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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gefahr war jedoch groß, denn die Männer im Hinterhalte, Zugehörige der Verbrecherbande, die gegenwärtig die Donaugegend heimsuchte, gehörten nicht zu Leuten, mit denen gut an einem einsamen Ort zusammenzutreffen ist.
    Titscha war sogar ein hervorragendes Mitglied der Bande. Er konnte als erster nach dem Anführer betrachtet werden, dessen Taten genügend berüchtigt waren. Die beiden andern, Sakmann und Zerlanz, waren einfache Statisten, nur Arme, keine Köpfe.
     

    Der Lotse, in seine Träumereien verloren… (S. 139.)
     
    »Das ist er! murmelte Titscha, indem er seine Begleiter mit der Hand zurückhielt, sobald er die Jolle am Ufer erblickt hatte.
    – Dragoch? fragte Sakmann.
    – Ja.
    – Bist Du dessen sicher?
    – Vollkommen.
    – Du siehst ja aber sein Gesicht nicht, da er uns den Rücken zukehrt, wendete Zerlanz ein.
    – Sein Gesicht zu sehen, würde mir auch wenig nützen; ich kenne ihn ja eigentlich nicht und hab’ ihn nur ganz flüchtig in Wien gesehen.
    – Dann begreife ich nur nicht…
    – Ich erkenne aber ganz genau das Boot wieder, fiel ihm Titscha ins Wort, denn ich habe Muße genug gehabt, es zu sehen, während Ladko und ich von der Menschenmenge umdrängt waren. Nein, ich bin sicher, mich nicht zu täuschen.
    – Dann also ans Werk! mahnte einer der Männer.
    – Ans Werk«, stimmte Titscha ein, indem er schon ein Paket öffnete, das er bisher unter dem Arme trug.
    Der Lotse merkte noch immer nichts davon, daß ihm ein Unheil bevorstand. Er hatte die drei Männer nicht herankommen hören und hörte von ihnen auch jetzt nichts, wo sie, nahe hinter ihm, den Laut ihrer Schritte durch das dichte Ufergras dämpften. In seine Träumereien verloren, eilten seine Gedanken mit der Strömung zu Natscha und nach seinem Vaterlande.
    Plötzlich schlang sich eine Menge unentwirrbarer Fesseln um ihn, die ihn auch des Augenlichtes beraubten und ihn lähmten und erstickten.
    Mit einem Rucke aufgerichtet, wehrte er sich instinktiv dagegen und erschöpfte sich in nutzloser Anstrengung, als ein heftiger Schlag auf den Kopf ihn auf den Boden der Jolle betäubt niederstreckte, doch nicht so schnell, daß er nicht hätte sehen können, daß er in den Maschen eines großen, sogenannten Wurfnetzes gefangen war, wie er ein solches beim Fischfang oft genug selbst benutzt hatte.
    Als Serge Ladko aus seiner halben Bewußtlosigkeit wieder zu sich kam, war er nicht mehr von dem Netze umschlungen, mit dem man ihn zur Ohnmacht verurteilt hatte. Jetzt konnte er vor den vielfachen Touren eines festen Strickes nicht mehr die geringste Bewegung machen, ein Knebel hätte nötigenfalls jeden Hilferuf von ihm erstickt, und eine undurchdringliche Binde beraubte ihn des Sehvermögens.
    Serge Ladkos erste Empfindung, als er wieder zum Leben erwachte, war die einer grenzenlosen Bestürzung. Was war mit ihm vorgegangen? Was bedeutete dieser unerklärliche Überfall und was hatte man mit ihm vor? Einigermaßen konnte er sich jedoch beruhigen. Wenn man ihn hätte morden wollen, würde das doch wohl schon geschehen sein. Da er noch in dieser Welt war, stellte man jedenfalls nicht seinem Leben nach, sondern die Angreifer, wer sie auch sein mochten, hatten wohl keine andre Absicht, als sich seiner Person zu bemächtigen.
    Warum und zu welchem Zwecke aber das?
    Diese Frage war schwer zu beantworten. Diebe?… Die hätten sich kaum die Mühe genommen, ihr Opfer mit einem solchen Luxus von Vorsichtsmaßregeln zu fesseln, wenn ein Dolchstoß ihnen schneller und sichrer geholfen hätte. Wie heruntergekommen mußten auch Diebe sein, die der dürftige Inhalt der Jolle zu einem solchen Überfalle verleiten konnte!
    Handelte es sich um einen Akt der Rache? Das schien noch unmöglicher zu sein. Ilia Brusch hatte keine Feinde. Die einzigen Feinde Ladkos, die Türken, konnten gar nicht ahnen, daß sich der bulgarische Patriot unter dem Namen eines Fischers verbarg, und selbst wenn sie davon unterrichtet gewesen wären, war er doch keine so außerordentlich wichtige Persönlichkeit, daß sie so weit von der Grenze, fast im Herzen des österreichischen Kaiserstaats, einen solchen Gewaltakt gewagt hätten. Übrigens würden ihn auch die Türken, noch sichrer als einfache Diebe, jedenfalls auf der Stelle umgebracht haben.
    In der Überzeugung, daß dieses Geheimnis, wenigstens augenblicklich, doch nicht zu durchschauen wäre, hörte Serge Ladko als praktischer Mann auf, darüber nachzudenken, und verwendete seine ganze Intelligenz nur darauf, zu

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