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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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dahin, als er ein recht behäbig aussehendes Haus erreichte, dessen Besitzer im Vertrauen auf die allgemeine Ehrlichkeit die Tür offen gelassen hatte und wahrscheinlich in die Nachbarschaft gegangen war.
    Ohne Zögern schlich sich Striga in das Haus hinein, das einen Laden enthielt, an den sich eine kleine Schreibstube anschloß. Aus einer Schublade die Tageskasse zu stehlen, dazu genügte ein Augenblick. Nicht zufrieden mit diesem geringfügigen Raube, entdeckte er noch im Innern eines Schrankes, den er leicht aufbrechen konnte, einen prall gefüllten Sack, der schon beim Herausnehmen einen metallischen Klang vernehmen ließ.
    Mit seiner Beute beeilte sich Striga nun, seine Schute wieder zu erreichen, die, als der Tag anbrach, schon weit von hier weg war.
    Das war das einzige kleine Abenteuer der Reise.
    An Bord hatte Striga ganz andres zu tun. Von Zeit zu Zeit verschwand er im Volkslogis und begab sich hier in eine Kabine, die der, wohin man Serge Ladko gebracht hatte, gegenüber lag. Manchmal dauerte ein solcher Besuch nur einige Minuten, manchmal zog er sich auch länger hin. Im zweiten Falle war es nicht selten, daß bis zum Deck hin ein heftig geführtes Gespräch hörbar wurde, wobei man die Stimme einer Frau unterscheiden konnte, die einem wütenden Manne mit aller Ruhe antwortete. Das Ende blieb dann immer dasselbe: die Mannschaft verhielt sich gleichgültig, während Striga wutschnaubend herausstürzte und sich beeilte, zur Beruhigung seiner Nerven das Fahrzeug zu verlassen.
    Seine Erkundigungen betrieb er meist auf dem rechten Ufer. Auf dem linken, jenseits dessen sich die große Pußta unabsehbar ausdehnt, lagen nur wenige Weiler und Dörfer.
    Die Pußta bildet die bedeutendste ungarische Ebene, die in mehreren hundert Kilometer Entfernung von dem transsylvanischen Gebirgszug begrenzt wird. Die hier vorhandenen Eisenbahnen durchschneiden eine ungeheure Strecke verlassenen Landes, umfänglicher Weiden und großer Sumpfgebiete, wo es von Wasservögeln wimmelt. Diese Pußta ist der reichlich gedeckte Tisch für unzählige Vierfüßler, für die Tausende und Abertausende von Wiederkäuern, die den Reichtum Ungarns bilden. Klee-oder Maisfelder finden sich dagegen selten.
    Die Breite des Stromes ist hier nun sehr beträchtlich, und zahlreiche Inseln und Eilande zerteilen seinen Lauf. Manche Inseln sind von sehr ansehnlichem Umfange und lassen auf jeder Seite eine Wasserstraße übrig, in der die Strömung eine große Schnelligkeit annimmt.
    Fruchtbar sind diese Inseln nicht. Darauf stehen nur Birken, Espen und Weiden mitten in dem durch häufige Überschwemmungen abgelagerten Schlick. Daneben wird nur reichlich Heu geerntet, das schwer beladne Boote den Gehöften oder Weilern am Ufer zuführen.
    Am 6. September ging die Schute mit Anbruch der Nacht vor Anker. Striga war eben abwesend. Er hatte weder Neusatz, noch das diesem gegenüberliegende Peterwardein zu betreten gewagt, da er sich in den beiden nicht unbedeutenden Städten für zu gefährdet hielt, sondern war nur ans Land gegangen, um im Flecken Karlowitz, der gegen zwanzig Kilometer weiter unten liegt, seine Nachforschungen fortzusetzen. Auf seinen Befehl hatte die Schute erst zwei bis drei Kilometer stromabwärts Halt gemacht, wo er sie mit Hilfe der Strömung wieder einzuholen gedachte.
    Gegen neun Uhr am Abend war er von ihr nicht mehr weit entfernt. Besondere Eile hatte er ja nicht. So ließ er sich, in freundliche Gedanken versunken, von der Strömung hinabtragen. Sein Verhalten hatte sich bewährt. Niemandem war er verdächtig erschienen und keiner hatte seinen Fragen gegenüber Schwierigkeiten gemacht. Erfahren hatte er dabei übrigens herzlich wenig. Die allgemeine Unkenntnis, die schon an völlige Gleichgültigkeit streifte, war ihm mehr ein günstiges Zeichen. In dieser Gegend hatte man offenbar nur sehr wenig und nichts Bestimmtes über die Raubgesellen der Donau gehört und wußte nicht das Geringste von dem Verschwinden Karl Dragochs, das also auch keine Beunruhigung erregen konnte.
    Anderseits schien die Aufsicht der Polizei, ob wegen der armseligen hiesigen Gegend oder weil diese ihren Chef verloren hatte, stark vermindert zu sein. Seit mehreren Tagen schon hatte Striga keinen Menschen gesehen, der etwas von einem Polizisten an sich gehabt hätte, und niemand sprach hier von der zwei-oder dreihundert Kilometer weiter oben so streng durchgeführten Überwachung des Stromes.
    Alles sprach also dafür, daß die Schute glücklich das Ziel

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