Der Pilot
als Dewlanna Han auf den Untersuchungstisch bettete. Han spürte einen kleinen Stich, als der Droide ihm Blut abnahm.
»Verstehen Sie Basic, Madame?« erkundigte sich der Droide.
Im ersten Augenblick wollte Han antworten, daß er selbstverständlich Basic verstand, und fragen, wer mit »Madame« gemeint sei, doch dann vernahm er Dewlannas Grollen. Ah, natürlich, die Medi-Einheit sprach mit ihr.
»Dieser junge Patient ist am corellianischen Tanamenfieber erkrankt«, teilte der Droide Dewlanna mit. »Ein sehr ernster Fall. Zum Glück haben Sie nicht länger gewartet, bis Sie ihn zu mir gebracht haben. Ich muß ihn bis morgen hierbehalten und beobachten. Wollen Sie solange bei ihm bleiben?«
Dewlanna knurrte ihre Zustimmung.
»Sehr schön, Madame. Ich werde eine Bactatank-Therapie anwenden, um sein metabolisches Gleichgewicht wiederherzustellen. Das wird außerdem das Fieber senken.«
Han warf einen Blick auf den wartenden Bactatank und unternahm einen kläglichen Versuch, den Ausgang zu erreichen. Doch Dewlanna und die Medi-Einheit hielten ihn mühelos zwischen sich fest. Der Junge fühlte eine weitere Nadel seinen Arm traktieren, dann neigte sich das Universum zur Seite und fiel in tiefe Finsternis.
Han öffnete die Augen und erkannte, daß seine Erinnerungen sich in Schlaf und schließlich in Träume verwandelt hatten. Er schüttelte den Kopf und dachte daran, wie wackelig er auf den Beinen gewesen war, nachdem Dewlanna und der Droide ihm aus dem Bactatank geholfen hatten. Dewlanna hatte die Medi-Einheit aus ihrem eigenen bescheidenen Kreditvorrat bezahlt und sie beide zurück auf die Händlerglück gebracht.
Der junge Pilot schnitt eine Grimasse. Junge, Junge, Shrike war wirklich ein verrückter Kerl. Han hatte Angst gehabt, er würde sie beide in den Weltraum hinauswerfen. Aber Dewlanna hatte nicht das geringste Anzeichen von Furcht gezeigt, als sie sich zwischen dem Captain und Han aufbaute und darauf beharrte, genau das Richtige unternommen zu haben, da der Junge andererseits mit Sicherheit gestorben wäre.
Schließlich gab Shrike klein bei, da sich herausstellte, daß eines der Schmuckstücke, die Han in jener Nacht gestohlen hatte, eine echte Kraytdrachenperle barg. Als der Captain ihren Wert erkannte, gab er sich besänftigt.
Die Arztrechnung erstattete er Dewlanna indessen nicht.
Han seufzte und schloß die Augen. Der Verlust Dewlannas schmerzte wie eine Messerwunde – er konnte tun, was er wollte, er vermochte der Qual und den Erinnerungen nicht zu entkommen. Aber wenn er ihnen nachgab, würde er schließlich dahin kommen, an sie als ein lebendiges Wesen zu denken und sich vorzustellen, wie er mit ihr redete und ihr von seinem Ärger mit der widerspenstigen R2-Einheit berichtete – doch nur, um wieder in einem Schmerz gefangen zu sein, der so brennend und unmittelbar sein würde wie der, den er gestern empfunden hatte, als er ihren sterbenden Körper in den Armen hielt.
Han nahm noch einen Schluck Wasser, um das Würgen in der Kehle zu lösen. Er verdankte Dewlanna. Er verdankte ihr so viel. Sein Leben. sogar seine Identität verdankte er Dewlanna.
Han seufzte. Bis er elf Jahre alt war, hatte er immer nur »Han« geheißen. Der Junge hatte sich häufig verwundert gefragt, ob er überhaupt einen Nachnamen besaß. Einmal hatte er Dewlanna gegenüber seine Besorgnis sowie seine Überzeugung geäußert, daß Shrike der einzige war, der möglicherweise wußte, wer er wirklich war.
Kurze Zeit später hatte Dewlanna gelernt, wie man Sabacc spielte.
Han vernahm ein leises Kratzen an der Tür seiner winzigen Kammer und war sofort hellwach. Er lauschte und hörte abermals ein Kratzen und dann ein verhaltenes Winseln. »Dewlanna«, flüsterte er, glitt aus dem Bett und schob die bloßen Füße in seinen Schiffsoverall. »Bist du das?«
Sie knurrte leise hinter der verschlossenen Tür. Er zerrte den Overall hoch, schloß ihn und öffnete die Tür. »Was ist los? Hast du aufregende Neuigkeiten für mich?«
Dewlanna trat ein; ihr großer, fellbedeckter Körper platzte fast vor Aufregung. Han winkte sie an sich vorbei, und sie setzte sich auf die schmale Koje. Da es keine andere Sitzgelegenheit gab, ließ Han sich neben ihr nieder. Die Wookiee ermahnte ihn, mit gesenkter Stimme zu sprechen. Als Han auf das Chrono sah, stellte er fest, daß es tiefste Nacht war.
»Wieso bist du um diese Zeit auf den Beinen?« fragte er verstört. »Erzähl mir nicht, du hast so spät noch Sabacc gespielt.«
Sie nickte,
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