Der Pirat und die Dirne: Erotischer Roman (German Edition)
hatte sogar den Bottlereimeister überredet, ihm eine Scheibe Zwieback, etwas Käse und eine Schüssel Trinkwasser aus den Fässern für sie mitzugeben.
„Du musst essen, Emil. Wie willst du denn sonst wieder zu Kräften kommen?“
Sie lehnte ab. Was immer sie auch zu sich nahm, es würde früher oder später nur in den Wellen landen.
Doktor Maberly sollte recht behalten. Nach zwei Tagen hatte Emilia ihre Seekrankheit besiegt und ging Gilbert Slater, dem Schiffskoch, in der Kombüse zur Hand. Mister Slater war ein rundlicher Mann mit einer Stirnglatze, Pausbacken und einer kleinen Schweinsnase. Dass er etwas vom Kochen verstand, sah man ihm auf den ersten Blick an. Von allen an Bord wurde er „Smutje“ genannt. Er war, wie er Emilia erklärte, für die gute Laune und die Gesundheit der Männer verantwortlich, denn es gab nichts Schlimmeres als einen schlechten Koch auf hoher See.
„Aus den Resten der Vortage machen wir einen schönen Eintopf.“ Der Smutje deutete auf den großen Kessel, in dem sich eine undefinierbare Suppe befand und nahm den Karpfen aus, der vor ihm auf dem Tisch lag.
„Und warum bereitet Ihr einen Karpfen zu?“
„Der Fisch ist für die Offiziere. Denen können wir natürlich keine Reste vorsetzen.“
Mit gewürfeltem Pökelfleisch in den Händen lief Emilia zu dem Kochtopf und ließ die Zutaten in die grünliche Flüssigkeit gleiten. Kräftig rührte sie das Gemisch um. Eine Stunde später durfte sie den mit Gemüse und Kartoffeln garnierten Karpfen in die Offiziersmesse bringen.
An dem Tisch saßen Kapitän Bennett, der ihr kaum Beachtung schenkte und mit seinem Navigator Robert Harker in ein Gespräch vertieft war, der unheimlich wirkende Geschützmeister Luigi Piangio und eine Reihe von Offizieren, deren Namen sie nicht kannte. Außerdem hatten die Passagiere und Doktor Maberly Platz genommen, der sie gutmütig anlächelte. „Emil, mein Junge, es geht dir offenbar wieder gut. Na, was habe ich dir gesagt? Ein paar Tage auf See, und du bist ein neuer Mensch. Was hast du uns denn Köstliches mitgebracht?“
Vorsichtig stellte Emilia das Tablett auf den Tisch. Aber weil das Schiff sich hob und senkte, rutschte es hinunter und wurde von einer schmalen Kante abgefangen, die rings um den Tisch angebracht war. „Oh nein!“, stieß sie aus und schlug die Hände vor den Mund.
Maberly lachte. „Keine Sorge, Emil. Das ist ganz natürlich. Wir haben heute einen sehr unruhigen Wellengang.“
Der Kapitän griff nach dem Tablett und tat sich etwas von dem Fisch auf seinen Teller, dann reichte er es in der Reihe weiter.
„Geh nur und stärke dich“, sagte Maberly zu ihr. „Wir kommen hier schon allein zurecht.“
„Danke! Aye Aye, Sir!“, rief Emilia und eilte in den Mannschaftsspeiseraum, in dem die Matrosen an den Tischen saßen und auf ihr Mittagessen warteten. Sie setzte sich zu Wyatt, weil sie Giovanni von diesem Platz aus gut im Blickfeld hatte. Es fiel ihr auf, dass sich Gio stets nur mit bestimmten Leuten unterhielt. Es waren Männer, die unheimlich und grausam auf sie wirkten. Sie grenzten sich von den anderen ab und blieben immer unter sich.
„Reicht mir eure Schüsseln“, hörte sie plötzlich eine vertraute Stimme. Gilbert kam mit dem dampfenden Topf herein und stellte sich an die Spitze des Tisches. Eine lange Schlange bildete sich vor ihm und er tat jedem etwas Eintopf auf. Als Emilia an der Reihe war, kippte er ihr eine besonders große Portion in die Schüssel.
„Weil du heute so fleißig warst“, sagte er mit einem Augenzwinkern.
Emilia setzte sich auf ihren Platz zurück, hielt ihre Schale mit einer Hand fest, damit sie bei dem starken Wellengang nicht vom Tisch rutschte, und schnappte sich mit der anderen einen Holzlöffel, den sie in ihr Essen tunkte. Bei Gott, sie hatte wirklich Hunger wie ein ausgewachsener Bär. Gierig schaufelte sie den Eintopf in den Mund. Der warme dicke Brei tat ihr gut. Endlich hatte sie nach all den Strapazen wieder etwas Festes im Magen, was sie obendrein von innen wärmte.
„Du schlingst das Zeug ja hinunter wie ein ausgehungertes Tier“, scherzte Wyatt. In diesem Moment flog eine Schüssel durch die Luft, und ihr Inhalt verteilte sich mit einem Platsch auf dem Tisch.
„Du elender Hurensohn! Hältst dich wohl für etwas Besseres“, knurrte ein breitschultriger Kerl mit langen roten Haaren, die wie Flammen aussahen. Wütend erhob er sich von seinem Platz und fixierte seinen Gegner.
„Beruhige dich Cassius und setz dich
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