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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ihrer Fahrt, d. h. das Schwarze Meer, erreichen würde, wo ihre Ladung an Bord des bestimmten Dampfers übergeführt werden sollte. Morgen würde man jenseits Semlins und Belgrads sein. Dann mußte es genügen, sich am rechten Ufer zu halten, um gegen jede schlimme Überraschung geschützt zu sein. In Serbien ging ja infolge des Krieges mit der Türkei sozusagen alles drunter und drüber, und es war kaum anzunehmen, daß die Behörden am Strome ihre Zeit damit verschwenden würden, eine leere, stromabwärts segelnde Schute eingehender durchsuchen zu wollen.
    Vielleicht war das überdies die letzte Fahrt Strigas. Vielleicht zog er sich als reicher, geachteter und… glücklicher Mann zurück, das hoffte er wenigstens noch immer, wenn er an die Gefangne auf der Schute dachte.
    Damit beschäftigte er sich, als seine Augen auf mehrere Kasten fielen, die Karl Dragoch und dessen Wirt solange als Lagerstatt gedient hatten, und sofort kam ihm der Gedanke, daß er während seines achttägigen Besitzes der Jolle noch gar nicht daran gedacht hatte, deren Inhalt zu untersuchen. Es war jetzt hohe Zeit, diese unbegreifliche Nachlässigkeit zu verbessern.
    Zuerst nahm er einen Kasten an Steuerbord vor, den er im Handumdrehen erbrach. Darin fand er nur wohlgeordnete Stöße von Wäsche und Kleidungsstücken. Damit wollte Striga nichts zu tun haben, und so schloß er den Kasten und öffnete einen zweiten.
    Dessen Inhalt unterschied sich nicht besonders von dem des ersten, und Striga wollte enttäuscht schon auf seine Durchsuchung verzichten, als er in einer Ecke einen ihn mehr interessierenden Gegenstand entdeckte. Wenn er aus den Bekleidungsartikeln nichts erfahren konnte, würde es mit dieser großen Brieftasche, die jedenfalls Papiere enthielt, doch wohl anders liegen. Obgleich Papier stumm ist, kommt in gewissen Fällen doch nichts seiner Beredsamkeit gleich.
    Striga öffnete die Brieftasche und entsprechend seiner Erwartung fand er darin verschiedne Schriftstücke, die er aufmerksam durchmusterte. Da waren Quittungen und mehrere Briefe, alle auf den Namen Ilia Brusch lautend, dann aber hafteten seine Augen, die sich vor Verwunderung weiter öffneten, auf dem Porträt, das früher schon Verdacht bei Karl Dragoch erregt hatte.
    Zunächst war sich Striga nicht klar. Daß sich in der Jolle nur für Ilia Brusch bestimmte Papiere vorfanden, kein einziges aber, das den Namen des Polizisten trug, war doch einigermaßen auffallend. Vielleicht erklärte sich das aber auf höchst natürliche Weise. Karl Dragoch konnte ja, statt den Doppelgänger des Preisträgers des Donaubundes zu spielen, wie Striga bisher geglaubt hatte, mit dem Fischer übereingekommen sein, allein an dessen Stelle zu treten, und dann mochte er im Einverständnis mit dem wirklichen Ilia Brusch, um im Notfalle seine Identität nachweisen zu können, auch dessen Papiere übernommen haben. Warum aber der Name Ladko, dieser Name, unter dem Striga mit teuflischer List bei seinen Verbrechen auftrat? Und wie kam hierher das Bild jener Frau, auf deren Besitz er trotz vielfacher strenger Abweisungen noch immer nicht verzichtet hatte? Wer war nun der Eigentümer der Jolle, der hier ein so persönlich gewidmetes Bild besaß? Wem gehörte sie wirklich: Karl Dragoch, Ilia Brusch oder Serge Ladko, und welchen von diesen drei Männern, von denen ihn zwei ganz besonders interessierten, schleppte er hier als Gefangenen mit sich fort? Den letztgenannten behauptete er ja getötet zu haben mit dem Gewehrschüsse, der einen von zwei Männern zu Boden gestreckt hatte, als diese aus Rustschuk über die Donau hin entwichen. Wenn er da wirklich schlecht gezielt hätte, würde er schon besser zielen, wenn er statt des Polizisten den Piloten in seiner Gewalt hatte, den er dann gewiß nicht verfehlte. An dem konnte ihm ja als Geisel nichts gelegen sein. Einen Stein an den Hals, das genügte, und, befreit von einem tödlichen Feinde, hätte er damit gleichzeitig das wichtigste Hindernis beseitigt, daß sich seinen mit ungeschwächtem Trotze verfolgten Plänen entgegenstellte.
    Ungeduldig, hierüber Gewißheit zu erhalten, hatte Striga, der das entdeckte Bild bei sich behielt, ein Ruder ergriffen und die Jolle schneller fortgetrieben.
    Bald tauchte die Masse der Schute in der Finsternis auf. Er legte daran schnell an, sprang auf das Deck und begab sich, den Türschlüssel in der Hand, nach der gegenüberliegenden Kabine von der, die er gewöhnlich aufzusuchen pflegte.
    Ladko hatte weniger als sein

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