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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Klein? antwortete er erstaunt, wie einer, der eine Frage nicht verstanden hat.
    – Ihr leugnet also? rief Rona. Das hatte ich erwartet. So muß ich euch dann sagen, daß ihr, als ihr zu dem Juden Klein gingt – der Richter erhob sich jetzt halb von seinem Sitze, um seinen Worten mehr Nachdruck zu geben – daß ihr, euch mit dem gewöhnlichen Hehler eurer Bande ins Einvernehmen setzen wolltet.
    – Meiner Bande? erwiederte der Pilot verblüfft.
    – Ach, es ist ja wahr, berichtigte sich der Beamte ironisch, ihr wißt nicht, was ich sagen will, daß ihr keiner Bande angehört, daß ihr nicht Ladko seid, sondern ein harmloser Angelfischer Namens Ilia Brusch. Wenn ihr denn wirklich Ilia Brusch heißt, warum verbergt ihr euch da?
    – Ich… mich verbergen… ich? protestierte Serge Ladko.
    – Alle Wetter, das sieht doch ganz so aus! rief Izar Rona, wenigstens wenn man sich verbergen nicht das Verstecken seiner Augen, die die besten der Welt zu sein scheinen – ja, bequemt euch einmal dazu, die dunkle Brille abzunehmen – und das Färben der von Natur blonden Haare so nennen kann!«
    Serge Ladko war wie vom Donner gerührt.
    Die Polizei war gut unterrichtet, die Schlinge zog sich enger um ihn zu. Ohne seine Unruhe zu beachten, fuhr Rona noch weiter fort:
    »Aha, mein Bürschchen, jetzt seid ihr ja gar nicht mehr so obendrauf! Ihr wußtet nicht, wie’s mit der Sache stand… doch weiter: In Ulm hattet ihr einen Passagier mitgenommen.
    – Jawohl, gestand Ilia Brusch.
    – Wer war das denn?
    – Ein Herr Jäger.
    – Ganz recht. Würdet ihr mir auch sagen, was aus diesem Herrn Jäger geworden ist?
    – Das weiß ich nicht. Er hat mich mitten im freien Felde, nahe der Mündung der Ipoly verlassen. Ich war selbst erstaunt, ihn nicht in meinem Boote zu finden, als ich dahin zurückkam.
    – Als ihr zurückkamt, sagt ihr? Ihr wart also auch davon weggegangen? Wohin denn?
    – Nach einem nahe gelegenen Dorfe, um für meinen Passagier eine kleine Herzstärkung zu holen.
    – War der denn unwohl?
    – Gewiß, sehr unwohl. Er war nahe daran gewesen zu ertrinken.
    – Und ihr habt ihn wohl gerettet, nehme ich an?
    – Ja, wer hätte es sonst tun sollen, da er nur mich dazu hatte?
    – Hm!« brummte der Richter etwas erregt.
    Er faßte sich jedoch gleich wieder.
    »Ihr rechnet wohl darauf, mit dieser Rettungsgeschichte mein Mitgefühl für euch zu erwecken?
    – Ich? wehrte Ladko ab. Sie fragen mich und ich antworte, das ist alles.
    – Nun gut, erwiderte Izar Rona. Doch sagt mir, hattet ihr vorher je eure Jolle verlassen?
    – Ein einziges Mal, um nach meiner Wohnung in Szalka zu gehen.
    – Könnt ihr mir genau das Datum des betreffenden Tages angeben?
    – Warum nicht, wenn ich mich ein wenig darauf besinnen darf.
    – Ich werde euch helfen. Könnte es nicht in der Nacht vom achtundzwanzigsten zum neunundzwanzigsten August gewesen sein?
    – Das wäre recht gut möglich.
    – Und das leugnet ihr nicht?
    – Nein.
    – Ihr gesteht es zu?
    – Ja, warum nicht?
    – Dann stimmen wir ja überein. Szalka liegt, wie ich glaube, auf dem rechten Uferlande der Donau? fragte Rona mehr gemütlich.
     

    »Ihr wußtet nicht, wie’s mit der Sache stand..« (S. 191.)
     
    – Ja, das stimmt.
    – Und in dieser Nacht vom achtundzwanzigsten zum neunundzwanzigsten August war es, glaube ich, besonders dunkel.
    – Sehr dunkel. Ein ganz abscheuliches Wetter.
    – Das erklärt es ja, daß ihr euch getäuscht habt, daß ihr glaubtet, am linken Ufer angelegt zu haben, und es war doch das rechte gewesen.
    – Das rechte Ufer?«
    Izar Rona stand plötzlich voll auf und sagte, dem Häftling scharf in die Augen blickend:
    »Ja, am rechten Ufer war es, gegenüber der Villa des Grafen Hagenau.«
    Serge Ladko bemühte sich, sein Gedächtnis aufzufrischen. Hagenau? Nein, der Name war ihm unbekannt.
    »Ihr habt euch gut in der Gewalt, bemerkte der Richter, enttäuscht über seinen Einschüchterungsversuch. Es ist also wirklich zum ersten Male, daß ihr den Namen des Grafen Hagenau hört und erfahrt, daß in der Nacht vom achtundzwanzigsten zum neunundzwanzigsten August seine Villa geplündert und sein Hausmeister Christian Hoël schwer verwundet worden ist? Wo, zum Teufel, dachte ich denn hin? Wie könntet ihr von diesem Verbrechen Kenntnis haben, das ja von einem gewissen Ladko begangen worden ist?… Ladko, zum Kuckuck, das ist doch euer Name nicht?
    – Mein Name ist Ilia Brusch, erklärte der Pilot, doch jetzt mit etwas unsichrer Stimme als

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