Der Pilot
stolperte ein paar Schritte weit und übergab sich gründlich und in beschämender Erbärmlichkeit. Bei dem Gedanken daran, was ihn dieses Essen gekostet hatte, fühlte er sich gleich noch schlechter.
Er packte die Leiche unter den Armen und schleifte den Kopfgeldjäger, vor Anstrengung ächzend, über den eisigen Permabeton, wie Shrike ihn darüber gezerrt hatte. Er bewegte sich langsam und vorsichtig rückwärts, bis er einmal mehr vor dem abgrundtiefen Luftschacht stand, den er übersprungen hatte. Han spähte nach unten, dann sah er schnell weg und kämpfte gegen ein Schwindelgefühl an. Der Schacht reichte bis tief, tief unten.
Er rollte die Leiche an den Rand, dann stieß er sie mit beiden Händen hart über die Kante, und der Kopfgeldjäger stürzte trudelnd ins Leere.
Han schaute dem fallenden Körper nicht nach. Mit schleppenden, hinkenden Schritten schlurfte er zurück zu Shrikes Leiche und klemmte den Blaster des Captains in dessen tote Finger. Dann drückte er auf den Knopf, um den Turbolift zu rufen. Als die Türen aufgingen, fiel er beinahe in die hell erleuchtete Kabine.
Der Turbolift trat die Abfahrt an; Han stand auf wackeligen Beinen und hielt sich mit beiden Händen fest. Er hatte alle Mühe, nicht in Ohnmacht zu fallen. Es war eine lange Nacht gewesen.
Epilog
Wiedergeburt
Han Solo stand allein in der Masse drängelnder Kadetten, die sich auf dem Landeplatz auf einem der Dächer Coruscants versammelt hatten. Der enge Kragen der neuen Uniform scheuerte im Nacken, doch er widerstand dem Drang, daran herumzuzupfen. Er würde bloß den Kragen zerknittern, und er wollte so gut wie möglich aussehen.
Rings um ihn wurden Kadetten von ihren Familienangehörigen umarmt und geküßt. Nur wenige blieben so allein wie er. Han suchte die Menge ab und bemerkte ein paar Meter weiter einen dunkelhäutigen jungen Mann, der ebenfalls niemanden zu haben schien. Außerdem entdeckte er eine einsame junge Frau mit einem militärischen Kurzhaarschnitt auf der anderen Seite des Landeplatzes.
Die meisten Kadetten jedoch hatten Väter, Mütter, Brüder und Schwestern, Onkel und Tanten und Vettern und Nichten, die gekommen waren, um sie in der Stunde ihres Triumphs zu verabschieden. Han spürte eine Welle der Einsamkeit über sich hinweggehen. Er war älter als die übrigen Kadetten, und auch das machte ihn zum Außenseiter.
Aber was soll’s? Ich bin hier. Ich hab’ es geschafft.
Der Truppentransporter Imperator hatte auf dem Landeplatz festgemacht und wartete auf sie. Bald würden die Kadetten an Bord gehen und ihre Reise nach Carida antreten, zur imperialen militärischen Ausbildungswelt. Han lächelte ein wenig, als er die Umrisse des Raumschiffs in Augenschein nahm, die übergroße Rückenflosse. Eine corellianische Korvette. Wie passend.
Er ließ den Blick abermals suchend über die Menge schweifen, und plötzlich ging ihm auf, daß er einen ganz bestimmten rotgoldenen Haarschopf unter den Gratulanten zu sehen hoffte. Du spinnst, Solo! Du spinnst echt! Du glaubst doch nicht wirklich, daß sie hier aufkreuzt, oder? Sie ist längst verschwunden.
Nein, entschied Han, er hatte nicht wirklich erwartet, daß sie auftauchen würde. Aber andererseits, irgendwo in seinem Innern, hatte er gehofft, daß sie es tun würde.
Er seufzte. Dewlanna hatte ihm häufig ein altes Wookiee-Sprichwort zitiert, das in Basic übersetzt ungefähr soviel bedeutete wie: »Freude ohne Trauer taugt nicht viel.«
Dewlanna.
Wenn sie ihn jetzt nur sehen könnte. Er stellte sie sich vor, ihre hochgewachsene, zottige Gestalt, die schwarze Stupsnase, die kleinen funkelnden Augen, die beinahe zwischen Büscheln ergrauenden Wookiee-Fells verschwanden. Sie wäre heute sehr stolz auf ihn, das wußte er. Einen Augenblick lang wirkte sie so real, daß er sie sich genau vorstellen konnte und beinahe ihr Grollen und Jaulen hörte, mit dem sie ihm versicherte, wie stolz er sie gemacht habe. Dann würde sie ihm durch das Haar fahren, damit er so einnehmend »zerzaust« aussah.
Die Vorstellung brachte ein kleines Lächeln auf sein Gesicht. Ich hab’s geschafft, Dewlanna, teilte er ihrem inneren Abbild in Gedanken mit. Sieh mich an. Du bist meine Familie, meine einzige Familie, also ist es nur in Ordnung, wenn du heute hier bist, auch wenn du nur noch in meiner Erinnerung lebst…
Und Bria.
Sieh es ein, Solo, sie bedeutet dir noch etwas. Du hältst immer noch Ausschau nach ihr und lauschst auf den Klang ihrer Schritte, ihrer Stimme. Du mußt
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