Der Pirat und die Dirne: Erotischer Roman (German Edition)
Visharaz Nightowl.“
Er sah sie bedeutsam an. Aber Emilia schüttelte nur unwissend den Kopf. „Und wer ist Visharaz Nightowl?“
„Erzähl mir nicht, dass du noch nie von ihm gehört hast! Er war ein berüchtigter Pirat! Einer der Gefährlichsten, die jemals existierten.“
Sie erinnerte sich. Ja, irgendwann hatte sie seinen Namen schon einmal gehört. Vielleicht in einem Kinderlied. Oder in den Geschichten, die sich die Männer oft an der Theke erzählten.
„Und Ihr seid Euch sicher, dieser Nightowl hat die Karte angefertigt?“
„So ist es. Dafür würde ich meinen letzten Zahn verwetten. Um diesen Mann ranken sich viele Legenden. Eine von ihnen ist die Geschichte des Goldschatzes von Madagaskar, den bisher niemand gefunden hat. Alles deutet darauf hin, dass du in den Besitz der Karte gelangt bist, die zu jenem sagenumwobenen Schatz führt.“
Emilia wurde es abwechselnd heiß und kalt. Das war mehr, als sie zu träumen gewagt hatte!
„Darf ich fragen, woher du die Karte hast, Mädchen?“ Seine Augen wurden zu kleinen Schlitzen. „Du warst hoffentlich so klug, niemanden von ihr zu erzählen?“ Jackson hatte plötzlich etwas an sich, was ihr nicht ganz geheuer war. Fest umklammerten seine spindeldürren Finger die Zeichnung, als wollte er sie nie mehr herausgeben.
„Nein, ich habe nur Euch ins Vertrauen gezogen. Lasst uns auf die guten Nachrichten trinken, mein Freund.“
Sie hielt die Hand auf und verlangte nach ihrer Karte. Jackson gab sie nur widerwillig zurück und stieß ein unterdrücktes Grummeln aus. Kopfschüttelnd rollte sie das Papier zusammen und nahm einen Becher und die Karaffe vom Tisch, um ihm Wein einzuschenken. Sie nutzte den Moment, um ihre Gedanken zu ordnen. Sie war sich nicht sicher, ob sie Jackson vertrauen konnte. Dieser Kerl brachte es fertig, ihr Geheimnis an den Meistbietenden zu verkaufen. Ein solch wertvolles Stück war begehrt. Sicherlich gab es Männer, die über Leichen gehen würden, um in ihren Besitz zu gelangen. Je weniger von der Karte wussten, desto besser! Für einen kurzen Augenblick spielte sie mit dem Gedanken, Jackson tatsächlich zu ersticken. Aber die Erinnerung an ihren ertrunkenen Liebhaber brachte sie wieder davon ab. Noch ein Toter innerhalb so kurzer Zeit würde zu viele Fragen aufwerfen. Rico hatte schon seine liebe Mühe gehabt, ihren Freier verschwinden zu lassen. Außerdem war sie keine Mörderin! Stattdessen klappte sie ihr Amulett auf und schüttete Giovannis Schlafgift in Jacksons Trunk. Sie erinnerte sich genau an Gios Worte. Wenn sie genug von dem Pulver in den Wein tat, würde Jackson auf der Stelle einschlafen und sich am nächsten Morgen an nichts mehr erinnern.
Sie verrührte das weiße Pulver mit dem kleinen Finger und brachte Jackson schließlich den Weinkelch. „Wohl bekomm’s“, sagte sie freundlich.
Jackson hob misstrauisch eine Augenbraue und schnüffelte am Rand des Kelches. Dann hob er ihn, als wollte er ihr zuprosten, und nahm einen kräftigen Schluck. Kurz darauf schlief er ein.
***
Im Frühjahr des Jahres 1720 kehrte Giovanni DeMarco nach London zurück. Wie es ihm mittlerweile zur Gewohnheit geworden war, suchte er zuerst das Bordell in der Nähe des Hafens auf.
Emilia saß auf dem Schoß eines wohlhabenden Herrn, als sich die Tür öffnete und Giovanni eintrat. Ohne zu zögern sprang sie auf, eilte auf ihn zu und schloss überschwänglich die Arme um ihn. Glücklich seufzend schmiegte sie sich an seine harte Brust. Aber er löste sich sogleich von ihr. Mit einem Fingerzeig bestellte er ein Bier, schob sie zur Seite und setzte sich an einen leeren Tisch in der Nähe der Theke. Emilia ignorierte die irritierten Blicke ihres Freiers und das zornige Schnauben Laras, die sich nun um den verlassenen Freier kümmern musste, und lief Giovanni nach.
„Was ist denn los? Freust du dich nicht, mich zu sehen?“ Sie setzte sich zu ihm und sah ihn forschend an.
„Natürlich freue ich mich.“ Der Wirt reichte ihm einen Humpen, den Giovanni in einem Zug austrank.
„Das hast du mir früher deutlicher gezeigt.“
Er schwieg. Erst jetzt fiel ihr auf, wie ungepflegt er aussah. Dunkle Ringe zeichneten seine Augen, und ein zottiger Vollbart bedeckte sein Kinn. Die schwarzen Haare waren unordentlich zu einem Zopf gebunden, und seine Kleidung roch nach altem Fisch.
„Tut mir leid, Emilia. In letzter Zeit habe ich wenig Glück gehabt.“
„Was ist denn passiert?“
„Der Handelsherr hat herausgefunden, dass ich
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