im Laufe dieses Tages wurden nur wenige Worte gewechselt. Ilia Brusch ruderte eifrig weiter. Jäger beobachtete mit einer Aufmerksamkeit, die dem andern, wenn er weniger geschäftig gewesen wäre, hätte auffallen müssen, die auf der Donau vorüberziehenden Schiffe oder ließ den Blick abwechselnd über die beiden Ufer schweifen, die jetzt wesentlich niedriger waren. Der Strom zeigte schon die Neigung, sich auf Kosten des anliegenden Geländes zu verbreitern. Das linke, da und dort etwas überschwemmte Ufer war nicht immer scharf zu erkennen, während auf dem rechten, durch einen Bahndamm künstlich erhöhten Ufer die Züge dahinrollten, die Lokomotiven keuchten und ihren Rauch mit dem der Dampfboote vermischten, deren Schaufelräder das Wasser geräuschvoll aufwühlten.
    In Offingen, woran man am Nachmittage vorüberkam, bog die vom Strome verdrängte Bahnlinie nach Süden ab, und nun wurde auch das rechte Ufer zu einem ausgedehnten Sumpfe, dessen Ende nicht zu erblicken war. Am Abend hielt das Boot dann für die Nacht vor Dillingen an.
    Nach Zurücklegung einer ebenso anstrengenden Wegstrecke wie der gestrigen wurde der kleine Anker einige Kilometer oberhalb Neuburgs an einem verlassenen Punkte ausgeworfen, und aufs neue stieg am 15. August das Morgenrot erst am Himmel empor, als die Jolle schon wieder in der Strömung schwankte.
    Für diesen Abend hatte Ilia Brusch seine Ankunft in Neustadt angemeldet. Es wäre beschämend gewesen, hier mit leeren Händen einzutreffen. Da der Zustand der Atmosphäre günstig und die zurückzulegende Strecke wesentlich kürzer war als die frühern, entschloß sich Ilia Brusch, einmal zu angeln.
    Von den ersten Tagesstunden an sah er seine Geräte sorgsam nach. Sein auf dem Hinterteile sitzender Begleiter schien sich, wie es einem richtigen Sportliebhaber zukommt, für diese Vorbereitungen eifrig zu interessieren.
    Bei diesen unterließ es Ilia Brusch jedoch nicht, ein wenig zu plaudern.
    »Heute, Herr Jäger, will ich, wie Sie sehen, einmal fischen; die Vorbereitungen dazu dauern freilich etwas lange. Die Fische sind ziemlich mißtrauischer

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