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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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geeignet war, eine Konfusion herbeizuführen, und folglich, außer bei einer Ergreifung auf frischer Tat, den Verdacht von dem Schuldigen abzuleiten, so hatte dieser Name für ihn doch einige Vorteile, die ihm allein eigen waren.
    Zunächst war Serge Ladko keine erfundene Person. Er existierte, wenn der Gewehrschuß, der ihn bei der Abfahrt von Rustschuk begrüßte, ihn nicht niedergestreckt hatte. Obgleich Striga sich gern rühmte, seinen Feind aus dem Wege geschafft zu haben, wußte er tatsächlich darüber nichts. Darauf kam auch bei einer etwaigen Untersuchung, die in Rustschuk stattfinden mußte, nicht viel an. War Ladko tot, so würde die Polizei nicht begreifen können, wie man dazu kam, ihn zu beschuldigen; lebte er aber noch, so würde sie einen Mann mit Fleisch und Bein finden, dessen Ehrenhaftigkeit so zweifellos war, daß jede Untersuchung gewiß zunächst niedergeschlagen wurde. Dann würde man freilich nach denen suchen, die das Unglück hatten, den gleichen Namen zu tragen, ehe man aber alle die Ladkos der Erde ausgekundschaftet hatte, floß gewiß noch viel Wasser die Donau hinunter.
    Wenn aber die Verdachtsgründe schließlich gar dahin führten, den Schild der Ehrbarkeit Serge Ladkos zu beflecken, so wäre das für ihn (Striga) doppelt günstig. Außer daß es einem Missetäter immer angenehm sein wird, einen andern für sich in peinlicher Lage zu wissen, mußte ihm das hier um so angenehmer sein, als er seinem Opfer ja ewige Rache geschworen hatte.
    Selbst wenn diese Erwägungen nun auch nicht jeder Kritik standhielten, mußte sie die Abwesenheit Serge Ladkos, dessen patriotische Mission niemand kannte, doch logisch erscheinen lassen. Warum war der Pilot weggegangen, ohne das verlauten zu lassen? Die Ortsabteilung der Strompolizei fing bereits an, sich diese Frage zu stellen, als Karl Dragoch enthüllte, was er für die Wahrheit hielt, und jedermann weiß, daß die Polizei, wenn sie erst Fragen aufgreift, diese selten wohlwollend beantwortet.
    Die Sachlage war also in ihrer dramatischen Verschlingung klar: eine lange Reihe von Verbrechen, die eine beabsichtigte Ungeschicklichkeit immer einem gewissen Ladko aus Rustschuk zuschrieb, der Pilot gleichen Namens, der infolge seiner Abwesenheit nur flüchtig, ganz flüchtig verdächtigt wurde, der Schuldige zu sein, während Hunderte von Kilometern entfernt ein Ladko, auf dem der schwerste Verdacht lastete, unter der Verkleidung des Fischers Ilia Brusch aufgespürt wurde, und Striga, der nach jedem Raubzuge sich wieder einfach als Bürger hinstellte, um unbehindert die Donau zu befahren.
    Um seine Sicherheit jedoch nicht zu bedrohen, war es die erste Bedingung, jede kompromittierende Spur so schnell wie möglich zu beseitigen. Deshalb wurde heute Nacht die neuerdings erlangte Beute wie gewöhnlich eiligst in das unentdeckbare Versteck geschafft. Das Geräusch des Verstauens war es gewesen, was der richtige Serge Ladko in seinem Käfig gehört hatte, der auf Kosten dieses submarinen Fahrzeugs hergestellt war und wo ihm unmöglich jemand Hilfe bringen konnte. Als das Fußbodenstück dann wieder eingesetzt war, stiegen die Leute nach dem Deck hinauf, dessen Luken verschlossen wurden. Nun konnte die Polizei getrost kommen.
    Dabei war es früh drei Uhr geworden. Die von den Anstrengungen der letzten und denen der vorvergangenen Nacht erschöpfte Besatzung der Schute brauchte recht notwendig einige Ruhe; davon konnte jetzt aber keine Rede sein. Striga, dem daran lag, sich schnellstens von dem Schauplatze seines letzten Verbrechens zu entfernen, gab Befehl, gleich mit dem ersten Tagesgrauen abzufahren, ein Befehl, der ohne Murren ausgeführt wurde, da jeder das Gewicht der Gründe, die ihn diktierten, einsah.
    Während die Mannschaft beschäftigt war, den Anker einzuholen und die Schute in die Strömung des Flusses zu bringen, ließ sich Striga nun berichten, wie die Expedition am Morgen verlaufen wäre.
    »War ganz allein, der Bursche, erklärte Titscha. Den Dragoch wie einen Hecht beim ersten Netzauswerfen gefangen.
    – Hat er euch gesehen?
    – Das glaub’ ich nicht; der hatte ganz andre Gedanken.
    – Wehrte er sich denn nicht?
    – Versucht hat er’s, der Bube. Ich habe ihn bald alle machen lassen müssen, um ihn zur Ruhe zu bringen.
    – Getötet hast du ihn doch nicht? fragte Striga lebhaft.
    – Nein, das nicht; höchstens betäubt. Das tat ich, um ihn besser binden zu können. Ich war aber kaum damit fertig, als das Paket wieder zu atmen anfing, als

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