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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Constantinesco in Galatz.
    – Ist sie befrachtet?
    – Nein, leer. Wir sind auf der Rückfahrt.
    – Eure Papiere?
     

    Die Frau steckte man wieder ins Volkslogis. (S. 162.)
     
    – Hier sind sie, sagte Striga, der schon dem Fragenden die verlangten Ausweise hinhielt.
    – Es ist gut, antwortete dieser, sie nach genauer Durchsicht zurückgebend. Wir werden nur noch euern Frachtraum besichtigen.
    – Ganz nach Belieben, sagte dazu Striga. Ich muß Ihnen aber bemerken, daß das die vierte Untersuchung ist, der wir von Wien bis hierher unterworfen worden sind. Das ist nicht gerade angenehm.«
    Der Polizist lehnte mit einem Zeichen jede persönliche Verantwortlichkeit für die Vorschriften, die er zu befolgen hätte, ab und stieg ohne eine weitere Antwort in den Frachtraum hinunter. Nichts verriet ihm hier, daß unter seinen Füßen zwei Menschen schmachteten, ein Mann auf der einen und eine Frau auf der andern Seite, beide zur Ohnmacht verdammt und außerstande, um Hilfe zu flehen. Die Besichtigung konnte keine lange Zeit in Anspruch nehmen. Der Raum war völlig leer, und es bedurfte also keines Ursprungszeugnisses für etwaige Frachtstücke, was die Sache sehr vereinfachte.
    Der Polizist kam wieder zutage und begab sich, ohne weitere Fragen zu stellen, in sein Boot zurück, um neue Visitationen vorzunehmen, während die Schute langsam stromabwärts glitt.
    Als man die letzten Häuser Budapests hinter sich hatte, schien die Zeit gekommen, sich mit der Gefangenen im Frachtraum zu beschäftigen. Titscha und ein Begleiter begaben sich dahin, um bald wieder hervorzukommen, wobei sie dieselbe Frau mit sich führten, die erst einige Stunden früher da unten eingesperrt worden war und die man jetzt ins Volkslogis steckte. Die übrige Mannschaft schien sich um den Vorgang nicht zu bekümmern
    Erst in der Nacht wurde zwischen den Marktflecken Erasin und Adony, mehr als fünfzig Kilometer unterhalb von Budapest, Halt gemacht, und am nächsten Tage brach man am frühen Morgen wieder auf. Im Laufe dieses Tages, des 31. August, wurde die Fahrt mehrmals unterbrochen, weil Striga sich wiederholt von dem Fahrzeuge entfernte, wozu er sich der gestohlenen, seiner Meinung nach Karl Dragoch gehörigen Jolle bediente. Ohne sich zu verbergen, landete er an verschiednen Dörfern, deren Bewohnern gegenüber er sich für den berühmten Preisträger des Donaubundes ausgab, dessen Ruf doch auch bis zu ihnen gedrungen sein mußte, und dann knüpfte er Gespräche an, die er geschickt auf das, was ihm am meisten am Herzen lag, hinzulenken verstand.
    Seine Ernte an Nachrichten fiel freilich sehr mager aus. Der Name Ilia Bruschs schien in dieser Gegend nicht allgemein bekannt zu sein. In Mohacs, Apatin, Neusatz oder Belgrad mußte das wohl anders liegen. Dahin wollte sich Striga aber nicht wagen, sondern sich darauf beschränken, Erkundigungen nur in Dörfern einzuziehen, wo die Überwachung jedenfalls nicht so streng gehandhabt wurde. Leider wußten aber die Bauern so gut wie gar nichts von dem Wettbewerb von Sigmaringen und machten Schwierigkeiten, sich ausfragen zu lassen Sie kannten übrigens Karl Dragoch noch weniger als Ilia Brusch, und Striga verschwendete an sie vergeblich alle seine diplomatischen Kniffe.
    Entsprechend der Verabredung vom vorigen Tage wurde Serge Ladko während der Abwesenheit Strigas herauf und in eine kleine Kabine gebracht, deren Tür fest verriegelt wurde… vielleicht eine übertriebene Vorsichtsmaßregel, da der eng gefesselte Gefangene ja kein Glied regen konnte.
    Die Tage vom 1. bis zum 6. September verliefen in völliger Ruhe. Gleichzeitig von der Strömung und von einem günstigen Winde getrieben, glitt die Schute mit der Geschwindigkeit von sechzig Kilometern in vierundzwanzig Stunden immer weiter hinunter. Sie wäre sogar noch schneller fortgekommen ohne die Verzögerungen, die sie wegen der wiederholten Ausflüge Strigas erlitt.
    Während dessen Exkursionen hinsichtlich der Gewinnung spezieller Auskünfte immer ziemlich unfruchtbar blieben, hatte er wenigstens, unter Aufbietung aller seiner professionellen Talente, eines Tages einen Erfolg, die erhaltenen Auskünfte in andrer Beziehung auszunützen.
    Das geschah am 5. September. An diesem Tage ankerte das Schiff vor einem kleinen Flecken Namens Szuszek, wo Striga wieder einmal ans Land ging. Der Abend war schon vorgeschritten. Da die Bauern, die gewöhnlich mit der Sonne zu Bett gehen, sich bereits in ihre Wohnungen zurückgezogen hatten, ging er ganz allein

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