Der Pirat und die Dirne: Erotischer Roman (German Edition)
Zeit zu verlieren“, sagte er und schnappte sich seine Fackel, um weiter zu gehen.
Ein gutes Stück hatten sie bereits hinter sich gelassen, als Emilia einen merkwürdigen Riss in der Wand entdeckte, der senkrecht in die Tiefe ging und dann zur Seite abknickte. Er sah verdächtig aus – als wäre er nicht auf natürliche Weise entstanden. Wie aus dem Nichts senkte sich plötzlich eine Hellebarde aus der Wand herab und schoss auf den ahnungslosen Giovanni zu.
„Vorsicht!“, brüllte sie so laut sie nur konnte. Ohne lange zu überlegen setzte Emilia zum Sprung an und riss ihn von hinten zu Boden. Mit einem gewaltigen Luftzug sauste die Stoßwaffe über ihre Köpfe hinweg.
Erst als das Beil der Hellebarde nur wenige Fingerbreit hinter ihnen in den Boden schlug, wagte sie wieder zu atmen. Langsam kletterte sie von Giovanni herunter. „Ich möchte hier raus“, sagte sie mit zitternder Stimme und sah ihn flehend an. Der Schrecken stand auch ihm ins Gesicht geschrieben, doch er versuchte sich zusammenzureißen.
„Der Schatz ist nicht mehr fern, ich spüre es.“
„Was nützt uns ein Schatz, wenn wir tot sind?“
„Du übertreibst. Bisher ist uns nichts zugestoßen.“
„Nichts zugestoßen nennst du das? Du wärst beinahe geköpft worden!“ Sie verstand nicht, wie er das einfach so herunterspielen konnte. Aber Giovanni schien ihr gar nicht richtig zuzuhören. Etwas anderes hatte seine Aufmerksamkeit gefesselt.
„Sieh doch – dort drüben.“
Er deutete zu einem schwachen Lichtstrahl, der durch eine große Spalte am Ende des Ganges durch die Wand fiel.
„Ich sehe mir das mal an.“
„Du musst lebensmüde sein.“ Wieso wollte er sich erneut in Gefahr bringen? Wer wusste denn schon, wie viele Fallen dieser verfluchte Nightowl konstruiert hatte?
„Verstehst du denn nicht, Emilia? Wir sind am Ziel!“
Er rappelte sich auf und rannte zu der Lücke.
„Das ist unglaublich!“, sagte er wie in Trance. „Nie sah ich etwas Atemberaubenderes. Das solltest du dir nicht entgehen lassen.“
Emilia beobachtete ihn verwirrt. Was versetzte ihn nur in derartige Verzückung? „Ist es unser Schatz?“, fragte sie und spürte, wie die Gier in ihr wuchs.
Das Leuchten in seinen Augen sprach mehr als tausend Worte. Als er durch die Öffnung trat, vergaß sie jegliche Vernunft, sprang auf und eilte ihm nach. Sie gelangte in einen hohen Raum, in dem sich Berge aus Gold und Silber türmten. Das Licht der Sonne fiel durch ein Loch in der Decke und ließ Münzen, Krüge, Töpfe und Schüsseln förmlich erstrahlen. Sprachlos schritten sie durch die Schatzkammer, in der Nightowl und seine Männer vor über 100 Jahren ihre Beute versteckt hatten.
In diesem Moment existierten weder Ängste noch Sorgen. Emilia hängte ihre Fackel an die Wand und tauchte beide Hände in das Meer aus Gold. Wohin das Auge auch blickte – die wertvollsten Schätze aus aller Welt waren hier gelagert. Griechische Götterfiguren, Juwelen aus Indien, wertvolle Kelche aus Rom, aus denen Cäsar selbst getrunken hatte. All die Kostbarkeiten, die Nightowl im Laufe seines Lebens erbeutet hatte, lagen in greifbarer Nähe zu ihren Füßen. Emilia hängte sich eine Perlenkette um, zierte ihr Haupt mit einer Krone aus Diamanten und streifte sich auf jeden Finger einen Goldring. Derart geschmückt waren nicht einmal Könige! Giovanni legte seine Fackel ab, hockte sich zu ihr und legte beide Hände auf ihre Schultern. „Alles, was du hier siehst, gehört nun uns.“
„Uns?“
Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn forschend an. „Was bedeutet ‚uns’?“
Ein unverschämt charmantes Grinsen zeichnete sich auf seinen Lippen ab. „Du weißt doch, was ich meine. Uns – dir und mir.“
Sie lachte heiser und schüttelte den Kopf. „Ich glaube, du hast unsere Abmachung vergessen. Das meiste gehört mir.“
„Aber wir gehören zusammen.“ Er rückte näher und rieb seine Nase an ihrer Stirn.
„Ich habe nicht die Kraft, mich ein weiteres Mal auf diese Spielchen einzulassen“, sagte sie ernst.
„Das ist kein Spiel, Emilia. Nicht dieses Mal.“
Emilia legte sich auf den Münzberg und ließ eine Hand voll glitzernder Taler auf ihren Bauch rieseln, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen.
„Ich sage die Wahrheit. Meine Gefühle für dich sind echt. Ich habe nur zu spät erkannt, wie wichtig du mir bist.“
Giovanni beugte sich über sie und streichelte ihr Kinn. „Bitte glaube mir. Seit Jonathan an Bord kam, quälte mich die Eifersucht. Es verging
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