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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Leute von Geschmack um minderwertige Dinge nicht gekümmert. Der größte Teil der kostbarsten Gegenstände war aber verschwunden. An Stelle der abgerissenen Tapeten sah man große Flächen nackten Mauerwerkes, und ihrer herrlichen, kunstvoll herausgeschnittenen Bilder beraubt, hingen nur die leeren Rahmen noch da. Die Räuber hatten auch die sichtlich unter den prachtvollsten ausgewählten Tür-und Fensterbehänge und die schönsten Teppiche mitgenommen. Der Panzerschrank war aufgesprengt und sein Inhalt verschwunden.
    »Auf dem Rücken haben Menschen das nicht alles wegtragen können, sagte sich Karl Dragoch beim Anblicke dieser Verwüstung. Damit ist jedenfalls ein Wagen beladen worden, und den gilt es nun aufzuspüren.«
    Die Erkundigungen und ersten Untersuchungen hier hatten viel Zeit in Anspruch genommen. Schon nahte sich der Abend, und es war doch wichtig, ehe es dunkel wurde, wenn irgend möglich, die Spuren des Wagens zu entdecken, dessen sich die Räuber nach der Ansicht des Detektivs bedient haben mußten. Dieser beeilte sich also, nun hinauszukommen.
    Er hatte nicht weit zu gehen, bis er den von ihm gesuchten Beweis entdeckte. Auf dem Erdboden des großen Vorhofs der Villa hatten breite Räder tiefe Eindrücke gerade vor der aufgesprengten Tür zurückgelassen, und in geringer Entfernung davon zeigte er Hufabdrücke, als ob hier Pferde längere Zeit gestanden hätten.
    Nachdem Karl Dragoch das flüchtig überblickt hatte, näherte er sich der Stelle, wo die Pferde offenbar hatten warten müssen, und besichtigte nun aufmerksam den Erdboden. Dann überschritt er den Vorhof bis dicht an das nach der Straße hinausführende Gittertor, wo er wiederum die Erde scharf besichtigte, und dann folgte er gegen hundert Meter weit dem öffentlichen Wege, auf dem er endlich umkehrte.
    »Uhlmann! rief er beim Wiederbetreten des Vorhofs.

    – Herr Dragoch? antwortete der Polizist, der sofort aus dem Hause kam und auf seinen Vorgesetzten zuschritt.
    – Wieviel Leute haben wir? fragte dieser.
    – Elf.
    – Das ist etwas wenig, meinte Dragoch.
    – Der Hausmann Hoël, erwiderte Uhlmann, schätzt die Zahl der Räuber aber nur auf fünf bis sechs.
    – Der Hausmann Hoël hat seine Ansicht und ich die meinige, entgegnete Dragoch. Doch immerhin, wir müssen uns mit dem begnügen, was wir haben. Du läßt einen der Leute hier und nimmst die zehn andern mit. Mit uns beiden macht das zwölf Mann. Das ist schon etwas.
    – Sie haben also einen Hinweis? fragte Friedrich Uhlmann.
    – Ich weiß, wo unsre Räuber sind… wenigstens, nach welcher Seite sie sich hingewendet haben.
    – Darf ich da fragen?… begann Uhlmann.
    – Woher ich das weiß? unterbrach ihn Dragoch. O, das ist sehr einfach, ja fast kindlich! Ich habe mir zuerst gesagt, daß sie zuviele Dinge geraubt haben, um dafür nicht irgend eines Wagens zu bedürfen. Nach diesem Wagen hab’ ich gesucht und ihn auch gefunden. Es ist ein vierrädriges, mit zwei Pferden bespanntes Gefährt. Das eine, das Handpferd, zeigt aber die Eigentümlichkeit, daß am Hufeisen seines rechten Vorderfußes ein Nagel fehlt.
    – Wie haben Sie das erkennen können? fragte Uhlmann erstaunt.
    – Nun, es hat ja vergangene Nacht geregnet und die erst halbtrockene Erde zeigt noch jetzt deutlich die Eindrücke. In derselben Weise habe ich in Erfahrung gebracht, daß der Wagen von der Villa aus nach links, also in einer der nach Gran entgegengesetzten Richtung gelenkt worden ist. Wir werden uns nun nach derselben Seite wenden und wenn nötig der Fußspur des Pferdes mit dem mangelhaften Hufbeschlag folgen. Am Tage werden die Burschen kaum weitergefahren sein, sondern dürften sich bis zum Abend irgendwo aufgehalten haben. Die Gegend ist aber wenig bevölkert und viele Häuser gibt’s hier auch nicht. Wir durchsuchen nötigenfalls alle, auf die wir an der Landstraße treffen. Hole deine Leute zusammen, es wird schon dunkel, und das Wild könnte sein Lager verlassen«.
    Karl Dragoch und seine Rotte mußten lange marschieren, ehe sie ein neues verdächtiges Anzeichen entdeckten. Es war fast halb elf Uhr, als sie, nach vergeblicher Durchsuchung einiger an der Straße gelegner Gehöfte, an der Kreuzung der drei Straßen das Gasthaus erreichten, wo die beiden Fuhrleute den Tag verbracht hatten und von wo sie drei Stunden vorher abgefahren waren. Karl Dragoch klopfte heftig an die Tür.
    »Im Namen des Gesetzes! rief er, als er an einem Fenster den Gastwirt erscheinen sah, dem es heute nun einmal

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