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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Ladko allein von Bedeutung.
    Die Ereignisse gaben seinem Mute recht: während seiner Abwesenheit bedrohte nichts die Sicherheit der geliebten Natscha.
    Kaum heimgekehrt, mußte er jedoch aufs neue fortgehen, und diesmal sollte das länger dauern als das erste Mal. Es hatte sich entschieden gezeigt, daß auf dem zuerst eingeschlagenen Wege Waffen nicht in hinreichender Menge zu beschaffen waren. Was von solchen aus Rußland kam, wurde auf dem Landwege durch Ungarn und Rumänien transportiert, welche Länder damals kaum Eisenbahnen hatten. Die patriotischen Bulgaren hofften nun, ihren Zweck leichter zu erreichen, wenn sich einer von ihnen nach Budapest begäbe, hier die auf dem Schienenwege eingetroffenen Waffen sammelte und damit Fahrzeuge belud, die schnell die Donau hinabschwimmen konnten.
    Ladko, der zur Ausführung dieses Vorschlages erwählt wurde, brach noch denselben Abend auf. Mit einem zuverlässigen Begleiter, der das Boot ans bulgarische Ufer zurückschaffen sollte, setzte er über den Strom, um durch Rumänien die Hauptstadt Ungarns so schnell wie möglich zu erreichen. Da ereignete sich ein Zwischenfall, der dem Abgesandten der Verschwörer viel zu denken gab.
    Sein Begleiter und er waren kaum fünfzig Meter vom Ufer entfernt, als von hier aus ein Schuß krachte. Die Kugel war zweifellos für sie bestimmt, denn sie pfiff ihnen dicht an den Ohren vorbei, und der Lotse zweifelte keinen Augenblick, in dem beim fahlen Dämmerungsschein erspähten Schützen Striga erkannt zu haben. Der mußte also nach Rustschuk zurückgekehrt sein.
    Die tödliche Angst, womit dieser Umstand Ladko erfüllte, konnte dessen Entschluß jedoch nicht erschüttern. Er hatte sich vorher gesagt, dem Vaterlande im Notfalle selbst das Leben zu opfern, ja er hätte ihm, wenn nötig, noch mehr, sein ihm tausendmal kostbareres Glück zum Opfer gebracht. Bei dem Knalle des Schusses hatte er sich auf den Boden des Fahrzeuges sinken lassen. Das war aber nur eine Kriegslist, einen neuen Angriff zu verhindern, und kaum schwieg der Wiederhall von dem Schusse, als er wieder einen Riemen ergriff und das Boot mit kräftiger Hand der rumänischen Stadt Giurgiewo zutrieb, deren Lichter schon bei der einbrechenden Dunkelheit aufblitzten.
    An seinem Ziele angelangt, beschäftigte sich Ladko eifrigst mit seinem Auftrag.
    Er setzte sich mit den Sendboten der Regierung des Zaren in Verbindung, von denen einige sich an der russischen Grenze, andre heimlich in Budapest und Wien aufhielten. Mehrere durch seine Vorsorge mit Waffen und Munition beladene Schuten glitten bald die Donau hinunter.
    Von Natscha erhielt er inzwischen häufig Nachricht durch Briefe, die unter einem von ihm gewählten Decknamen abgesandt und unter dem Schutze der Nacht nach dem rumänischen Gebiete hinüber befördert wurden. Die zuerst recht gut lautenden Nachrichten wurden allmählich doch mehr und mehr beunruhigend, den Namen Strigas erwähnte Natscha dabei jedoch nicht Ihr schien es sogar ganz unbekannt zu sein, daß der Bandit nach Bulgarien zurückgekehrt war, und Ladko begann schon an dem Begründetsein seiner Furcht zu zweifeln. Dagegen war es sicher, daß er selbst bei den türkischen Behörden denunziert worden war, denn die Polizei war in seine Wohnung gedrungen und hatte hier eine, übrigens ergebnislose, Haussuchung vorgenommen.
     

    Vom Ufer aus krachte ein Schuß. (S. 56.)
     
    Er durfte sich also nicht beeilen, nach Bulgarien zurückzukehren, denn das wäre einem wirklichen Selbstmorde gleich gewesen. Man kannte ja seine Rolle, lauerte ihm auf, und er hätte sich nicht in der Stadt zeigen können, ohne beim ersten Schritt verhaftet zu werden. Verhaftet war bei den Türken aber gleichbedeutend mit: verurteilt; Ladko mußte also seine Rückkehr verschieben, bis der Aufstand öffentlich ausgebrochen war, schon weil ihm und seiner Gattin, die bisher von niemand belästigt worden war, die schlimmsten Gefahren drohten.
    Bis dahin dauerte es nicht lange. Bulgarien erhob sich schon im Mai, zu frühzeitig nach der Ansicht des Lotsen, der dieser Übereilung verderbliche Folgen prophezeite.
    Doch was er darüber auch denken mochte, jedenfalls mußte er seinem Vaterlande zu Hilfe eilen. Ein Bahnzug führte ihn nach Zombor, der letzten nahe der Donau gelegenen Stadt, bis zu der die Geleise reichten. Hier wollte er sich einschiffen und sich dann nur der Strömung überlassen.
    Die Nachrichten, die er in Zombor vorfand, zwangen ihn zu einer Unterbrechung der Reise. Seine

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