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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Wagen?
    – Der ist fort.
    – Dann vorwärts und der Sache ein Ende gemacht!«
    Karl Dragoch prägte diese Stimme seinem Gedächtnis ein. Er sollte sie nie vergessen.
    Nach kurzem Wortwechsel kamen die Revolver an die Reihe und erschütterten die Luft mit ihrem trocknen Knalle. Einige Polizisten wurden von den Kugeln getroffen, und Karl Dragoch, der einsah, daß jeder Widerstand töricht wäre, mußte sich entschließen, den Rückzug anzuordnen.
    Die Polizeitruppe gelangte wieder auf die Straße, wohin ihr die Sieger doch nicht zu folgen wagten, und die Nacht wurde wieder still wie vorher.
    Nun mußte zuerst für die Verwundeten gesorgt werden. Ihrer drei waren, übrigens nur leicht, verletzt. Nach einem vorläufigen Verbande wurden sie unter dem Schutze von vier ihrer Kameraden zurückgeschickt. Dragoch dagegen begab sich mit Friedrich Uhlmann und den drei letzten Polizisten über das offne Land hin nach der Donau zu, wobei die Fünf ein wenig nach Gran zu schräg abwichen.
    Er fand ohne Schwierigkeit die Stelle, wo er einige Stunden früher gelandet war, und das Boot, das Uhlmann und ihn über den Strom getragen hatte. Die fünf Mann stiegen hinein, und nach Überschreitung der Donau gingen sie längs ihres linken Ufers hinunter.
    Wenn Karl Dragoch eben einen Mißerfolg erfahren hatte, hoffte er doch ihn auswetzen zu können. Daß Ilia Brusch und der berüchtigte Ladko dieselbe Person waren, darüber bewahrte er keine Spur eines Zweifels mehr, und er war fest überzeugt, daß das in der verflossnen Nacht begangne Verbrechen seinem Reisegenossen zuzuschreiben sei.
     

    Karl Dragoch erkannte den Abdruck eines Hufeisens. (S. 127.)
     
    Aller Wahrscheinlichkeit nach würde dieser nach Unterbringung seines Beuteanteils sich beeilen, seine gewohnte Verkleidung wieder anzunehmen, da er ja nicht wußte, daß die, die ihm bisher geholfen hatte, sich den Nachforschungen der Polizei zu entziehen, als solche erkannt worden war. Mit Tagesanbruch würde er sicherlich wieder in der Jolle sein und seinen noch abwesenden Passagier ebenso erwarten, wie es der harmlose, ehrbare Fischer getan hätte, als der er zu erscheinen sich bemühte.
    Fünf Mann lauerten ihm jetzt auf. Diese von Ladko besiegten fünf Mann mußten doch leicht den Widerstand brechen können, den derselbe Ladko ihnen hier entgegenstellen konnte, wo er, um die Rolle Ilia Bruschs zu spielen, doch allein sein mußte.
    Dieser wohlerwogene Plan sollte nur unglücklicherweise unausführbar sein. Karl Dragoch und seine Leute konnten das Ufer überallhin absuchen, die Jolle war nirgends mehr zu finden. Dragoch und Uhlmann hatten zwar keine Mühe, die Stelle wieder zu erkennen, wo der erste ausgestiegen war, von der Jolle selbst zeigte sich aber keine Spur mehr… die war verschwunden und Ilia Brusch mit ihr.
    Karl Dragoch war betrogen, und das brachte ihn in helle Wut.
    »Uhlmann, sagte er zu seinem Untergebenen, ich bin am Ende; es wäre mir unmöglich, noch einen weitren Schritt zu tun. Wir wollen hier im Grase schlafen, um neue Kräfte zu gewinnen. Einer von unsern Leuten soll aber das Boot nehmen und damit unverzüglich nach Gran fahren. Bei Eröffnung des dortigen Amtes soll er sofort den Telegraphen in Anspruch nehmen. Zünde eine Fackel an, ich werde diktieren. So, nun schreib:
    ‘Vergangne Nacht in der Nähe von Gran ein neues Verbrechen begangen. Die Beute auf eine Schute verladen. Die vorgeschriebnen Untersuchungen strengstens durchführen.’
    Das wäre die eine, sagte Dragoch, sich selbst unterbrechend; nun also die andre Depesche:
    ›Verhaftsbefehl erlassen gegen den oftgenannten Ladko, der sich fälschlich Ilia Brusch nennt und ein Preisträger beim letzten Angelwettbewerbe des Donaubundes in Sigmaringen zu sein behauptet. Genannter Ladko,
alias
Ilia Brusch, der Verbrechen des Raubes und Mordes beschuldigt.‹
    Beides soll noch in den ersten Tagesstunden an alle Ufergemeinden ohne Ausnahme telegraphiert werden«, befahl Karl Dragoch und streckte sich erschöpft im Grase am Ufer aus.
Zehntes Kapitel.
Gefangen.
    Der Verdacht, der in Karl Dragoch aufgestiegen war und den die Entdeckung des Bildes bestätigt hatte, war nun, das müssen wir dem Leser zum Verständnis dieser Erzählung mitteilen, keineswegs ganz ungerechtfertigt. Bezüglich eines Punktes wenigstens trafen Karl Dragochs Schlußfolgerungen zu. Ja, Ilia Brusch und Serge Ladko waren ein und derselbe Mann.
    Dragoch täuschte sich dagegen gründlich, wenn er seinem Reisegefährten jene Reihe von

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