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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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fuhren nach Unterbringung der Beute in ihrem schwimmenden Versteck auf der Suche nach andern Gelegenheiten zu Schandtaten weiter.
    Wenn die Schute dann gefüllt war, segelten sie aufs Schwarze Meer hinaus, wo ein zu ihrer Verfügung stehender Dampfer an einem bestimmten Tage sie erwartete. Auf diesen übergeladen, wurden die gestohlenen oder sogar um den Preis eines Mordes erworbenen Schätze zu einer gewöhnlichen Schiffsfracht, die in entlegenen Ländern leicht veräußert werden konnte.
    Es war nur eine Ausnahme, daß die Bande in der vergangenen Nacht in geringer Entfernung von ihrem letzten Verbrechen von sich reden gemacht hatte. Gewöhnlich beging sie einen solchen Fehler nicht, der bei häufigerer Wiederholung bei den ununterrichteten Helfern, deren sie sich in jedem Lande bediente, hätte Verdacht erwecken können. Diesmal hatte ihr Anführer aber einen besondern Grund gehabt, sich nicht zu entfernen, und wenn das auch nicht der von Karl Dragoch vermutete war, als er in Wien mit Friedrich Uhlmann sprach, so spielte die Persönlichkeit des Polizisten hierbei doch eine gewisse Rolle.
    Vom Anführer der Bande, der von seinem »zweiten Offizier« Titscha begleitet war, in Wien erkannt, war seine Fährte, ohne daß er es ahnte, von einer Anzahl jener ortsangehörigen Helfer, denen man nur das Wesentlichste mitgeteilt hatte, unablässig verfolgt worden, und die Schute sollte der Jolle immer nur um einige Kilometer vorausfahren. In einem meist offnen und von Polizisten überwachten Landstrich erlitt diese Spionage natürlich häufiger eine Unterbrechung, und der Zufall hatte es gefügt, daß Karl Dragoch und sein Wirt niemals beisammen gesehen wurden. Nichts hatte daher vermuten lassen, daß die Jolle zwei Insassen trug, und folglich konnte auch der Gedanke nicht aufkommen, daß hier ein Irrtum möglich wäre.
    Bei Einrichtung dieser Überwachung träumte der Banditenchef von einem Meisterstreiche. Den Detektiv umzubringen? Daran dachte er, wenigstens für den Augenblick, nicht, er wollte sich seiner zunächst nur bemächtigen. Hatte er Karl Dragoch erst in der Hand, so konnte er, wenn ihm jemals eine Gefahr drohte, ihn wie seinesgleichen behandeln.
    Mehrere Tage hatte sich keine Gelegenheit zu einer solchen Entführung gezeigt. Entweder hielt die Jolle des Abends zu nahe an einem bewohnten Orte oder es lag die Gefahr nahe, in ihrer Nachbarschaft auf einen der längs des Ufers verteilten Polizisten zu treffen, die ein Gewohnheitsverbrecher ja leicht als solche erkennen mußte.
    Am Morgen des 29. August schienen die Verhältnisse endlich günstiger zu liegen. Das Unwetter der vorigen Nacht, das die Bande bei dem Einbruche in die Villa des Grafen Hagenau begünstigt hatte, mußte die vor oder hinter ihrem Vorgesetzten am Ufer umherstreifenden Polizisten mehr oder weniger zerstreut haben. Vielleicht war dieser jetzt allein und ohne Schutz. Das mußte benutzt werden.
    Sofort nach Beladung des Wagens mit dem Raube aus der Villa war Titscha mit zwei der entschlossensten Leute abgeschickt worden. Der Leser weiß, wie sich die drei Abenteurer ihres Auftrags entledigt hatten, und wie statt des Detektivs Karl Dragoch der Pilot Serge Ladko ihr Gefangener geworden war.
    Bisher hatte Titscha seinen Vorgesetzten von dem glücklichen Ausgang seiner Mission nur mit wenigen, auf der Waldblöße gewechselten Worten unterrichten können, da das Erscheinen des Polizistentrupps alles weitere verhinderte. Das sollte natürlich sobald wie möglich erfolgen, augenblicklich konnte von einer ausführlichern Berichterstattung aber keine Rede sein. Vor allem kam es jetzt ja darauf an, die zahlreichen Kolli, die auf dem Deck lagen, verschwinden zu lassen und in Sicherheit zu bringen, und damit beschäftigten sich ohne Zögern die acht, die Besatzung der Schute bildenden Leute.
    Entweder getragen oder indem man sie über schiefe Ebenen hingleiten ließ, wurden die Kolli zunächst ins Innere des Fahrzeugs geschafft, was nur wenige Minuten in Anspruch nahm; dann begann deren eigentliche Verstauung. Dazu wurde aber der Fußboden des Frachtraums aufgenommen, und dadurch entstand eine gähnende Öffnung, durch die man natürlich erwartet hätte, das Wasser der Donau zu sehen. Eine in diesen zweiten Raum hinuntergelassene Laterne erlaubte, darin eine Menge der verschiedensten Dinge zu sehen, die ihn schon zum Teil füllten. Noch war aber genug Platz, den Raub aus der gräflichen Villa in dem unentdeckbaren Versteck unterzubringen.
    Außerordentlich

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